Sonne, Wind und Mord (German Edition)
mein Büro, dann können wir alles
Weitere besprechen. Polizeistation Prinz-Frederick-Henry-Straat.“
Am anderen Ende der Leitung war nichts mehr zu
hören. Kurz darauf war die Leitung tot. Van Houden legte den Hörer wieder
beiseite und atmete tief durch. Beelham versagte bei der Scheinverhaftung von
Bloemberg und seinen Begleitern zu deren eigenem Schutz, jetzt musste Van
Houden sich auch noch persönlich um einen dubiosen Entführungsfall kümmern.
Dieser Tag wurde immer beschissener, heute musste er sich sogar schon von einem
hochnäsigen Politiker aus Übersee anbrüllen lassen. Nahm dieser Tag denn gar
kein Ende?
21:50
Der Umweltpolitiker erschien knapp eine halbe
Stunde später in Van Houdens Büro. Am liebsten hätte der Hauptkommissar den
zuvor am Telefon Tobenden sofort weggesperrt, stattdessen bot er ihm einen
Platz und eine Tasse Kaffee an und versuchte nüchtern und sachlich zu bleiben.
Sein Gegenüber tat ihm nicht den Gefallen, es ihm gleich zu tun. Nachdem sie
den obligatorischen Kaffee getrunken hatten, führten sie ein intensives
Gespräch, bei dem Greenly mehr als nur einmal laut wurde. Letztendlich einigte
man sich darauf, sofort mit der Fahndung nach dem vermissten Krankenwagen zu beginnen.
Keine allzu schwere Aufgabe, waren alle Fahrzeuge der Rotterdamer
Rettungskräfte vor wenigen Jahren doch mit einem GPS-Sender ausgestattet
worden, um eine bessere Koordination zu ermöglichen. Wieso man ihm das nicht im
Krankenhaus gesagt hatte, war Greenlys verblüffte Frage gewesen, auf die der
Hauptkommissar nur abwinkend geantwortet hatte: „Wahrscheinlich weil Sie nicht
gefragt haben.“ Der Hauptkommissar stand auf und zog sich die Winterjacke an.
Um fünf Minuten nach zehn verließen sie das
Büro des Hauptkommissars. Das hieß: Der Krankenwagen, wo immer er auch war,
hatte mehr als vier Stunden Vorsprung. In dieser Zeit konnten die Entführer
schon zigmal das Fluchtfahrzeug gewechselt haben. Keine guten Voraussetzungen,
Dennis Abnegator allzu schnell wiederzusehen, aber die Hoffnung starb
bekanntlich zuletzt.
00:00- 05:15
00:30 Nordholland,
Gemeinde Petten
Der Vorteil an den Niederlanden ist, dass sie
nicht besonders groß sind. Die Strecke von Süden nach Norden bewältigt man bei
gewöhnlicher Geschwindigkeit in weniger als vier Stunden. Kees Bloemberg saß am
Steuer des dunkelgrünen Wagens und brauchte keine drei. Es war kurz nach
Mitternacht als sie die Gemeinde Petten erreichten. Alles lag wie ausgestorben
da. Hier war höchstens im Sommer etwas los, dann, wenn die Touristenschwärme
diese Gegend überfluteten. Im Winter, zu dieser Uhrzeit, brannte nicht einmal
mehr ein einzelnes Licht in den spärlichen kleinen Orten. Die Straßen waren leer
gefegt, nicht ein Auto kam ihnen auf dem Weg zwischen Alkmaar und Petten
entgegen. Alles was hier lebendig wirkte, war der Sturm, der seine volle Wucht
endlich entfaltet hatte, mit mehr als 100 Km/h raste er über das flache Land.
Alle Windkrafträder, die sie passierten, waren vorsichtshalber aus dem Betrieb
genommen worden, niemand wollte riskieren, dass die Anlagen zerstört wurden.
Das war eines der größten Mankos dieser Art der Energiegewinnung. Sie konnten
bei hohen Geschwindigkeiten, dann wenn sie theoretisch die größte Menge an
Energie erzeugen konnten, nicht verwendet werden, da durch die Bauweise keine
Stabilität garantiert werden konnte und die Windkrafträder somit bei Sturm
Gefahr liefen, zerstört zu werden.
Sie fanden die Forschungsanlage schnell, auch
wenn man sie mitten in der Dünenlandschaft aufgebaut hatte. Die Ausmaße, die
die Gebäude hatten, waren weit und breit einzigartig. Bloemberg fuhr zum
Haupteingang.
„Und was jetzt?“, fragte er, als sie vor dem
verschlossenen gesicherten Rolltor der Anlage zum Stehen kamen.
„Wir fahren rein und sehen zu, dass wir Jahn
in die Finger bekommen?“, fragte Linda so selbstverständlich, dass es schon
beleidigend klang. Bloemberg war nicht in der Stimmung sich zu streiten, auch
wenn ihm diese Art an Linda überhaupt nicht gefiel.
„Soso, wir fahren also rein… durch das
verschlossene Tor nehme ich an? Mit einer Menge Anlauf?“
„Bloemberg, sei nicht albern. Das Tor ist mit
einem Kartenlesegerät verbunden, dort vorn.“
„Gut zu wissen, und du hast eine Karte nehme
ich an.“
„Natürlich habe ich eine Karte.“
„Gut, worauf wartest du dann noch?“
Linda beäugte ihn kritisch, als wollte sie
sagen. „Es regnet in Strömen und die
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