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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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was ihnen gefällt.«
    Die Heilerin ließ ihre Hand nun wieder los. »Was ich soll tun für dich?«
    »Bitte Papa und Rangi um Beistand. Sie mögen ein Auge auf meinen Weinberg haben.«
    »Saft der Beeren machen Krieger schwach.«
    Nicht auch noch du!, dachte Louise verzweifelt. Verstand denn auf der ganzen Welt niemand, dass Wein zu machen eine Kunst ist und Wein zu trinken ein Genuss? Dass die Winzer es nicht darauf anlegten, Menschen zur Trunksucht zu verführen und Krieger zu schwächen?
    »Das weiß ich. Aber sie werden nur schwach, wenn sie zu viel Wein trinken. Sie müssen selbst entscheiden, was gut für sie ist.«
    Die tohunga seufzte. »Ich werde zu Papa und Rangi sprechen. Aber wenn dein mauri zu Ende ist, du sterben.«
    Louises Herz stockte. Sterben? Das wollte sie auf keinen Fall! »Was soll ich tun, Ahorangi? Bitte, gib mir einen Rat!«
    Die Alte sah sie lange an. »Du musst Freude wiederfinden. Und Liebe.« Damit wandte sich die Heilerin ab und kehrte, auf ihren Stock gestützt, zu ihrem Haus zurück.
    Louise war den Tränen nahe. Sie will mir nicht helfen, denn sie denkt ebenso wie alle anderen. Stattdessen schwatzt sie irgendwelchen Unsinn von Freude und Liebe. Zornig stampfte sie mit dem Fuß auf den Boden, bevor sie in den Busch zurücklief.

3

    Helena konnte der Versuchung nicht widerstehen. Nachdem sie bemerkt hatte, dass Louise nicht da war, zog sie ihr einfachstes Kleid über und lief hinaus zum Geräteschuppen. Als sie an einigen Arbeitern vorbeiging, schnappte sie auf, dass die Presse wieder Probleme machte. Das würde gewiss einige Zeit in Anspruch nehmen und Newman davon abhalten, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, das Weinlaub auszudünnen.
    Nachdem sie einen Korb gefunden hatte, strebte sie dem Weinberg zu. Das Wetter war nicht besonders gut, doch noch gab es keine Anzeichen für Regen. Ihr geübter Blick machte sofort die Stöcke aus, deren Laub zu dicht stand.
    Zwar würde es ihr niemand danken, aber sie war froh, endlich etwas Nützliches tun zu können.
    Vorsichtig zupfte sie die überschüssigen Blätter ab, und aus Gewohnheit überprüfte sie zugleich die Reben. Was für prachtvolle Trauben! Dieser Jahrgang würde gewiss groß werden.
    Ein Rascheln riss sie aus ihrer Arbeit.
    Ist das wieder ein Maori-Kind?, fragte Helena sich und spähte durch das Spalier. Ein Mann tauchte zwischen den Reben auf. In seiner groben grauen Kluft und den dicken Stiefeln wirkte er wie einer der Arbeiter. Er strich sich ein paar Blätter von der Schulter und sah sich suchend um.
    Helena zog sich rasch zwischen die Stöcke zurück.
    »He, Nigel, wo bleibst du?«, rief er leise.
    Niemand antwortete.
    Doch plötzlich erschien ein zweiter Mann in der Reihe. Sein Haar hing wirr herab. Seine Tweedjacke war an der Seite eingerissen.
    »Da bist du ja!«, sagte der Erste. »Hab schon gedacht, ich hätte dich in dem Gestrüpp verloren!«
    »Du musst ja auch rennen wie ein Irrer!«
    »Reg dich ab! Wir haben keine Zeit zum Diskutieren! Du weißt, was du zu tun hast!«
    Ein böser Verdacht befiel Helena. Was, wenn die Abstinenzler versuchten, im Weinberg Schaden anzurichten?
    Ich muss Newman Bescheid geben, dachte sie. Doch wie soll ich an den beiden vorbeikommen? Und was, wenn sie mich entdecken?
    Helena atmete tief durch und stürmte davon. Die Männer drehten sich im selben Moment um. Ihre Blicke trafen sich. Helena stieß einen Schrei aus und rannte weiter, so schnell sie konnte. Ihr Herz trommelte wild in der Brust. Was, wenn sie versuchen, eine unliebsame Zeugin zu beseitigen?
    Schwere Schritte folgten ihr. Die Männer setzten ihr nach.
    »He, warte doch, Süße!«, rief einer höhnisch.
    »Wir tun dir schon nichts!«, fügte sein Kamerad hinzu.
    Helena versuchte, noch schneller zu laufen. Aber ihr ging die Luft aus. Verzweifelt kämpfte sie gegen heftige Seitenstiche an. Sie dürfen mich nicht kriegen!
    Als sie glaubte, dass ihre Verfolger schon ganz nahe waren, lichtete sich das Spalier vor ihr. »Hilfe!«, rief Helena mit letzter Kraft in der Hoffnung, dass Newman oder seine Leute in der Nähe waren.
    Als sie auf die Grasfläche stolperte, stürmten ihr tatsächlich ein paar Arbeiter entgegen. Der Kellermeister selbst fing Helena auf und stützte sie, als ihre Beine versagten. »Madam, um Gottes willen, was ist passiert?«
    Helena krümmte sich keuchend. Im ersten Moment war sie nicht in der Lage zu sprechen. »Da sind Männer im Weinberg! Die führen irgendwas im Schilde!«
    »Haben die Sie

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