Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Priorität
haben, wenn man mit der Polizei spricht!“
Linda ignorierte Kees‘ Einwand und redete
unvermittelt weiter.
„… und ehrlich gesagt, hatte ich den Ernst der
Situation unterschätzt. Dass alles so weit kommt, hätte ich nie gedacht. Es tut
mir leid.“
Von einem Gefühl der Schuld überwältigt,
schlug sie die Augen nieder und verstummte. Ehe Bloemberg sie jedoch drängen
konnte, weiterzusprechen, nahm sie das Wort wieder auf und wischte sich dabei
einige Tränen aus dem Gesicht. Rudjard kramte schon eifrig in seiner
Hosentasche nach einem Taschentuch, aber der Inspektor fauchte ihn an, sich
gefälligst auf den Verkehr zu konzentrieren.
„Ist schon gut, Surveillant“, versuchte sie zu
beruhigen.
„Es geht schon, danke. Also… Begonnen
hat alles vor etwa zwei Jahren. Zwar bin ich seit über 6 Jahren
korrespondierende Mitarbeiterin beim Energy Research Center of the Netherlands
in Petten in Nordholland, aber die Gründe liegen in der näheren Vergangenheit.
Die deutsche Forschungseinrichtung, in deren Auftrag ich dort arbeite, ist das
staatlich geschützte Institut für Biotechnisch-mechanische Prozesse und
erneuerbare Energien, kurz IBPeE. Wir haben rund 2000 Mitarbeiter in ganz
Deutschland und mehrere 100 über den ganzen Globus verteilt. In Deutschland und
auch im Rest der Welt weiß kaum jemand, dass dieses Institut überhaupt besteht
und das ist gut so. Unsere Forschungen laufen unter strengen
Sicherheitsvorkehrungen, da die Forschungsgegenstände in erster Linie militärischen
Zwecken dienen.“
„Sie meinen, Ihr Institut arbeitet an der
Entwicklung von Biowaffen?“, stieß Surveillant Rudjard vor lauter Aufregung
hervor. Inspektor Bloemberg strafte ihn mit einem strengen Blick ab und wies
ihn an, die Autobahn bis zum Ende zu fahren und anschließend auf die N57
Richtung Süden abzubiegen. Linda Farber musste über die erstaunte Frage kurz
lachen.
„Nein, nein, Surveillant“, beruhigte sie. „Mit
Biowaffen haben wir nichts zu tun. Es geht mehr um die Entwicklung von
effizienteren Motorensystemen oder dem Einsatz von hocheffektiver Solartechnik.
Wir arbeiten auch an der Entwicklung effizienterer Flugabwehrsysteme nach dem
Vorbild von Spinnfäden, wie sie in der Natur vorkommen und der Konstruktion von
intelligenten Waffensystemen. Unsere Aufgabenbereiche im militärischen Bereich
sind recht vielfältig. Ich könnte noch Stunden weiter erzählen und müsste dann
zugeben, immer noch nicht alle Facetten unserer Forschungsarbeit offengelegt zu
haben. In einige Bereiche habe ich einfach keinen Einblick nehmen dürfen.“
Der Surveillant blieb hartnäckig.
„Also doch Biowaffen?“, wollte er wissen und
Linda konnte nur mit einem Schmunzeln abwinken.
„Das halte ich für ausgeschlossen, auch wenn
ich es nicht 100%ig ausschließen kann. Ich arbeite seit über vierzehn Jahren
beim IBPeE und etwas Derartiges ist mir nie zu Ohren gekommen.“
„Außerdem nehme ich an, dass wir nicht
deswegen irgendwelche Killer am Hals haben“, schaltete sich Kees Bloemberg ein,
damit Linda Farbers Erläuterungen nicht noch weiter abdrifteten. Was hatte
das alles mit den heutigen Ereignissen zu tun?
„Sie haben Recht. Wie bereits erwähnt, arbeite
ich seit knapp sechs Jahren beim ECN. Unser Institut pflegt eine enge
Zusammenarbeit mit allen möglichen zivilen Forschungseinrichtungen auf der
ganzen Welt. Ich bin eine von vier Mitarbeitern, die beim ECN für eine
funktionierende Kooperation sorgen sollen. Wir führen gemeinsame zivile
Forschungsprojekte durch, die durch die Bundesregierung mit Millionen Geldern
gefördert werden. Der Steuerzahler weiß davon natürlich nichts. Das passiert,
offiziell, alles im Sinne der europäischen Gemeinschaftsarbeit. Fakt ist
jedoch, dass das IBPeE im Falle eines Forschungserfolges zu mindestens 50
Prozent am Erfolg beteiligt wird. Die ganze Arbeit machen andere, aber die
Hälfte fällt zwangsläufig an das IBPeE. Manche halten das für gerechtfertigt,
ich persönlich finde es zum Kotzen…“
Kees klopfte ungeduldig auf das
Armaturenbrett.
„Frau Farber, Sie schweifen schon wieder ab“,
mäkelte er.
„Oh, Entschuldigung … also gut… Als
Mikrobiologin mit einem 1,3er Abschluss an der Universität Kiel bin ich meist
für Forschungen mit Mikroorganismen zuständig gewesen. In meiner Zeit in
Nordholland war ich vor allem mit Forschungsprojekten zur effektiven
Einlagerung von überschüssigem CO 2 betraut. Einem Problem das, im Zusammenhang mit
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