Sonne, Schnee und Tote
schaffen. Bis dann.“
Bert
hatte aufgelegt, ehe Kees Bloemberg etwas dagegenhalten konnte und alles, was
von dem Telefonat blieb, war ein unangenehm hoher Dauerton, der ins Ohr des
Inspektors drang, bis er das Telefon weggelegt hatte.
Auf
dem neuerlichen Weg zu Van Houden, wurde er den Verdacht nicht los, dass Bert –
genau wie der Hauptkommissar – nicht begeistert von dem Thema war und sich aus
diesem Grund schlichtweg geweigert hatte, darüber zu sprechen. Spätestens in
Veere würde er herausfinden, warum.
Nicolas
van Houden war von Kees‘ Vorhaben wenig angetan, stimmte aber unter der Auflage
zu, dass dieser den eigenen Wagen für die Anreise nutzte und vor Dienstschluss
wieder zurück war. Er erinnerte Kees auch noch einmal daran, dass er einen
Bericht inklusive Rechtfertigung seines Treibens am gestrigen Tag anzufertigen
hatte. Vorschriften waren Vorschriften und die sahen vor, Beschädigungen
jeglicher Art für die prüfenden Instanzen aufzuarbeiten. Bloembergs in
Feyenoord demoliertes Fahrzeug war am frühen Morgen einer Werkstatt übergeben
worden und würde frühestens in ein paar Tagen wieder einsatzbereit sein. Ohne
Bericht blieb fraglich, ob er das Auto zeitnah zurückbekäme.
Kapitel 8
11:28 Wilhelmina-Pier
In
drei Meter Höhe erbrach sich Surveillant Ronald Rudjard über den Inhalt des
Abfallcontainers. Sein Gesicht war kreideweiß und je länger er auf das starrte,
was er gerade mit seinem Mageninhalt bedeckte desto heftiger wurde der
Würgreflex. Commissaris Maartens hatte, bevor sie sich an die Arbeit gemacht
hatten, darauf bestanden, dass sie einen kurzen Abstecher zum nächsten
Fastfoodrestaurant machten.
Während
Maartens in sicherem Abstand von dem abholbereiten Container mit allen
Überresten aus Hadoshs Lagerhaus bedächtig an seinem Burger kaute, ließ Ronald
sich ein Frikadellenbrötchen nach dem anderen noch einmal durch den Kopf gehen.
„Wie
sieht es aus, Junge?“, fragte Maartens zwischen zwei Bissen. „Irgendwelche
Auffälligkeiten?“
Eigentlich
interessierte ihn nicht, was der Surveillant dort oben sah oder auch nicht. Die
Ergebnisse, die der Hauptkommissar verlangte, juckten ihn auch nicht wirklich.
Zumal der aufgebracht wirkende Nasridim Hadosh, der mit verschränkten Armen
neben Maartens stand und irgendein ausländisches Zeug faselte, bereits kurz
nach ihrem Eintreffen deutlich gemacht hatte, dass die Sache mit den
Einschnitten dem Herrn Hauptkommissar bereits bekannt sei. Nichtsdestotrotz
hatte Maartens Rudjard aufgefordert, die in der Sonne verwesenden Rinderhälften
unter die Lupe zu nehmen. Es war ein gutes Gefühl, einem anderen etwas befehlen
zu können und selbst dabei zuzuschauen. Mitleid mit dem jungen Surveillant
hatte Fred nicht.
Je
früher man das Eklige kennenlernt desto besser, um in diesem Job klarzukommen , dachte er, schob sich das letzte Stück
seines Burgers in den Mund und machte einige Schritte auf den Container zu.
Ronald
Rudjard war nicht in der Lage auf Maartens Frage zu antworten. Lediglich ein
angedeutetes Kopfschütteln ließ erahnen, dass er sich bei dem Gestank, der ihm
entgegenschlug, den sich im Fleisch tummelnden Maden und darum herumkreisenden
Schmeißfliegen nicht darauf konzentrieren konnte, irgendwelche Einschnitte zu
begutachten. Tief gebeugt stand er auf der Leiter und kämpfte um die Kontrolle
seines Magens.
Fred
Maartens zuckte mit den Schultern, zerknüllte das Burgerpapier und warf es im
hohen Bogen in den Container. Danach griff er in seine Hosentasche und zog eine
Kaugummipackung hervor.
„Nur
weiter die Augen aufhalten, Surveillant“, ermutigte er Rudjard und steckte sich
einen Kaustreifen in den Mund. „Es ist enorm wichtig, dass wir etwas Handfestes
von hier mitnehmen.“
„Okay“,
gab Rudjard halb erstickt von sich und unterdrückte tapfer den wiederkehrenden
Brechreiz.
„Wunderbar,
ganz wunderbar. Vorbildlich, Junge.“
Maartens
lächelte. Es gab also doch noch immer Leute, die die wirklich fiese
Drecksarbeit für ihn erledigen konnten, ohne dass er sich die Finger schmutzig
machen musste. Das war eine sehr zufriedenstellende Erkenntnis. Denn er wusste,
wenn das jetzt bei Bloemberg nicht mehr funktionierte, musste er eben ein paar
Ebenen tiefer nach „Kollegen“ suchen. In Rudjard, der ihm auf dem Revier rein
zufällig über den Weg lief, während Fred wütend zum Fuhrpark gestampft war, hatte
er einen solchen gefunden. Jung, frisch eingestellt, ohne Rang und Namen.
Irgendwie
war dem
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