Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Nicolas! Nun lassen Sie den Kopf
nicht so hängen!“
Van Houden blickte erschrocken auf.
„Was zum…?“
„Ich möchte nur eine Telefonnummer von Ihnen.“
„Eine Telefonnummer?“
Der Hauptkommissar sah sich immer noch
verwirrt im Raum um.
„Ja, Nicolas, nur eine Telefonnummer. Sagen
Sie mir: Wie lautet die Handynummer Ihres Neffen? Diesem kiffenden Taugenichts.
Ronald heißt er, Ronald Rudjard, nicht wahr? Drolliger Name. Nun ja, also los,
Nicolas, geben Sie mir seine Nummer, die kennen Sie bestimmt. Ich habe nicht
viel Zeit.“
„Die Handynummer meines Neffen? Wofür brauchen
Sie die?“
„Sie sind ganz schön neugierig, Nicolas. So
viele Fragen haben Sie bei unserem ersten Gespräch nicht gestellt. Zugegeben,
ich gab Ihnen auch gar keine Gelegenheit, Fragen zu stellen. Na gut,
ausnahmsweise werde ich es Ihnen sagen. Ich werde ihn anrufen und ihm schöne
Grüße von Ihnen ausrichten. Vermutlich wird es das Letzte sein, was er von
Ihnen zu hören bekommt. Ich werde ihm Ihre intimsten Geheimnisse verraten und, dass
Sie derjenige waren, der ihn verraten hat. Aber seien Sie unbesorgt. Er wird
nicht mehr lange genug leben, um Ihre Heimlichkeiten auszuplaudern, dafür
sollten Sie mir vermutlich dann dankbar sein. War das ausreichend erklärt oder
haben Sie noch eine Frage, Nicolas? Nein? Dann würde ich Sie bitten, mir jetzt
die Nummer zu geben.“
„Sie krankes Schwein!“, blaffte Van Houden
plötzlich los und war dabei von sich selbst überrascht. „Glauben Sie wirklich,
ich verrate meinen eigenen Neffen, nur damit Sie ihm Schmutz über mich
erzählen? Sie sind krank, Mann!“
„Wer hier wirklich krank ist, wissen wir
beide, Nicolas und verraten haben Sie Ihren Neffen schon vor Stunden. Erinnern
Sie sich denn nicht an Ihre Geschichte mit der Gefahr innerhalb der Polizei,
der unbekannte Maulwurf?“, schnarrte die Stimme völlig unaufgeregt. „Also
machen Sie jetzt hier nicht so ein Theater! Die Sache ist so gut wie gelaufen.
Ich zähle jetzt bis drei, danach werde ich auflegen. Wenn Sie mir bis dahin
nicht die Nummer gegeben haben, finde ich sie selbst heraus, aber Ihre kleinen
Geheimnisse wandern direkt an Ihre Vorgesetzten und Ihre Frau. Ich werde Ihr
Leben innerhalb von wenigen Minuten zerstören, Hoofdcommissaris, das verspreche
ich Ihnen. Denken Sie daran, wenn Sie jetzt eine Entscheidung treffen… Eins…
Zwei…Drei… Zu schade… Machen Sie es gut, Nicolas…Sie werden sicher bald vom
Staatsanwalt hören.“
„Warten SIE! Die… die… die… die Nummer… Ich
gebe Ihnen die Nummer.“
Van Houden schnaufte heftig und Schweißperlen
der Angst rannen seine faltige Stirn hinab ins wohlgenährte Gesicht. Stille. Am
anderen Ende der Leitung tat sich nichts. Nicht einmal ein Atmen war zu hören.
Van Houden raufte sich vor Panik schon die Haare. Dann jedoch, nach schier
endlos langen dreißig Sekunden, meldete sich die Stimme wieder zurück, nüchtern
wie immer. Nicolas Van Houden atmete tief durch.
„Ich wusste, dass Sie vernünftig sind,
Nicolas. Und jetzt stehlen Sie mir nicht noch mehr Zeit. Her mit der Nummer!“
***
13:39 L57, Provinz
Zeeland
Der türkisgrüne Kleinwagen raste durch den
Regen. Seit einer viertel Stunde fuhren sie auf der Landstraße 57 in südliche
Richtung und entfernten sich immer weiter von Rotterdam.
„Vor etwa anderthalb Jahren kontaktierte uns
ein Mann aus den USA“, berichtete Linda Farber, während Ronald, mit überhöhter
Geschwindigkeit, durch eine Radarfalle fuhr.
„Er wollte unerkannt bleiben, stellte uns aber
einen Auftrag in Aussicht, für den er großzügig Geldmittel zur Verfügung
stellen wollte. Er war damals sehr aufgebracht wegen der ausbleibenden
wegweisenden Entscheidungen in der globalen Umweltpolitik und wollte nach
langer Warterei endlich selbst für Veränderungen sorgen“, erinnerte sich Linda
Farber.
„Und, haben Sie den Auftrag angenommen?“,
wollte Kees Bloemberg wissen.
„Ja natürlich. Das ECN ist eine zivile
Forschungseinrichtung und nimmt sowohl staatliche, als auch private Aufträge
entgegen. Zwar kommen die privaten Anfragen zumeist aus der Industrie, aber
solange die Finanzierung stimmt und die Möglichkeiten des ECN es hergeben,
besteht eigentlich kein Problem. Wir haben den Auftrag also angenommen. Das
IBPeE wusste von der ganzen Sache nichts.“ Sie zögerte, dann fügte sie leise
hinzu, „Obwohl man als Angestellte eigentlich dazu angehalten ist, bei solchen
Aufträgen einen entsprechenden Bericht
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