Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Gesicht zu einem säuerlichen Grinsen.
„Der Mann in dem Video ist…?“, wollte der
Inspektor wissen und wurde abrupt von der angespannten Wissenschaftlerin
unterbrochen.
„Jahn… ja das ist Jahn. Wer sonst hat die
Möglichkeit, die Zugriffsrechte über die Administratorenfunktion unseres
Servers zu verändern?“
Kees zuckte mit den Schultern, er kannte sich
mit solchen Dingen bekanntermaßen nicht aus. Linda ignorierte sein Unwissen.
„Es war Jahn. Ich frage mich, ob er uns
auflaufen lassen wollte? Irgendetwas muss dahinterstecken!“
Der Inspektor nickte nachdenklich und
massierte dabei mit der rechten Hand sein Kinn.
„Das heißt jetzt für uns?“, fragte er.
„Dass wir so schnell es geht verschwinden
sollten. Um an die Daten zu kommen, müssen wir zum ECN, wie Jahn gesagt hat und
dann…“
„Moment! Moment! Das ECN? Du meinst, wir
müssen nach Nordholland?“
Linda nickte hastig.
„Genauso ist es!“
Der Inspektor verstummte, und sein Blick fiel
rein zufällig auf das Display des Laptops, der noch immer auf dem Tisch stand.
- Computer wird
heruntergefahren - stand dort noch für den Bruchteil einer Sekunde, dann wurde
der Bildschirm schwarz.
„Hast du den Laptop ausgemacht?“, fragte er
vorsichtig und verwirrte Linda mit dieser Frage.
„Was… äh. Nein, wieso?“
„Weil er gerade ausgegangen ist.“
Blitzschnell wandte sich die Wissenschaftlerin
um und ihr Blick verfinsterte sich. Der tragbare Computer gab keinen Mucks von
sich.
„Wir sollten so schnell wie möglich
verschwinden. Das… das ist nicht normal.“
„Verdomme! Ich wusste es. Wo bleiben Bert und
Ronald?“
Die Wissenschaftlerin antwortete nicht. Sie
hatte zwei-, dreimal versucht, den Laptop wieder hochzufahren, aber der
Bildschirm blieb schwarz. Hastig klappte sie den Rechner zu und stopfte ihn
gemeinsam mit allen Speichermedien, die noch auf dem Tisch lagen, zurück in
ihre Laptoptasche.
„Irgendetwas hat meinen Computer lahmgelegt.
Ich weiß nicht was, aber für so etwas braucht man eine Menge Erfahrung... das
passiert nicht einfach so. Wenn jemand in meinem Computer war und es
fertiggebracht hat, dass er nicht mehr läuft, dann kann er theoretisch alle
möglichen Dateien wegkopiert oder gelöscht haben.“
Der Inspektor betrachtete Linda Farber
eindringlich. Das bedeutete nichts Gutes, soviel wusste sogar der
Computerlegastheniker Bloemberg. Denn wenn das, was Linda sagte, stimmte,
hatten sie binnen weniger Minuten nicht nur erfahren, dass 51% der Projektdaten
nicht in ihrem Besitz waren, sondern hatten wohlmöglich sogar den Zugriff auf
die 49% verloren, die Linda besessen hatte.
„Verdomme! Ich hole Ronald, wir müssen hier
erst einmal weg, ob mit oder ohne Boot spielt keine Rolle. Wenn Jahn Recht hat,
bleibt uns nichts anderes übrig als nach Norden zu fahren… Das ist gar nicht
gut…“
„Ganz recht, Inspecteur Bloemberg! Dass Sie
darauf ganz alleine gekommen sind. Erstaunlich!“, tönte es von der sich
plötzlich wie von Geisterhand öffnenden Containertür her. Ein großer blonder
Mann mit kalten Gesichtszügen und vorgehaltener Waffe trat in den Wohnbereich,
gefolgt von einem zweiten, wesentlich kleineren Mann. Auch er trug eine Waffe,
eine Art Wurfmesser. Beide waren völlig in Schwarz gekleidet. Linda zuckte vor
Schreck zusammen und starrte die Männer verängstigt an. Bloemberg ging es
ähnlich. Drei Sekunden waren verstrichen, ehe die beiden begriffen, was diese
neue Situation bedeutete. Dann jedoch schlug sie wie ein Hieb in die Magengrube
durch.
Sie waren gekommen, es war aus!
Jetzt gab es kein Entkommen mehr.
Kees Bloemberg erkannte die Kerle sofort
wieder. Zwar hatte er im Hotel New York nur Bruchteile von Sekunden in den Flur
gestarrt und eben diese Gestalten auf ihn zukommen sehen, aber das hatte
gereicht, sich ihre Gesichter einzubrennen. Ruckartig erhob sich der Inspektor
von seinem Stuhl. Er wusste selbst nicht genau, was er tat. Es war ein reiner
Instinkt und vermutlich das Dämlichste, was man tun konnte, wenn jemand bereits
mit einer Pistole auf einen zielte.
Seine Hand glitt hinüber zu seiner
Dienstwaffe, die fest im Pistolenhalfter steckte. Doch bevor er sie
herausziehen konnte, spürte er, dass irgendjemand, wie aus dem Nichts, hinter
ihm auftauchte.
„Du setzt dich jetzt wieder hin! Sonst bricht
sich hier gleich einer das Genick“, dröhnte eine dunkle Stimme in gebrochenem
Niederländisch hinter ihm. Eine große Pranke legte sich auf seine Schulter und
drückte ihn
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