Sonne, Wind und Mord (German Edition)
nachhaltig in Erinnerung.
Eine viertel Stunde wanderten sie durch die
Dunkelheit, bis sie schließlich hinter einer, von windschiefen Sandfichten,
bewachsenen Anhöhe, einen kleinen versteckten Verschlag, abseits des Weges
erreichten. Wenige Meter dahinter erhob sich ein hoher Stacheldrahtzaun. Linda
ging auf die brüchige Konstruktion zu. Die Schilder, auf denen mehrere
Warnhinweise standen, ignorierte sie. Ungemütlicher als draußen konnte es
drinnen auch kaum werden. Schnell hatte sie einen Einstieg gefunden und
forderte die anderen unmissverständlich dazu auf, ihr zu folgen. Kees hatte ein
mieses Gefühl bei der Sache, aber als sogar Ronald ohne weiteres im Inneren
verschwand, folgte auch er.
Das Innere des Verschlages blieb, aufgrund der
Dunkelheit, verborgen. Bloembergs Tastsinn verriet ihm, dass er nicht viel
Platz hatte. Er reckte die Arme nach vorn und seine Finger berührten auf halbem
Wege eine kalte metallische Wand, die sich über den ganzen Raum zu erstrecken
schien. Langsam tastete sich der Inspektor voran und stellte fest, dass es sich
um eine containerähnliche Konstruktion handelte. Eine Art Baucontainer? Und noch etwas fiel ihm auf. Jetzt da er nichts sah, schärfte sich sein Gehör
und zwischen das Knarren, der sich im Sturm biegenden Holzlatten des
Verschlages und des Windes, der wütend durch die Ritzen pfiff, mischte sich ein
monotones Brummen, leise und doch deutlich wahrnehmbar. Wenn ihn seine Sinne
nicht täuschten, entsprang dieses Geräusch unter seinen Füßen, die auf einem
soliden Betonfundament verweilten. Plötzlich war ein empfindliches Quietschen
von rostigem Metall zu hören, kurz darauf ertönte Lindas Stimme.
„Hierher, schnell!“
Kees tastete sich an der Wand entlang und
gelangte auf die andere Seite des Containers. Ein grelles Licht erschien in
einem Spalt, den er zuvor nicht bemerkt hatte.
„Kommt ihr jetzt endlich?“, zischte Linda aus
dem Inneren des Containers. Erst jetzt verstand Bloemberg, dass man den
Container durch eine niedrige Tür betreten konnte. Er ging hinüber zu dem
Spalt, aus dem das grelle Licht drang und öffnete die Tür. Die unheimlich helle
Lichtquelle zwang ihn beim Betreten des Containers die Augen zu schließen. So
lief er beinahe blindlings auf die röhrenförmige Öffnung zu, die in das
Betonfundament eingelassen war. Linda hielt ihn im letzten Moment am Arm fest,
andernfalls wäre er ungebremst zwanzig Meter in die Tiefe gestürzt. Das
mechanische Brummen, das Kees wahrgenommen hatte, war lauter geworden, geradezu
unmenschlich laut. Als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten,
konnte er auch dessen Ursprung deutlich ausmachen. Ein mannshoher Generator
stand, tief eingelassen in das Betonfundament, an der Wand und arbeitete unter
Hochdruck. Kleine Lämpchen blinkten, ein Display zeigte Leistung und Temperatur
des Gerätes an. Er wollte Linda gerade fragen, was das alles zu bedeuten hatte,
aber bei der Lautstärke war das unvorstellbar. Daher winkte Linda auch nur ab,
als sie Kees‘ fragendes Gesicht sah und deutete mit dem Finger dann hinunter in
das wenig erleuchtete Loch im Boden. Es gab nur eine schmale Leiter und
Bloemberg war nicht sicher, ob sie das wirklich ernst meinte. Als sie jedoch
einen Fuß auf den oberen Holm setzte und dann vorsichtig in der Öffnung
verschwand, bestand kein Zweifel mehr. Das würde ihr Weg sein.
Kees drehte sich noch einmal zum Surveillant
um, der an der Wand gelehnt stand und versuchte das Zittern seiner Beine in den
Griff zu bekommen. Keine Frage, der Surveillant würde ihnen keine große Hilfe
sein. Es war wohl besser, wenn er hier zurück blieb und Wache schob. Kees
brüllte seine Befehle und übertönte den Generatorenlärm denkbar knapp.
„Ronald, es ist besser, wenn du hier bleibst.
Das ist dir wahrscheinlich gar nicht so unrecht. Ich will, dass du zurück zum
Auto gehst und wartest. Ist das in Ordnung für dich?“
Der Surveillant nickte dankbar und setzte sich
in Bewegung. Kees sah wie er den Container verließ und die Tür hinter sich
schloss, dann widmete sich der Inspektor ganz dem Abstieg in den unbekannten
Schacht. Er wusste nicht, was ihn dort erwarten würde. Eigentlich wollte er das
auch gar nicht…
Die Sprossen der Leiter lagen eng beieinander,
darüber hinaus waren sie von der ganzen feuchten Luft tückisch glatt und
rutschig. Kees musste höllisch aufpassen, jeder unbedachte Schritt konnte einen
Absturz bedeuten.
Der Höhenunterschied betrug nur etwa zwanzig
Meter, er
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