Sonne, Wind und Mord (German Edition)
perversen Krüppel lässt es sich nicht
gut arbeiten“, fasste Joe rational zusammen.
„Aber ich bin nicht…“, schrie Fonso verzweifelt.
„Ach nein? Dann spürst du das also?“ Ohne
jegliches Mitleid trieb Joe Fonsos Armeemesser genau durch dessen flach auf dem
Boden liegende Hand. Fonsos zu erwartende Reaktion blieb aus.
„Was zum…?!“, fragte er und wirkte dabei
selbst unsicher.
„Habe ich mir gedacht… Hassan, gib ihm eine
Zigarette, seinen Mund kann er immerhin noch benutzen und das sind wir ihm
sicher schuldig. Sehr gut… und jetzt anmachen… hervorragend… Wir haben dir
übrigens auch ein bisschen Gesellschaft mitgebracht. Dein spezieller Freund,
dem du deine etwas eingeschränkte Situation zu verdanken hast.“
Hassan drehte sich kurz um und ließ dann den
toten Körper des Hafenmeisters neben Fonso auf den Boden sinken. Joe übergoss
ihn, genau wie Fonsos Körper, mit Spiritus. Als er mit dem Ergebnis zufrieden
war, verteilte er die Reste des Kanisters kreuz und quer im Schlafzimmer. Es
stank bestialisch nach Alkohol.
„So, Fonso, mach‘s dir gemütlich. Dein dicker
Freund hält das Streichholz.“ Joe nahm ein langes Kaminstreichholz, das er auf
Berts Küchenzeile gefunden hatte, entzündete es und steckte es dem Toten
seitlich in den Mund.
„Sollte die Zigarette zufällig ausgehen,
kannst du sie da wieder anzünden. Aber Vorsicht! Ich fürchte, hier riecht es
leicht entflammbar. Es wäre also ratsam, dass du unserem Hafenmeister früh
genug sagst, dass er das Streichholz ausmachen soll. Es könnte sonst ziemlich
schnell sehr ungemütlich hier drin werden. Und jetzt lassen wir euch zwei
allein. Ihr habt sicher eine Menge zu bereden. Wir werden jetzt die töten, die
wir schon vor Stunden hätten erledigen sollen.“
Joe und Hassan verschwanden aus Fonsos
Blickfeld. Der Italiener lag allein mit dem toten Hafenmeister in dessen
Schlafzimmer, umgeben und durchtränkt von hochentzündlichem Spiritus.
Verzweifelt versuchte er, die Kontrolle über seinen Körper zurückzuerlangen,
aber es gelang ihm nicht. Das konnten sie doch nicht mit ihm machen! Sie
waren doch ein Team gewesen!
„Stromaledetto Stupido. Filio Deputana!“,
presste er hitzig zwischen den Zähnen hervor. Er hätte es lieber nicht getan.
Die glimmende Zigarette glitt ihm aus dem Mund und landete neben ihm auf dem
Teppichboden. Fonso hielt den Atem an und schickte ein Sturzgebet Richtung
Himmel. Kurz sah es so aus, als würde die Zigarette einfach weiter glimmen,
ohne dass etwas passierte, dann jedoch bemerkte Fonso voller Grauen, dass der
Boden zu kokeln begann. Sekunden später entzündete sich der Spiritus mit einer
empor stechenden Flamme.
Fonso schrie. Das Feuer breitete sich in
Windeseile aus. Keine zwanzig Sekunden und die beiden bewegungslosen Körper
standen in Flammen.
Fonso heulte vor Schmerz! Das Feuer hatte
rasend schnell sein Gesicht erreicht, verbrannte seinen Schnurrbart, versengte
Augenbrauen und Wimpern, loderte an seinem Gesicht hoch, so dass die Haut
begann, Blasen zu werfen.
Eine Minute später stand das halbe Zimmer in
Flammen. Eine unglaubliche Hitze entwickelte sich. Das Feuer flammte am Bett
empor und an dem Stapel mit den Pornomagazinen, erfasste die Gardinen und
zwischendrin war Fonsos erbärmliches Schreien zu hören. Dann, als zuletzt das
komplette Zimmer in Brand geriet, war plötzlich nur noch das gierige Knistern
der Flammen zu hören. Fonso war für immer verstummt.
Als die ersten Rauchschwaden bereits aus den
hinteren Fenstern der Containeransammlung quollen, setzte der schwarze 5er mit
quietschenden Reifen zurück und verließ das Hafengelände. Am Steuer des Wagens,
dem dank Berts beherztem Schlag mit der Eisenstange das linke Seitenfenster
fehlte, saß Joe und starrte grimmig nach vorn. Neben ihm saß sein noch
verbliebener Kumpane Hassan, der mehr schlecht als recht mit Hilfe des
Verbandskastens -den er im Auto gefunden hatte - seine Schussverletzungen
versorgte. Fonso war in diesen Minuten gestorben, da war Joe sicher. Kein
schöner Verlust, aber es hatte keine andere Möglichkeit gegeben. Wieder einmal
war so viel falsch gelaufen, dass Joe vor lauter Unwohlsein vor dem nächsten
Telefonat mit dem Auftraggeber kurzzeitig sein Handy ausgeschaltet hatte. Heute
war ein ganz und gar beschissener Tag.
Immerhin hatten sie die Daten, die der
Auftraggeber verlangt hatte, endlich in ihren Händen. Zumindest vermutete Joe,
dass es sich bei der Tasche mit dem Notebook, den DVDs, sowie
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