Sonne, Wind und Mord (German Edition)
den
abschmelzenden Polkappen, in den letzten Jahren immer aktueller geworden ist.
Ich versuche, meinen Beitrag zu leisten, um dieses Problem zu bekämpfen.
Vielleicht haben Sie schon einmal von Algenexperimenten in der Nordsee
gehört?“, fragte sie hoffnungsvoll, aber Bloemberg blieb stumm. Der Surveillant
neben ihm jedoch war sofort Feuer und Flamme.
„Na klar!“, lachte er. „Waren Sie das mit dem
Algenteppich, der drei Wochen später restlos aufgefressen worden ist?“
Linda Farber nickte bekümmert.
„Ja, Surveillant Rudjard, ganz richtig. Das
war eines der Projekte, die leider tierisch schiefgegangen sind und für das ich
Projektleiterin war. Die Lebewesen der Nordsee sind leider allzu schnell auf
den Geschmack gekommen und haben unsere gezüchtete Hochleistungsalge innerhalb
weniger Wochen restlos aufgefressen. Ziel war es, unter realen Bedingungen zu
testen, wie viel CO 2 durch einen 1 Hektar großen Algenteppich effektiv absorbiert
werden kann. Bisherige Algenarten schafften auf einer solchen Fläche gerade
einmal knapp 200 Tonnen pro Jahr, was bedeutete, dass Unmengen an Fläche
benötigt werden würden, um einen spürbaren Effekt zu erzielen. Um
beispielsweise die Hälfte des CO 2 Ausstoßes der Bundesrepublik zu absorbieren, hätte man etwa 40
Millionen Hektar Algen anbauen müssen. Das sind 10% der Landesfläche. Viel zu
viel. Unsere Alge sollte mindestens das Vierfache absorbieren, zumindest haben
die Labortests Hoffnung gemacht. Leider hat die Natur uns einen Strich durch
die Rechnung gemacht und nach dem Fehlschlag hat das IBPeE die Gelder für das
Projekt gestrichen und ich stand erst einmal vor dem Nichts.“
Linda seufzte, dieser Misserfolg hatte ihr
offensichtlich besonders wehgetan. Bloemberg schaute sie ungeduldig an.
„Na ja, aber das bringt uns nicht weiter.
Wichtig ist, dass Sie erfahren, was um Professor Van Kessner und mich herum
passiert ist, damit Sie verstehen, wieso wir in der Klemme stecken.“
Der Inspektor stimmte ihr nickenderweise zu,
langsam wurde es Zeit, dass Linda zur Sache kam.
„Van Kessner hat also direkt mit Ihnen
zusammengearbeitet?“, hakte er vorsichtshalber nach. Linda nickte.
„Ja, über fast vier Jahre haben wir zusammen
an mehreren Forschungsprojekten gearbeitet. Vor allem in den letzten sechzehn
Monaten waren wir Kollegen. Hauptsächlich drehte sich dabei alles um
erneuerbare Energien. Eigentlich ist das nicht mein Fachgebiet. Nach dem
Algendebakel jedoch, kam mir die Arbeit mit Edgar gerade recht. Er war ein
toller Kerl.“
Ein tieftrauriges Seufzen flüchtete über ihre
Lippen. Die Mikrobiologin schluckte schwer, dann setzte sie ihre Schilderung
mit tiefbetrübter Miene fort.
Es regnete mittlerweile wie aus Eimern. Die
Scheibenwischer des Kleinwagens gaben alles, konnten bei den Fluten, die
derzeit vom Himmel fielen, jedoch nicht im Geringsten für klare Sicht sorgen.
Die Wolken hingen tief und bedrohlich am Himmel.
13:00-15:00
13:28 Polizeistation
Rotterdam-Nord
Hauptkommissar Nicolas Van Houden raufte sich
die Haare und lehnte sich in seinem Bürosessel weit zurück. Der Stuhl knackte
bedenklich, blieb jedoch heil. Eben hatte er mehrere Mitteilungen bekommen, die
ihn blass um die Nase werden ließen. Zuerst hatten die Demonstranten, die seit
heute Morgen - trotz Eiseskälte und Regen - vehement, aber bis dato friedlich
auf dem Hofplein protestierten, begonnen, Steine und Flaschen auf die
Ordnungskräfte zu werfen. Es war zwangsläufig zu Ausschreitungen gekommen, bei
denen Demonstranten festgenommen werden mussten. Außerdem waren drei Polizisten
leicht verletzt worden. Obwohl die Demonstration danach wieder etwas
friedlicher abgelaufen war, stand die Situation auf der Kippe und konnte
jederzeit ins Schlimmste umschlagen. Kurz nach dieser Meldung hatte Van Houden
einen Anruf bekommen, dass sich einige Unruhestifter den Weg durch die
Polizeireihen gebahnt und das Kongresszentrum mit Steinen angegriffen hatten.
Eine Scheibe im Eingangsbereich war dabei zerstört worden. Die Täter waren unmittelbar
danach festgenommen worden. Und, als hätten diese beiden Nachrichten nicht
genügt, folgte keine Minute später die nächste Hiobsbotschaft. Bereits heute
Morgen war ein Wagen der amerikanischen Delegation am Hofplein aufgehalten
worden, aber dann, vor nicht weniger als einer halben Stunde, hatten
Randalierer in der Nähe des Flughafens einen weiteren Wagen zum Anhalten
gezwungen und waren mit Stöcken und Steinen auf die gepanzerte
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