Sonne, Wind und Mord (German Edition)
sein Gesicht lag auf dem Tisch in einer kleinen Lache aus Blut. Linda Farber,
die Wissenschaftlerin, saß gefesselt daneben und wimmerte. Der Rotz lief ihr
die Nase hinunter und zu guter Letzt stand noch immer der große Blonde vor ihm.
Das Gesicht ausdruckslos wie eh und je.
Ein eiskalter Typ.
„Joe… ich möchte, dass Sie ihn zum Reden
bringen. Wäre doch zu schade, nachdem er mich bei unserem letzten Gespräch so
unerfreulich abgewürgt hat.“
„Natürlich, mit größtem Vergnügen!“,
antwortete der Blonde mit dem Namen Joe. Schnell war er einen Schritt auf Kees
Bloemberg zugekommen, hatte die Faust geballt und ausgeholt. Im nächsten Moment
traf er den Inspektor mitten ins Gesicht. Es knackte laut. Kees hatte
instinktiv die Augen zusammengekniffen. Als der Schlag ihn traf, explodierten
vor seinem inneren Auge die Sterne. Er spürte das heftige Brennen mitten im
Gesicht, spürte wie warme Flüssigkeit sturzbachähnlich an seinen
Naseninnenwänden vorbei lief und sich den unaufhaltsamen Weg ins Freie bahnte.
Joe hatte ihm die Nase gebrochen. Bloemberg stöhnte vor Schmerz.
„Hast du nicht gehört? Du sollst reden!“,
blaffte Joe ihn an und hielt ihm dann ein Mobiltelefon vor das Gesicht.
„Was… was wollen… Sie?“, brachte Kees schwer
atmend hervor.
„Ah… Inspecteur Bloemberg, nicht mehr ganz so
selbstsicher wie vorhin. Wie schnell sich das Blatt wendet“, klang es
selbstzufrieden aus dem Handy.
„Was wollen Sie?“, wiederholte Bloemberg
seine Frage schwach. Er wirkte leicht benommen und hätte man ihn nicht an Ort
und Stelle festgehalten, wäre er dankbar zusammengebrochen.
„Ich möchte Ihnen sagen wie dumm Sie sind,
Inspecteur. Wir hätten diese ganze Sache viel einfacher regeln können, aber Sie
mussten ja unbedingt stur sein. Jetzt sehen Sie, was Sie davon haben.“
Der Auftraggeber machte eine Pause und ließ
die Worte wirken. Er wartete so lange, dass selbst Linda Farber aufhörte zu
wimmern und gespannt wartete, was wohl geschah.
„Gibt… gibt`s sonst noch was?“, fragte
Bloemberg.
„Oh, Sie klingen so schwach und frustriert,
Kees. Was ist mit Ihnen? Ist Ihnen das Selbstvertrauen abhanden gekommen?“
„Natürlich….“
„Ich will mich gar nicht lange aufhalten,
Kees. Sie wissen, dass Sie sterben werden, wissen Sie doch? Das wird jedoch
nicht jetzt sein. Ich werde Sie später ganz persönlich vom Angesicht dieser
Welt tilgen. Halten Sie nur noch ein paar Stunden aus, dann dürfen Sie ihrem
Schöpfer gegenübertreten und…“
„Hör mal, du Spinner!“ Kees Bloemberg hatte
alle Kraft gesammelt und seine Stimme klang in diesem Moment wieder fast
normal. Er wirkte unglaublich giftig und aggressiv, „meine Freunde nennen mich Kees,
meine Bekannten nennen mich Kees, du bist nichts von allem. Du bist ein
erbärmlicher Kerl, der sich hinter drei Hornochsen versteckt, die sich aufs
Töten verstehen. Also, hör auf, mich Kees zu nennen und geh irgendwo anders
deine Allmacht-Fantasien ausleben! Du bist ein mieser Feigling, dreckiger
Flachwixxer.“
Totenstille.
Kees Bloemberg grinste müde, sein linkes Auge
begann zu schwellen und er hatte überall Schmerzen, trotzdem herrschte in dem
verdroschenen Gesicht eine ungeahnte Zufriedenheit. Das hatte gesessen. Die
Auftragskiller standen wie versteinert da, Linda sah schockiert aus, das Handy
sagte nichts. Es war ein Augenblick, da schien die Welt still zu stehen und
Kees Bloemberg hatte sie mit der bloßen Kraft seiner Worte angehalten. Die Feder
war mächtiger als das Schwert, zumindest so lange, bis Joe sich gefangen hatte,
das Handy wegzog, es rasend vor Wut auf den Tisch knallte, ausholte und
erbarmungslos zuschlug.
Die Lichter gingen aus, es wurde dunkel um
Kees Bloemberg. Sein Körper sackte zusammen, die kräftigen Hände ließen ihn
los. Er fiel unsanft auf die Fußbodendielen. Das Letzte, was er hörte, war ein
schnarrender Satz des Auftraggebers, der aus der Freisprechfunktion des Handys
drang.
„Wir ändern den Plan… Joe… Kümmern Sie sich
jetzt um die Frau…. Ich melde mich….“
Linda, nein, nicht....
Dann bekam Kees Bloemberg, Inspektor der
Rotterdamer Polizei, nichts mehr mit.
***
16:30 Rotterdam,
Pannekoekstraat
Michael Greenly hielt es nicht mehr aus. Er
hatte eine dreiviertel Stunde gewartet, dabei einige spanische Oliven gegessen
und dazu zwei Gläser Whiskey getrunken. Nichts war geschehen. Das spanische
Gedudel, das leise aus den Boxen von der Decke herabrieselte, ging ihm
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