Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Hiebe, starke Schmerzen, eine quälende
Reizüberflutung.
Bloemberg war am Ende, jeder Zentimeter seines
Körpers schrie vor Pein. Er konnte kaum noch atmen. Ein Ausfluss von Blut hatte
sich mit dem Schweiß in seinem Gesicht vermischt, war ihm quer an der linken
Wange herab gelaufen, über sein Kinn, den Hals hinab und färbte seinen
olivgrünes Polohemd rotbräunlich. Der Inspektor war beinahe dankbar über die
Bewusstlosigkeit, die ihn zu überwältigen drohte. Es war genug. Er konnte nicht
mehr. Plötzlich schien ihm alles egal. Hauptsache es hörte auf. Er wollte
nichts mehr spüren und wenn er dafür sterben musste, nur keine weiteren Schläge
einstecken.
Ein letzter Schlag auf den Solarplexus, eine
überwältigende Übelkeit, Erbrechen, dann hielten sie plötzlich inne und ließen
ihn wieder zu Atem kommen. Seine Atemzüge gingen schwer und pfeifend. Bei jedem
stärkeren Ein- und Ausatmen sah er Sterne. Sicher waren zahlreiche Rippen
geprellt. Der Inspektor zitterte am ganzen Körper und ließ den Kopf soweit
hängen, dass sein Kinn auf der Brust ruhte. Schweißperlen rannen von seiner
Stirn, Blut floss unermüdlich aus der Platzwunde unter dem Auge. Ein Gefühl
unbeschreiblichen Elends hüllte ihn ein. Sie hatten ihn schwer verprügelt und
er hatte sich nicht wehren können. Er war ihnen vollkommen ausgeliefert und
wenn sie es geschickt anstellten, konnten sie noch Stunden so weitermachen, ehe
es vorbei war. Vorbei , Bloemberg hatte keine große Hoffnung, aus dieser
Sache lebend herauszukommen. Genauso unverhofft wie ihm heute Morgen endlich
wieder ein Fall anvertraut worden war, war er in eine Hetzjagd um eine neue
Technologie geraten, bei der es für ihn, den armen Surveillant und die
Wissenschaftlerin kein gutes Ende nehmen würde. Ronald Rudjard und Linda
Farber. Er kannte die zwei gerade ein paar Stunden, aber von seinem ersten
Eindruck, dass der eine ein hoffnungsloser Kiffer und die andere eine vorlaute,
besserwisserische deutsche Ziege war, war er überraschend schnell weggekommen.
Stattdessen hatte sich außerordentlich schnell ein großes Vertrauen zwischen
ihnen allen aufgebaut. Schließlich waren sie gemeinsam beschossen worden,
gemeinsam geflohen und befanden sich jetzt gemeinsam in Bert Van Heeligs Containerheim,
zusammen mit den Menschen, die sie töten würden. Das Leben war ungerecht,
furchtbar ungerecht, aber das hatte er in den letzten Wochen auf dem alten Sofa
hockend und Schnaps trinkend ja schon herausgefunden. Ein sarkastisches Grinsen
blitze über das Gesicht des Inspektors, wich aber sofort wieder, als der Mann,
der ihn von hinten festhielt, ihn bei den Haaren packte und seinen Kopf unsanft
nach oben riss. Durch den weißen Schleier, der sich über seine Augen gelegt
hatte, blickte Kees genau in das kalte, grimmige Gesicht des Blonden.
„Weißt du, wieso wir das tun?“, fragte der
Mann gleichgültig und kam mit dem Gesicht so nah, dass sich ihre Nasenspitzen
beinahe berührten. Kees schüttelte schwach den Kopf. Er konnte das Aftershave
des Mannes riechen. Ein beißender Geruch, der sich in sein Hirn brannte, der
süße Gestank des Todes.
„Na, dann sollten wir es dir erklären, nehme
ich an, oder?“
Bloemberg blieb stumm und schloss die Augen.
Er konnte sich in etwa vorstellen, was jetzt kam. Aus zahlreichen Filmen im
Fernsehen war dieses Gelaber des Bösewichtes bekannt. Zuerst eine
ausschweifende Erklärung und dann, kurz bevor der Held getötet wurde, kam es
zum dramatischen Wendepunkt durch einen unverhofften Zufall. Nun war Kees
Bloemberg kein Held, sie befanden sich nicht in irgendeinem Film und auf
unverhoffte Zufälle konnten nur naive, leicht abergläubige oder absolute
Vollidioten hoffen.
„Scheinbar interessiert es unseren Inspektor
doch nicht. Was sollen wir da wohl tun?“
Es war wieder die Stimme des Blonden, die an
Kees‘ Ohren drang. Eine widerliche Stimme, die ein widerliches Niederländisch
sprach, aber dann hörte er plötzlich noch eine andere Stimme, die keinem der
Kerle im Raum gehörte.
„Joe, Joe, Joe, natürlich will er wissen,
wieso er verhauen wurde wie ein räudiger Hund.“
Eine kalte schnarrende Stimme. Kees kannte
sie. Vor etwa zwei Stunden hatte sie auf dem Handy des Surveillants angerufen.
Verwirrt öffnete der Inspektor die Augen, aber er konnte niemanden sehen, zu
dem die Stimme passte. An der Szene im Container hatte sich nichts geändert.
Der Schmierige stand an der Tür Schmiere, Ronald Rudjard saß bewusstlos auf dem
Stuhl,
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