Sonne, Wind und Mord (German Edition)
herum. Erst als
Bloemberg die Lage mehrmals überblickt und dabei keine Auffälligkeiten
festgestellt hatte, gab er der Frau ein Zeichen und sie setzte sich in
Bewegung. Bevor er ihr folgte, wandte er sich noch kurz an den Barkeeper, der
hinter der Theke unaufgeregt die Gläser säuberte.
„Entschuldigung, wie ist Ihr Name?“
„Wer will das wissen?“
„Crimineel Inspecteur Kees Bloemberg von der
Rotterdamer Polizei.“ Bloemberg griff in die Innentasche seines Mantels und zog
seine Dienstmarke heraus.
„Okay, okay, mein Name ist Mike Veerhoven. Was
wollen Sie, Inspecteur?“
„Würden Sie mir einen Gefallen tun und den
Eingangsbereich im Auge behalten? Sobald Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches
auffällt, rufen Sie bitte diese Handynummer an. Ist das in Ordnung?“
Der junge Mann an der Bar nickte bereitwillig.
„Klar, kein Problem.“
Bloemberg bedankte sich und eilte, gleich
nachdem er noch einmal die Lage gepeilt hatte, Linda Farber hinterher.
Das Zimmer der Wissenschaftlerin lag im ersten
Stock, es war das Letzte rechts, weit weg von der Treppe oder jeder anderen
Fluchtmöglichkeit. Sie würden sich beeilen müssen. Jede Sekunde konnte
entscheidend sein. Als Kees ins Zimmer trat, war Linda Farber bereits hektisch
damit beschäftigt, herrenlose Zettel und Akten aufeinanderzustapeln. Kees
stellte fest, dass Linda Farber ein schick eingerichtetes, aber nicht übermäßig
luxuriöses Einzelzimmer bewohnte, bei dem allerhöchstens der große
Kleiderschrank und ein seltsam geschwungener Beistelltisch mit Glasplatte ins
Auge fiel. Alles andere entsprach dem, was man von einem Hotelzimmer erwarten
durfte. Es gab ein Bett, ein Nachtschränkchen, einen kleinen Fernsehtisch mit
Fernseher, recht große Fenster, die mit langen weißen Gardinen verhangen waren
und von denen man einen herrlichen Blick auf den Hafen hatte. An der
ockerfarben tapezierten Wand hingen zwei gerahmte Fotokopien des berühmten Van
Gogh. Bloemberg blieb bei der Tür stehen und drängte die Mikrobiologin zur
Eile, während er immer wieder durch den Türspalt auf den Flur hinaus spähte.
Linda Farber sammelte weitere Akten zusammen. Schließlich eilte sie hinüber zum
Kleiderschrank, öffnete ihn und zog eine schwarze Notebooktasche heraus.
Erleichtert verstaute sie die wichtigsten Dokumente in der Tasche.
„War's das?“, zischte Bloemberg angespannt.
„Ja, wir können gehen. Danke, Inspecteur.“
„Danken Sie nicht mir und jetzt kommen Sie.
Halt!“
Ronald Rudjards Handy machte sich in der
Manteltasche bemerkbar. Bloemberg zog es hervor und nahm den Anruf entgegen.
„Inspecteur Kees Bloemberg.“
„Hi, hier ist Mike von der Bar. Da sind gerade
drei Leute rein gekommen. Ganz in Schwarz. Zwei ziemlich stämmige Kerle, der
eine blond, der andere schwarzhaarig mit Vollbart und ein kleinerer Kerl. Die
scheinen es ziemlich eilig zu haben. Sind jetzt bei der Treppe…“
Kees drückte den Anruf weg und steckte das
Handy hastig zurück in den Mantel. Dann schob er sich vorsichtig an die Tür
heran und spähte hinaus. Im einen Moment war der Flur noch leer, aber im
nächsten fuhr Bloemberg der Schreck in Mark und Bein. Drei schwarz gekleidete
Männer kamen nebeneinander die Treppe hinauf und bewegten sich dann zügigen
Schrittes durch den Flurbereich. Einer von ihnen, der Blonde, der die beiden
anderen um mindestens einen Kopf überragte, ging in ihrer Mitte und schaute
abwechselnd auf ein modernes Mobiltelefon und dann vor sich in den Flur.
Schließlich zeigte er genau in Bloembergs Richtung. Ruckartig wich der
Inspektor zurück und schlug die Tür zu. Das Blut rauschte durch den Körper und
hämmerte an seiner Schläfe. Sein Gehirn schüttete eine hohe Dosis Adrenalin aus
und versetzte ihn in einen akuten Stresszustand. Die Wissenschaftlerin hinter
ihm sah verdutzt aus. Sie saßen in der Falle, aber das hatte die Frau noch
nicht kapiert! Es gab kein Entkommen.
„Sie sind hier!“, presste er nur hervor, eilte
dann hinüber zum Fernsehtisch, riss die Kabel hinaus und schob das Möbelstück
samt Fernsehgerät an der geschockten Wissenschaftlerin vorbei. Mit übermäßiger
Gewalt rammte er es gegen die Tür, um diese notdürftig zu blockieren. An einer
Kante des Tisches splitterte das Holz.
Verdomme! Das wird sie
sicher nicht lange aufhalten.
„Kommen Sie!“, brüllte Bloemberg in heller
Aufregung. Eigentlich war er nicht dafür bekannt, in heillose Panik zu
verfallen, aber statt kühlem, rationalem Denken setzte nun doch der
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