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Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Titel: Sonne, Wind und Mord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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im Regen gestanden
hatte und eine säuerliche Miene machte.
    „Weiß nicht. Der Schlepperkapitän hat ihn dort
hinten an der Kaimauer gefunden.“ Er deutete mit dem Finger auf einen Punkt,
einige hundert Meter entfernt, an dem ein einsamer Signalpfosten aus dem
Hafenbecken herausragte.
    „Die leichte Strömung hat ihn wohl gegen den
Pfosten gespült. Dort hat er sich im relativ niedrigen Wasser zwischen Pfeiler
und Kaimauer verfangen. Hat wohl ‘ne tiefe Wunde am Hinterkopf. Sah ziemlich
übel aus. Außerdem trägt er ‘ne Aktentasche bei sich. Wenn man das so nennen
kann. Irgendwie hat sich das Teil am Handgelenk verfangen. Die Hand ist
ziemlich krass verbogen, vermutlich gebrochen, keine Ahnung. Sieht sehr seltsam
aus. So was sieht man nicht alle Tage. Sonst kann ich dazu nichts sagen. Bin
nur hier, um dafür zu sorgen, dass keiner unerlaubt an den Toten rankommt.
Hoffe, Sie können die Sache schnell zu einem Ende bringen. Ich stehe seit fast
zwei Stunden hier und frier mir den Arsch ab.“
    Kees Bloemberg überging den genervten Unterton
des Mannes.
    „Und Sie glauben also, dass es sich hier um
einen Selbstmord handelt?“
    „Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Ist
schon oft genug vorgekommen, dass Betrunkene hier ins Hafenbecken fallen und
von uns rausgezogen werden. So was geht nicht immer gut aus. Wir reden dann
hier allgemein von Selbstmord, weil es kein Unfall ist, sondern schlicht und
einfach Blödheit.“
    „Danke für die offenen Worte. Dann wollen wir
uns das mal genauer ansehen. Vielleicht steckt tatsächlich nicht mehr dahinter.
Frau Farber, Sie bleiben bitte auf Abstand. Das hier ist eine polizeiliche
Ermittlung. Surveillant Rudjard, Sie kommen mit.“
    Er schob sich an dem Wachmann vorbei und griff
nach der Plane.
    ***
     
    11:04 Pier270, Lagerhaus
C3
    Patrick Van Doodeljik war ein einfacher
Angestellter im Hafenbetrieb, bezahlt vom Hafenbetreiber, mit gerade so viel,
dass es so zum Leben reichte. Er war ein einsamer, 48 Jahre alter Arbeiter und
seine Aufgabe bestand im Wesentlichen darin, Lagerhauslüftungen und
Heizungsanlagen zu überprüfen. Er sah sich selbst als eine Art
Hafenhausmeister, der mit vielen anderen Hafenhausmeistern dafür sorgte, dass
dieser riesige Warenumschlagsplatz am Laufen blieb. Ein zuverlässiges, kleines
Zahnrad, dessen Ausfall zu unbedeutend war, um vermisst zu werden, jedoch
gerade so viel Bedeutung hatte, dass man nicht darauf verzichten konnte.
Während andere unter seiner Mithilfe Millionen verdienten, musste er darauf
achtgeben, das Wenige, das er bekam, nicht in den Coffeeshops der Stadt oder in
den Rotlichtetablissements zu verschleudern, obgleich das die einzigen Freuden
waren, die sich ihm in seinem Leben boten. Er war ein alternder Alleingänger
und lebenslanger Junggeselle, der von der Hand in den Mund lebte. Seit über 30
Jahren erledigte er denselben Job. Für eine eigene Wohnung, ein eigenes Auto
oder sonstige Besitztümer hatte es nie ausgereicht. Einzig einen kaputten
Rücken hatte er über die Jahre erworben. Und ausgerechnet heute bestand seine
Aufgabe wieder einmal darin, die Lüftungen einzelner Lagerhausdächer zu
kontrollieren. Die langen ergrauten Haare hingen jetzt schon in nassen Strähnen
herunter und dort oben pfiff ein beschissen kalter Wind, der seiner Gesundheit
nicht guttun würde. Aber Arbeit blieb nun einmal Arbeit, darum stieg er
mürrisch die Metallstufen hinauf.
    Seine Beine kamen ihm heute ungewöhnlich
schwer vor und sein Rücken machte ihm zu schaffen. Wäre ich zum Arzt
gegangen, ginge es mir jetzt besser; dann hätte ich diesen Monat zwar kein Geld
mehr, um was zu fressen, aber immerhin keine Schmerzen , dachte er missmutig
und biss sich auf die spröde Unterlippe. Er bemühte sich, das heftige dumpfe
Stechen zu ignorieren. Bald war Wochenende.
    Als er die Tür zum Lagerhausdach aufsperren
wollte, stutzte er.
    Das Vorhängeschloss, das erst vor wenigen
Wochen angebracht worden war, da sich jugendliche Banden nachts Zutritt
verschafft und dann mit Graffiti alles beschmiert hatten, fehlte. Jemand war
also hier gewesen oder war es noch. Schnell hatte Patrick eins und eins
zusammengezählt und nahm automatisch die Rolle des selbstlosen Hafenpolizisten
ein. Niemand hatte seinen Arbeitsbereich unbefugt zu betreten.
    Verdammtes, jugendliches
Pack! Nur Mist im Kopf!
    Wütend trat er gegen das Metall und stapfte
entschlossen hinaus auf das Flachdach.
    ***
     
    Mit einem lauten Knall schwang die Metalltür
auf und krachte gegen

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