Sonne über Wahi-Koura
erleiden können.«
Also geht es nur wieder um das Kind.
»Mister Newman hat Wachen aufgestellt. Ihre Leute werden nicht zulassen, dass mir jemand etwas antut.«
»Ich bleibe dabei: Solange Sie schwanger sind, werden Sie den Weinberg nicht mehr betreten«, beharrte Louise. »Haben Sie verstanden?«
Helena nickte resigniert. »Ja, Madame.«
Louise blieb schweigend vor ihr stehen. Was will sie jetzt noch?
»Sie haben sich Bücher über den Weinbau aus der Bibliothek geholt, nicht wahr?«
»Brauchen Sie einen bestimmten Band zurück?«, fragte Helena. »Ich wollte heute Nachmittag gerade einige Exemplare zurückbringen. Ich überlasse Ihnen selbstverständlich das Buch, das Sie möchten.«
»Ich will nicht lesen«, sagte Louise unwirsch und wanderte im Zimmer auf und ab. »Diese Bibliothek hat mein Vater aufgebaut. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, eine der umfangreichsten Literatursammlungen über den Weinbau zu besitzen.«
Worauf will sie hinaus?
»Sie haben vor mitzuarbeiten, nicht wahr?«
»Ja«, erklärte Helena fest. »Ich möchte Sie unterstützen. Ich weiß, dass Sie die Führung des Gutes nicht aus der Hand geben wollen, aber ich möchte Ihnen zumindest eine Hilfe sein.«
»Sie werden sich um Ihr Kind kümmern, nichts weiter!«
»Aber das eine schließt das andere doch nicht aus. Ich könnte Ihrem Enkel viel über den Weinbau beibringen.«
»Das werde ich tun!«, erklärte Louise entschlossen.
»Aber glauben Sie nicht, dass das alles etwas viel für Sie ist?«, fragte Helena in versöhnlichem Ton und lächelte gewinnend.
Doch Louise blieb kühl. »Sie werden sich an meine Anweisungen halten!«, bellte sie und zog sich grußlos zurück.
Die Gegend um den Hafen war nicht gerade die beste Adresse von Napier. Fischgestank hing in der Luft, Pfützen von Brackwasser standen auf den Wegen, die von Fischabfällen und Müll verunreinigt waren. Die Schiffsglocke eines Schoners ertönte, der am Kai vor Anker lag. Niemand, dem etwas an seiner Geldbörse oder seinem Leben lag, kam zu Nachtzeiten hierher, denn hier tummelte sich der Bodensatz der Stadt.
Jacob Manson wusste keinen besseren Ort, um sich mit seinen Handlangern zu treffen. Ein Auftauchen in der Hafenkneipe hätte seinem Ruf geschadet und sein Engagement in der Abstinenzlerbewegung in Frage gestellt. Also hatte er es gewagt, sich hier zu verabreden.
Die beiden Männer standen im Schlagschatten einer Lagerhalle. Hin und wieder aufleuchtende Zigarettenglut verriet ihre Position.
Bevor Manson zu ihnen ging, strich er unauffällig über seinen Mantel, um den Sitz seines Revolvers zu überprüfen.
»Da sind Sie ja, Sir.« Der Größere der beiden trat aus dem Schatten. »Wir dachten schon, wir müssten uns die Beine in den Bauch stehen.«
Manson verzog abschätzig das Gesicht. »Bei der Summe, die ich euch zahle, sollte euch das nichts ausmachen.«
»Das tut es auch nicht«, erklärte der Mann mit dem Rattengesicht, nachdem er seinem Kumpan einen Knuff versetzt hatte.
»Und wie sieht es auf dem Gut aus?«
»Wir haben uns nicht lange umsehen können«, sagte der Lange. »Eine Frau ist aufgetaucht. Eine mit dickem Bauch.«
»Die Schwiegertochter von Madame«, brummte Manson ungehalten. »Ich habe euch doch gesagt, dass ihr euch nicht erwischen lassen sollt.«
»Uns hat auch niemand anderes gesehen«, behauptete das Rattengesicht. »Wir haben die Kleine ein bisschen durch den Weinberg gescheucht und sind dann abgebogen, bevor Newman und seine Leute uns sehen konnten.«
»Demnach war die Aktion ein Reinfall!« Manson ballte die Fäuste. Vielleicht hätte ich mir andere Spitzel suchen sollen, dachte er.
»Nicht ganz, Sir.« Der Rattengesichtige wechselte einen Blick mit seinem Kumpel. »Wir haben die ideale Stelle gefunden, an der wir ...«
Schritte näherten sich.
Misstrauisch spähte das Rattengesicht um die Ecke der Lagerhalle. »Sie sind wirklich allein gekommen?«, fragte er Manson misstrauisch.
»Natürlich. Glauben Sie etwa, ich habe Angst, in diese Gegend zu gehen?«
»Selbstverständlich nicht«, gab der Rattengesichtige zurück. »Mit einer Kanone unter dem Mantel hätte ich auch keine Angst, hier zu sein.«
»Reden Sie keinen Unsinn!«, knurrte Manson, während er einen Umschlag aus der Tasche zog. »Ich denke, wir sollten das Gespräch jetzt beenden. Sie wissen, was Sie zu tun haben, also baue ich darauf, dass Sie alles zu meiner Zufriedenheit erledigen.«
»Selbstverständlich!«, versprach der Lange, während sich sein
Weitere Kostenlose Bücher