Sonne, Wind und Mord (German Edition)
nächste Windböe reißt mich in den nächsten
Graben, wieso gehst du nicht?“, blieb aber stumm und blieb stattdessen einfach
sitzen.
„Ist noch irgendwas?“, fragte Bloemberg
verwundert.
„Nein, nichts… alles bestens…“, genervt riss
Linda die Beifahrertür auf und stapfte in den Regen hinaus. Sie holte ihre
Geldbörse heraus und zog die Karte hervor. Der Wind zerrte an ihren Haaren und
der Kleidung, während der Regen unbarmherzig in ihr Gesicht klatschte. Schnell
zog sie den Magnetstreifen über das Kartenlesegerät, aber es tat sich nichts.
Zwei LED Leuchten waren in dem Lesegerät installiert, rot und grün. Derzeit
leuchtete ausschließlich die rote. Grün, was bedeutet hätte, dass sich das Tor
geöffnet hätte, weigerte sich beharrlich aufzuleuchten. Jeder von Lindas
weiteren Versuchen blieb so erfolglos wie ihre ersten. Schließlich, vollkommen
durchnässt, ging sie zurück zum Wagen und stieg wieder ein. Sie sah Inspektor
Bloemberg gar nicht erst an.
„Und jetzt?“, fragte der ziemlich nüchtern.
„Anlauf nehmen und durchfahren, Bloemberg. So
wie du es eben vorgeschlagen hast“, antwortete sie mit angefressener Stimme und
blickte immer noch nicht auf.
„Wie du meinst“, erwiderte Kees ausdruckslos
und setzte zurück.
„Bist du vollkommen übergeschnappt, das ist
ein gusseisernes alarmgesichertes Tor“, brüllte Linda als er, den ersten Gang
einlegte und dazu ansetzte, Gas zu geben. Bloemberg brach die Aktion ab und
ließ den Wagen langsam ausrollen. Er lachte.
„Was gibt es da jetzt bitte dran zu lachen,
Bloemberg? Haha, sehr witzig! Wir sind heute schon gefühlte zehn Mal beinahe
gestorben, musst du hier den krönenden Abschluss zelebrieren?“, beschwerte sie
sich.
„Äh… ja… verdammt… genau!“, stimmte der
Surveillant mit ein, der sich schon wieder vollkommen verkrampft an seinem Sitz
festhielt.
„Ist ja gut, ist ja gut… Es war ein blöder
Scherz. Tut mir leid. Also, was schlagt ihr vor? Das Tor geht so offensichtlich
nicht auf. Da fällt mir ein, was hast du überhaupt mit Jahn besprochen. Ist er
überhaupt hier?“
„Ja er ist hier und viel mehr konnte ich nicht
mit ihm bereden. Ein plötzlicher Ruck hat mich gegen den Segelbaum geschleudert,
ich verlor das Bewusstsein und bin erst wieder aufgewacht, als ich mit dem Kopf
mitten im Wasser lag. Ich hab auch keine Ahnung, wo Ronalds Handy ist, muss
wohl mit untergegangen sein.“
„Daher also die Platzwunde am Kopf. Okay, also
weiß Jahn nicht, wann wir kommen.“
„Ich denke nicht, aber was spielt das für eine
Rolle?“
„Na ja“, sagte Bloemberg, „ich vermute, es
gibt einen Grund, wieso deine Karte nicht funktioniert oder?“
Linda starrte ihn an.
„Sieht so aus als wäre Jahn nicht erquickt,
uns hier anzutreffen oder?“
„Es sieht ganz danach aus“, antwortete Linda
nachdenklich.
„Also, wie kommen wir rein?“, fragte Ronald.
„Versuchen wir es beim Nebeneingang“, schlug
Linda vor, „und wenn wir da nicht rein kommen, müssen wir den Weg über die
Dünen nehmen. Da gibt es nur meterhohe Zäune mit Stacheldraht und gesicherte
Einstiege zum ECN Kanalsystem GWC.“
„Stacheldraht und Kanal, das klingt ja sehr
vielversprechend“, murmelte Kees und setzte den Wagen zurück auf die Straße.
Alles Daumendrücken durch den auf der Rückbank
sitzenden Ronald Rudjard half nicht. Auch am Nebeneingang funktionierte Lindas
Karte nicht. Das Tor, ähnlich massiv wie das andere, öffnete sich nicht. Jahn
musste ganze Arbeit geleistet haben, wenn er denn tatsächlich dafür
verantwortlich war.
„Bleiben also nur noch die Dünen?“, fragte
Bloemberg, nachdem Linda frustriert zurück in den Wagen geklettert war.
„So ist es“, antwortete sie niedergeschlagen
und wischte sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Na klasse. Ich wollte schon immer mitten im
Winter im schlimmsten Sturm der letzten Wochen durch die Dünen von Nordholland
laufen. Daraus sollte man vielleicht eine Touristenattraktion machen… Na dann
los.“
Schlecht gelaunt öffnete Bloemberg die
Autotür, Ronald und Linda folgten widerwillig. Jeder von ihnen begann am
heutigen Tag die Elemente Wasser und Wind auf ganz eigene Art und Weise zu
hassen. Linda setzte sich an die Spitze der drei und führte sie mitten in die
Dunkelheit der Pettener Dünenlandschaft. Viel konnten sie von der schönen
Vegetation, die aus dem sandigen Boden erwachsen war, nicht sehen, einzig der
pitschnasse Sand in ihren Schuhen blieb ihnen
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