Sonne, Wind und Mord (German Edition)
entschloss sich aber dann doch
dazu. Langsam schritt der alte Mann zur Tat. Als er die Tür einen Spalt breit
geöffnet und in den Hotelflur gespäht hatte, starrte ihm ein vertrautes Gesicht
entgegen, dem es an jeglicher Freundlichkeit fehlte. Dr. Heinrich Werner
Peters, Institutsleiter der größten und am meisten von der Öffentlichkeit
abgeschirmten Forschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutschland, stand dort.
Der bullige Mann mit dem unsympathischen Blick zögerte nicht lange.
„Mister Smith, freundlich von Ihnen, mir die
Tür zu öffnen. Erinnern Sie sich an unsere kleine Vereinbarung? Darf ich
hereinkommen?“
Smith zögerte, zu lange. Ohne die Antwort
abzuwarten, schob sich der Institutsleiter an ihm vorbei in die Suite und
schloss die Tür.
„Ich schlage vor, wir kümmern uns sofort um
alles, was notwendig ist.“
Smith stand noch mit geöffnetem Mund bei der
Tür, während Peters bereits eine große Aktentasche abstellte und darin herum zu
kramen begann.
„Kommen Sie näher, Mister Smith. Was ich Ihnen
zu zeigen habe, wird Sie sicher begeistern und unserem gemeinsamen Freund
Michael Greenly ordentlich die Suppe versalzen.“
Smith vernahm diese Worte mit Wohlwollen.
Peters hatte sein Versprechen also gehalten. Ein eiskaltes Lächeln huschte über
das Gesicht des Alten, als dieser zur Hausbar schlenderte und zwei
Scotch-Gläser füllte.
„Demnach wird diese Klimarunde wieder an uns
gehen?“, fragte er und hielt Peters eines der Gläser hin.
„Gewiss, Jonathan, gewiss. So wie jedes Mal.“
Die beiden prosteten sich siegessicher zu,
dann beugten sie sich über die Akten, die Peters mitgebracht hatte. Der 16
Jahre gelagerte Single Malt verfehlte seine Wirkung dabei nicht. Er sorgte für
ein angenehmes Brennen, während er den Weg in die Mägen der alten Freunde fand.
„Ich vermute, man wird einige Fragen stellen,
wenn wir das durchziehen?“, erkundigte sich Smith vorsichtig. Peters lachte
höhnisch.
„Ja, Fragen lassen sich nicht vermeiden, aber
Probleme wird es keine geben, versprochen.“
„Und Greenly?“
„Greenly hat nichts in der Hand. Es gibt keine
Verbindung. Wir sind fein raus.“
***
15:59 Veere, Winterhafen
Kees Bloemberg schnappte nach Luft. Ein
massiver Schmerz breitete sich in seiner Magengegend aus. Das Ziehen in den
Gedärmen breitete sich wellenförmig aus, ausgehend von dem Punkt, an dem zwei
harte Faustschläge des großen Kerls ihr Ziel gefunden hatten. Der Inspektor
hätte sich vor Schmerz am liebsten gekrümmt, aber das war nicht möglich. Das
Kraftpaket hinter ihm hatte seinen Körper wie Papier in die Höhe gerissen, sich
seine Arme gegriffen und sie nach hinten auf den Rücken gedreht. Jeder
Widerstand war von da an zwecklos gewesen. Sicherheitshalber war der kleine
Schmierige herbeigeeilt, hatte ein paar große Kabelbinder hervorgezogen und seine
Hände damit so fest zusammengebunden, dass in den Fingerkuppen kaum noch Blut
ankam. Weil Linda immer noch da saß wie angewurzelt und die Killer keinesfalls
das Risiko eingehen wollten, dass sie auf die dumme Idee kam zu flüchten,
fesselten sie auch die Wissenschaftlerin an den Holzstuhl. Um Ronald Rudjard
kümmerten sie sich nicht, der war bewusstlos oder tot. Das Hauptaugenmerk lag
in diesen Minuten auf Kees Bloemberg. Wieder trat der Blonde vor ihn, ließ
seine Handknochen knacken und verpasste dem Inspektor einen harten Schlag ins
Gesicht. Obwohl Kees instinktiv versuchte, sich wegzudrehen, traf ihn die Faust
mit voller Wucht unter dem linken Auge. Ein dumpfes heißes Brennen, Schmerz.
Oberhalb des Wangenknochens riss der Schlag einen tiefen Cut, Blut rann aus der
Platzwunde. Vor Kees‘ Augen blitzten funkelnde Sterne.
Noch ehe er den siedenden Schmerz im Gesicht
verarbeitet hatte, traf ihn ein heftiger Tritt von hinten in die Nierengegend.
Sein Körper bog sich unter dem stechenden Einschlag weit nach vorn. Er konnte
nicht weg. Mit einer unbändigen Kraft wurde er dort festgehalten, wo er stand
und sich vergeblich hin und her wandte. Innerlich flehte Kees darum, sie mögen
aufhören, aber den Gefallen tat man ihm nicht. Der Mann vor ihm setzte jäh zu
einem Trommelfeuer auf seine Magengegend an. Kees keuchte, sonst brachte er
kaum einen Laut hervor. Der Blonde prügelte jeden cm³ Luft aus ihm heraus,
untermauert von schallendem Gelächter. Der Inspektor schloss die Augen, Blut
und Schweiß liefen über sein Gesicht. Unerbittliche, harte Schläge gingen auf
ihn nieder. Schlag für Schlag, dumpfe
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