Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Limousine
losgegangen. Die Insassen, ein konservativer Abgesandter aus Deutschland, sein
Sekretär und der Chauffeur, hatten Todesangst gelitten. Zum Glück war die
Polizei noch rechtzeitig zur Stelle gewesen und hatte die Menschen daran
gehindert, das mehrere Tonnen schwere Fahrzeug umzuwerfen. Das alles jedoch
zeigte, dass derzeit alles schief lief. Nicht einmal einer schweren
Sachbeschädigung in einem Hotel am Hafen konnte man ordentlich nachgehen, weil
alle Einsatzkräfte in anderen Aufgaben gebunden waren. Viel zu kurzfristig war
dieser Gipfel anberaumt worden, viel zu wenig Zeit hatte man gehabt, um einen
ordentlichen Sicherheitsplan aufzustellen und noch immer fehlten zahlreiche
Einsatzkräfte aus Utrecht, Den Haag und Amsterdam. Es herrschte schlicht und
einfach Chaos. So konnte man nicht für die Sicherheit von hochrangigen Politikern
sorgen, auch wenn seine Vorgesetzten im Innen- und Justizministerium das anders
sahen. Van Houden ärgerte sich über die Naivität, mit der man hier vorging. Nie
hatte er größere Bedenken wegen der Sicherheit in seiner Stadt gehabt, als am
heutigen Tag. Zu allem Überfluss hatte dieser Mann angerufen, der ihn ohne
Umschweife erpresst hatte.
„Hallo Hoofdcommissaris Van Houden“, hatte er
gesagt und diese kalte Stimme hatte Nicolas unwillkürlich einen kalten Schauer
über den Rücken gejagt. Dann war der Mann direkt zur Sache gekommen und hatte
von Van Houden gefordert, Inspektor Bloemberg, seinem Neffen Ronald und einer
dritten Person den Zugang zu jeglicher Dienststelle der Polizei in Rotterdam zu
verbieten. Wie und warum Van Houden das tun sollte, war das Geheimnis des
Mannes geblieben.
„Am besten, Sie verschließen die Augen Nicolas
und kümmern sich nur um den Umweltgipfel, da gibt es schon genug zu tun.
Überlassen Sie meinen Leuten den Rest, andernfalls werde ich einige sehr
unschöne Sachen ausplaudern und Sie können sich morgen schon nach einem neuen
Job umsehen. Das ist fürs Erste alles, Hoofdcommissaris. Wir werden voneinander
hören, versprochen.“
Danach hatte er aufgelegt.
Wenn Nicolas Van Houden ehrlich zu sich selbst
war, musste er zugeben, dass er völlig fertig war. Er bekam die allgemeine
Sicherheitssituation in Rotterdam nicht in den Griff. Wieso ging dieser Tag
nicht einfach zu Ende?
Das Klingeln des Bürotelefons riss den
Hauptkommissar aus den Gedanken. Das konnte wieder nichts Gutes bedeuten, nicht
am heutigen Tag. Nein, an diesem verfluchten Tag gab es nichts Positives, gar
nichts!
Er hatte noch nicht ganz abgenommen, da
fröstelte es ihn schon.
„Hallo Nicolas“, schnarrte eine kalte Stimme
aus dem Hörer. Keine Stunde war vergangen, seit sie sich zum ersten Mal in
seinem Leben bei ihm gemeldet hatte.
„Was wollen Sie?“, erwiderte Van Houden
trocken und es fiel ihm schwer, sich zu beherrschen. Er war es einfach nicht
gewohnt, dass ihn irgendjemand völlig in der Hand hatte und er mit seinen ganzen
Befugnissen nichts unternehmen konnte. Das erste Mal seit Jahren fühlte sich
Nicolas Van Houden machtlos.
„Ich höre, Sie freuen sich, von mir zu hören“,
stellte der Unbekannte amüsiert fest.
„Nun ja! Reden wir nicht lange um den heißen
Brei herum. Ich brauche Ihre Hilfe, Nicolas.“
„Meine Hilfe?“, fragte der Hauptkommissar
spöttisch.
„Ich bitte Sie, Hoofdcommissaris, Spott ist in
Ihrer Position wirklich nicht angebracht. Ich bin mir sicher, dass Ihre
Vorgesetzten das genauso sehen. Möglicherweise sollte ich direkt beim
Ministerium anrufen und denen von Ihrer kleinen Liaison mit der süßen
Telefonistin erzählen. Helene heißt sie, glaube ich. Oder hätten Sie es lieber
wenn ich Ihre Frau zuerst einweihe. Möglicherweise könnte die sich auch für
Ihre geheimen Vorlieben, sexueller Natur, interessieren. Ich bin mir zwar
sicher, dass Sie Ihren privaten Computer direkt heute Abend formatieren werden,
aber ich habe bereits ein Speicherabbild Ihrer Festplatte erstellt. Manche
dieser Mädchen sehen tatsächlich noch ziemlich jung aus, was meinen Sie,
Nicolas?“
Die Stimme lachte ihn aus und Van Houden stieg
vor Scham das Blut in den Kopf. Er war kein Mann mit weißer Weste und das kam
ihn jetzt teuer zu stehen. Er hatte vor Jahren begonnen, heimlich bizarre
Hardcorepornofilme aus dem Internet auf seinen eigenen Computer runterzuladen
und Gefallen daran gefunden.
„Was wollen Sie?“, fragte Van Houden müde,
wischte sich mit der freien Hand durchs Gesicht und rechnete mit nichts Gutem.
„Na, na, na,
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