Sonne, Wind und Mord (German Edition)
besprechen.“
„Und hat dich das nicht gestört? Wieso hat er
dich nicht eingeweiht?“
„Es kam mir schon spanisch vor… Edgar war eben
so. Manchmal war er unglaublich aufgeschlossen und nett, dann wieder zugeknöpft
und schweigsam. Zumindest hat er überhaupt jemanden in die Übergabepläne
eingeweiht. Auch wenn das wohl eher eine Vorsichtsmaßnahme war.“
Linda hielt inne und versuchte sich, an den
genauen Ablauf der letzten Tage zu erinnern, ehe sie Luft holte und
weitersprach.
„Er erzählte mir erst vor einer Woche von der
Übergabe in Rotterdam. Wir hatten innerhalb der letzten Monate unglaublich viel
Material, Auswertungen, Berechnungen, Pläne und so weiter zusammengetragen.
Edgar meinte, wir müssten sichergehen, dass die Übergabe so reibungslos wie
möglich über die Bühne ging. Er war der Meinung, dass für den Fall, dass etwas
schieflaufen sollte, mindestens zwei Personen eingeweiht sein mussten. Diese
beiden Personen sollten auch für die Übergabe zuständig sein. Wenn einer nicht
zur Stelle war, würde alles nicht funktionieren. Zu diesem Zweck haben wir
unsere gesammelten Materialien in einer verschlüsselten RAR-Datei gebündelt und
diese…“
„Eine verschlüsselte was?!“, unterbrach
Bloemberg verwirrt. Von einem solchen Begriff hatte er noch nie zuvor gehört.
„Eine verschlüsselte RAR-Datei, eine
speicherplatzkomprimierte Computerdatei, die mit dem entsprechenden Programm
und dem richtigen Code wieder entpackt und dann gelesen werden kann. Es schützt
Dateien so davor, von nicht autorisierten Personen gelesen zu werden und spart
darüber hinaus noch eine Menge Speicherplatz.“
„Aha“, Kees verstand nur Bahnhof, mit
Computern hatte er sich bisher nur flüchtig auseinandergesetzt, wenn er einmal
einen benutzte, dann höchstens zum Schreiben seiner Polizeiberichte.
„Wie auch immer, wir haben also unsere
Materialien in eine solche verschlüsselte Datei gepackt. Und die Datei dann in
drei Teile gesplittet…“
„Ge… spli… ttet?“
„Ja auseinandergenommen. Mensch, Bloemberg!
Drei Teile daraus gemacht, jede für sich unbrauchbar, aber zusammen wieder
verwendbar.“
„Ah… und was habt ihr mit den drei Teilen dann
angestellt?“, Bloemberg fühlte sich, als würde gerade jemand chinesisch mit ihm
sprechen, und scheinbar war er alleine mit diesem Gefühl, denn Ronald Rudjard
saß auf dem Fahrersitz und nickte immer wieder zustimmend und hinterließ den
Eindruck, er verstünde alles ganz genau.
„Die drei Dateiteile haben wir aufgeteilt.
Jeder von uns bekam eine mit jeweils 49% der Daten und die übriggebliebenen 2
Prozent hinterlegten wir mit einer passwortgeschützten spezifischen
Internetadresse auf einem der ECN Server.
Der Plan war, am Tag der Übergabe, die Teile
wieder zusammenzuführen und sie mitsamt Passwort an den Auftraggeber zu
übergeben.“
„Was wäre dafür nötig gewesen?“
„Zwei Laptops und eine Verbindung zum
Internet, um die fehlende Datei herunterzuladen.“
„Und wer kannte die Passwörter und die
Internetadresse?“
Kees versuchte, sein beschränktes Wissen zu
überspielen, indem er begann, ermittlerische Fragen zu stellen. Aber auch das
war nicht sinnlos, denn langsam gewann er ein sehr genaues Bild von der
Geschichte.
„Die Passwörter waren nur mir und Edgar
bekannt. Er hat sie niemandem verraten und ich habe auch nichts gesagt.“
„Also bist du die einzige, die noch an die
Daten herankommt?“
Linda nickte traurig
„Ja, das stimmt, aber… aber ich bin nur im
Besitz von maximal 51 Prozent der Materialien, 49 Prozent hatte Edgar.“
„Und wo sind diese 49 Prozent?“
„Das weiß ich nicht. Edgar hat mir nicht
erzählt, wo er sie aufbewahrte. So wie ich ihn kannte, wird er sie wohl immer
im Auge behalten haben. Aber wo sie sind, das wusste nur er selbst.“
„Und gibt es eine Kopie oder eine andere
Möglichkeit, an die Daten heranzukommen?“
„Nein, es gibt keine Sicherheitskopie. Teile
des Projekts befinden sich noch auf den Rechnern des ECN, aber komplett ist das
Projekt nur mit Edgars Teil der RAR-Datei.“
Kees Bloemberg fuhr sich mit der Hand quer
durchs Gesicht. Das durfte doch nicht wahr sein.
„Und du weißt wirklich nicht, wo der Professor
die Daten hat?“, wollte er wissen, aber es klang wenig hoffnungsvoll.
„Ich sagte dir schon, dass ich es nicht weiß.
Ich bin mir nur sicher, dass er immer ein Auge darauf hatte. Er war ein Mann,
der alles sehr genau unter Kontrolle hatte. Er wird also die
Weitere Kostenlose Bücher