Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Ich weiß nicht wer
und ich weiß nicht wieso, aber ich werde diesen feigen Schweinen nicht noch
einmal meinen Arsch auf dem Präsentierteller servieren. Also werden wir ganz
sicher nicht zurück zum Hotel New York fahren. Denn wenn jemand nach uns sucht,
dann wohl am ehesten da oder auf dem Polizeirevier. Wir verschwinden jetzt auf
der Stelle. Die Sache hier wird zu heiß, Frau Farber. Das eben am Hafen war haarscharf.
Ich sorge jetzt dafür, dass wir so schnell wie möglich, möglichst weit weg
kommen. Ende der Diskussion.“ Nach dieser Klarstellung war Bloemberg sicher,
dass die Sache geklärt war, zumal seine Stimme sehr eindringlich und verärgert
geklungen hatte, aber er irrte sich. Linda Farber, die dort bisher
herumgesessen hatte wie ein Schluck Wasser in der Kurve, bekam mit einem Mal
deutlich Farbe im Gesicht. Zorn loderte in der zierlichen Gestalt auf.
„Irrtum, Inspecteur. Sie haben keine
Ahnung in welchem Schlamassel wir wirklich stecken“, antwortete sie mit fester
Stimme. „Wir werden sofort dorthin fahren, andernfalls muss ich darauf
bestehen, dass Sie mich auf der Stelle rauslassen. Es geht hier um Dinge von
erheblicher Wichtigkeit.“
Für einen kurzen Augenblick wusste Kees
Bloemberg nicht mehr, was er sagen sollte. Es kam nicht häufig vor, dass man
ihm widersprach. Zuletzt hatte das lediglich seine Ex-Frau immer wieder
versucht. Einer von vielen Gründen, wieso sie nicht mehr seine Frau war.
Bloemberg konnte es nicht haben, wenn sich jemand gegen sein Wort stellte. Er
hasste es sogar ganz und gar. Seine Reaktion auf den frechen Einwand der
unsympathischen deutschen Wissenschaftlerin war, nachdem er seine Worte
wiedergefunden hatte, entsprechend heftig.
„Surveillant Rudjard, halt den Wagen an!
Sofort! Frau Farber möchte aussteigen.“
Ronald Rudjard verstand die Welt nicht mehr.
Eben noch hatte Bloemberg ihm erklärt, wie gefährlich die Situation war und nun
wollte er, ohne mit der Wimper zu zucken, die Frau, die genau wie sie in
Lebensgefahr schwebte, aus dem Auto werfen. Irritiert blieb er auf dem Gaspedal
und weigerte sich innerlich, langsamer zu werden.
„Hast du mich nicht verstanden, Rudjard? Du
sollst die Klapperkiste anhalten! Sofort! Frau Farber möchte aussteigen. Du
hast es gehört“, herrschte der Inspektor den Surveillant an.
„Entschuldigung, Inspecteur, das…äh…das…das
kann ich nicht!“, stotterte der junge Mann und starrte über das Lenkrad des
Autos nach vorn auf die Straße, wo sich der Verkehr der Doklaan vor dem
Maastunnel zu knubbeln begann.
„Was soll das heißen, du kannst das nicht?
Unsinn! Du hast die Frau gehört. Sie möchte aussteigen. Also halt jetzt sofort
an!“
„Bei allem Respekt, Inspecteur. Die…äh…die
Frau schwebt genauso in Gefahr wie…äh... wie wir. Vielleicht wird ihr etwas
zustoßen, wenn wir sie jetzt allein lassen. Ich kann nicht anhalten. Das ist…
das ist unverantwortlich.“
„Rudjard, du verdammter Scheinheiliger! Na
gut, dann bring uns so schnell wie möglich aus Rotterdam raus und zwar auf der
Stelle!“
„Nein! Surveillant Rudjard, bitte! Ich muss
noch einmal ins Hotel. Es ist wichtig. Bringen Sie uns zum Wilhelmina Pier. Es
dauert nur eine Minute!“, flehte die Wissenschaftlerin von hinten.
„Nein, das wirst du nicht tun, Rudjard! Du
fährst uns jetzt hier weg! Und Sie halten jetzt den Rand, Frau Farber!“
Linda ignorierte die Aufforderung des
Inspektors.
„Surveillant Rudjard, ich bitte Sie. Es ist
sehr wichtig!“
„Nein, Rudjard!“
„Surveillant, bitte!“
Der einfache Polizeibeamte wusste nicht mehr,
wo ihm der Kopf stand und schon gar nicht, wie er jetzt handeln sollte.
„Surveillant, du hörst jetzt auf mich und auf
niemanden sonst!“, entschied Inspektor Bloemberg. „Bring uns nicht unnötig in
Gefahr! Das ist ein Befehl!“
Das klang in Ronalds Ohren vernünftig, zumal
er nicht wusste, was ihm blühte, wenn er die Befehle eines Vorgesetzten
missachtete.
„Verstanden, Inspecteur“, erwiderte er ergeben
und konzentrierte sich wieder auf das Fahren. Zumindest hatte er die Frau davor
bewahrt, aussteigen zu müssen.
„Entschuldigen Sie Surveillant Rudjard, aber
wenn das wirklich Ihre Entscheidung ist, lassen Sie mich bitte da vorn raus“,
entschied Linda Farber von hinten und Surveillant Rudjard glaubte erneut, sich
verhört zu haben.
„Aber Frau… äh Frau Farber. Es ist gefährlich…
das geht nicht“, protestierte er hilflos.
„Wenn Sie mich nicht zum Hotel
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