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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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wurden.
    „Lächerlich“,
schimpfte er. „Der immer-coole Bloemberg weint einer Frau hinterher. Dabei
bringt doch keiner Inspecteur Kees Bloemberg zum Weinen … genauso wenig wie zum
Beispiel, Chuck Norris.“ Er schmunzelte bei den letzten Worten. Eigentlich fand
er diese Chuck-Norris-Witze ziemlich blöde. Auf dem Revier machten sie in
letzter Zeit ständig die Runde. In manchen Situationen entlockten sie ihm aber
doch ein pflichtschuldiges Grinsen. In diesem Moment, sogar ein unvermitteltes
Lachen.
     
    Den
restlichen Weg zu Bert van Heligs Jachthafen schob er die Gedanken an die
Vergangenheit beiseite, drehte die Musik noch etwas lauter auf und versuchte
sich bei „Surfin Bird“ von The Trashman auf das zu konzentrieren,
aufgrund dessen er diesen Weg überhaupt in Kauf nahm.
    Gleichzeitig
hoffte er inständig darauf, mehr Antworten zu erhalten, als auf weitere Fragen
zu stoßen, denn mittlerweile waren vier Tage seit Ermittlungsbeginn verstrichen
und er tappte im Dunkeln, wie selten zuvor. Wenn wenigstens ein wichtiges Indiz
oder eine heiße Spur in den bisherigen Ermittlungen aufgetaucht wäre, an die er
sich hätte heften können, sähe die Sache mit ziemlicher Sicherheit ganz anders
aus, aber dem war nicht so.
    Das
Prinzip Hoffnung, Kees, das Prinzip Hoffnung , sagte er sich, obgleich er damit in der Vergangenheit
noch nie gute Erfahrungen gemacht hatte.
     
    ***
     
    11:50
Veere, Winterhafen
    Eine
knappe halbe Stunde später knirschte der Schotter des Hafenparkplatzes unter
Bloembergs Autorreifen. Er brachte den Wagen zum Stehen, wobei die Bremsen
deutlich mitteilten, dass ein Wechsel von Bremsschreiben und Backen längst
überfällig war.
    Kees
zog den Zündschlüssel, steckte die Sonnenbrille zurück ins Handschuhfach und
stieg aus.
    Es
war ein gutes Gefühl, wieder hier zu sein, auch wenn der Anlass die Freude
darüber deutlich schmälerte.
    Schnell
überwand er die Distanz zwischen Auto und Berts Behausung.
    Auf
sein Klopfen an die Fronttür des eigenartigen Containergebildes, in dem Bert
seit acht Jahren wohnte, öffnete niemand und es kam auch keine Antwort. Da die
Tür aber nicht verschlossen war (Bert hatte das immer für überflüssig gehalten,
schließlich besäße er nichts, was es zu klauen lohnte), trat Bloemberg einfach
ein.
    Auf
dem Kunststofftisch im Eingangsbereich, den Bert als Esszimmer und Ort für das
Aufbewahren von Bierkästen, sowie seines Kühlschrankes nutzte, stand eine
verwaiste, zum Großteil geleerte Bierflasche neben einem überquellenden
Aschenbecher.
    „Hallo,
Bert?“, fragte Kees und betrachtete die beachtliche Ansammlung an
Zigarettenstummeln im Ascher mit einigem Missfallen. Dafür, dass der alte Mann
ihm vor Monaten versprochen hatte - seiner angeschlagenen Gesundheit wegen -
den Konsum einzuschränken, war dieser Haufen an Glimmstängelresten
beeindruckend.
    „Bert,
bist du zu Hause?“, fragte Kees erneut und näherte sich der Zwischentür, die in
den Flur mit der Kochnische führte, während er einen Blick auf die Wanduhr über
der Tür warf.
    11:56 .
Er war pünktlich, aber wo steckte dieser dicke, kettenrauchende Hafenmeister?
    Als
auf Kees‘ erneuten Zuruf noch immer keine Antwort zu vernehmen war und Bloembergs
Blick in das Räumchen, in dem Bert seine Notdurft in einem Campingklo zu
verrichten pflegte, nur verriet, dass er derzeit nicht auf der Toilette weilte,
öffnete der Inspecteur die Zwischentür. Er durchschritt sowohl den schmalen
Flur mit der Küchenzeile als auch das muffige, unaufgeräumte Schlafzimmer des
Hafenmeisters und verließ den Wohncontainer durch die Hintertür.
    Er
trat unter dem aus zusammengeschusterten Zeltstangen und Takelage
improvisierten Vordach hervor auf den Rasen. Dort blinzelte er des grellen
Sonnenlichtes wegen ein paar Mal, schaute sich um und entdeckte endlich den
Mann, nachdem er bislang erfolglos gerufen hatte.
    Bert
van Helig bewegte sich etwa vier Meter tiefer und gefühlte fünfzig Meter
entfernt mit der Grazie eines Nilpferds über den Steg, der zu den Bootsanlegern
führte. Links und rechts trug er diverse Gegenstände, die Kees aus der
Entfernung nicht zu identifizieren vermochte. Lediglich bei einem war er
sicher, dass es sich um eine Kühlbox handelte und die Art, wie Bert sie trug,
ließ darauf schließen, dass sie vollgepackt war.
    Kees
beobachtete, wie der Mann an einem, der wenigen im Hafen verbliebenen
Segelboote, haltmachte und ein Gepäckstück nach dem anderen darauf verstaute.
Beim Heben der Box und

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