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Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Titel: Sonne, Wind und Mord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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den Türstopper.
    Hassan, Joe und Alfonso traf das völlig
unvorbereitet. Erschrocken zuckten sie zusammen. Sie waren entdeckt worden!
Aber wie konnte das sein? Niemand wusste von ihrer Anwesenheit hier oben.
Niemand, abgesehen von ihrem Auftraggeber. Hatte er sie bei der Polizei
verpfiffen, weil sie letzte Nacht versagt hatten? Es blieb keine Zeit,
nachzudenken. Instinktiv hechteten Fonso und Joe hinter eines der riesigen, auf
dem Dach verlaufenden, Entlüftungsrohre. Nur Hassan blieb - wie angewurzelt -
an die Brüstung gelehnt sitzen, die MP5 auf dem Schoß. Die Situation schien ihn
zu überfordern.
    „Porca puttana! Stramalledetto stupido! Geh in
Deckung, du Idiot!“, fluchte Fonso fünf Meter entfernt, aber es war zu spät.
Ein Mann trat auf das Flachdach, die vom Regen nassen, grauen Haare klebten an
der Stirn und sein Gesichtsausdruck verriet Zorn. Schnell hatte er Hassan
entdeckt und eine gravierende Entscheidung getroffen. Er schnappte sich das
Brecheisen neben der Tür und kam fluchend auf den auf dem Boden Sitzenden zu.
     
    Hassans Irritation hatte sich langsam gelegt.
Kurz war er wegen der überraschenden Situation geschockt gewesen, aber dann
hatte er realisiert, dass ihm keine Gefahr drohte. Zwar sah der Mann, der
zeternd auf ihn zu kam, aus, als wolle er Probleme machen, aber Hassan wusste
Sekunden später, wer gleich das Problem haben würde. Er begann zu grinsen, hob
lässig die MP5 von seinem Schoß und legte an. Die Situation war innerhalb von
Sekunden eine völlig andere. Der Mann stockte unvermittelt in seinen
Bewegungen, als er erkannte, dass Hassan bewaffnet war. Der Mut verließ ihn.
Zitternd ließ er das Brecheisen fallen, hob die Hände und stotterte: „Bitte…
bitte… nicht… wir können…wir…“
    Aber Hassan hörte nicht zu. Er genoss kurz das
Gefühl der Macht, dann drückte er kaltblütig den Abzug durch.
    Die Gewehrsalve dröhnte, Patrick Van Doodeljik
wurde von den Beinen gerissen. Kein Schmerzensschrei. Keine Gnade. Die Kugeln
durchschlugen den Hafenhausmeister. Er war tot, ehe sein Kopf auf dem Flachdach
aufschlug.
    ***
     
    11:04 Pier 271
    Ronald Rudjard, Linda Farber und Kees
Bloemberg hatten gerade eben damit begonnen, den toten Professor in Augenschein
zu nehmen, wobei Bloemberg die Wissenschaftlerin erfolglos darum gebeten hatte,
zurückzubleiben, um die polizeilichen Ermittlungen nicht zu stören.
Letztendlich stand sie doch genau neben dem Kriminalinspektor und machte ein
betrübtes Gesicht, als Bloemberg die Plane beiseite zog. Der tote Körper sah
mitgenommen aus und frischer Leichengeruch, gepaart mit dem Gestank brackigen
Hafenwassers, stieg ihnen in die Nase. Rudjard wurde schnell übel; und auch
Linda hielt sich die Nase zu. Einzig Inspektor Bloemberg blieb unaufgeregt vor
dem Toten stehen und machte sich ein erstes kritisches Bild. Der Tote lag
bäuchlings vor ihm, die Glieder von sich gestreckt, den Kopf zur Seite
weggeneigt. Es war auf den ersten Blick ersichtlich, dass am Hinterkopf des
Professors, durch die nassen grauweißen Haare sichtbar, eine reißende
Platzwunde klaffte. Bloemberg meinte, Knochensplitter in der tiefen Wunde
erkennen zu können und ließ Rudjard, der einen Schritt zurückgewichen und
käseweiß geworden war, als mögliche Todesursache Ertrinken durch
Bewusstlosigkeit notieren, was jedoch nur sein erster Gedanke war. Er umrundete
den Leichnam, um den vorderen Teil des Kopfes besser begutachten zu können. Das
Gesicht des Professors war -durch die Stunden im Wasser – aufgequollen. Man
konnte jedoch gut die nach oben verdrehten Augen und die schlaffen Mundwinkel
erkennen. Auf Bloemberg wirkte das Gesicht geradezu verwundert, wobei er sich
da auch gewaltig täuschen konnte. Er stellte keine unnatürlichen Verletzungen
in diesem Bereich fest und ließ Rudjard dokumentieren, dass der Tote vermutlich
vom Uferdamm gestürzt und danach mit dem Kopf gegen die Kaimauer oder etwas
anderes Massives geknallt war. Vor allem machte Bloemberg jedoch ein Detail
stutzig. Zwar hatte der junge Hafenwächter bereits von der Aktentasche
berichtet, aber die Art und Weise, wie sich der Griff der Tasche um das
Handgelenk des Toten gelegt hatte und vor allem die unnatürliche Überstreckung
des ganzen Handgelenkes, die Arm und Hand in seiner Gesamtheit wie einen
menschlichen Kleiderhaken wirken ließ, verblüffte den Inspektor. Eine solche
Verrenkung sah er zum ersten Mal.
    „Ihr habt ihn so gefunden? Mit der Tasche um
sein verdrehtes Handgelenk, meine

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