Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Kees
Bloembergs Ex-Frau fluchte und warf ihrem ehemaligen Ehemann die übelsten
Schimpfwörter an den Kopf, während der sich grimmig lächelnd in Richtung Meer
verabschiedete. Und sich schließlich, als er die Hafenausfahrt durchquert
hatte, ein langes hämisches Lachen nicht verkneifen konnte. Die Absurdität des
Bildes zweier nackter Menschen auf einem Landungssteg mitten im Winter bei
frostigen Temperaturen und das im schlimmsten Regenwetter der letzten Monate,
war eine ganz und gar komische Sache.
***
17:30 Hilton, Rotterdam
Michael Greenly hatte geduscht, sich einen
frischen Anzug angezogen und war bereit zu gehen. Er hatte keine Unterlagen
mehr, aber davon ließ er sich nicht entmutigen. Er war bereit für seine Rede, zumindest
so bereit, wie man in seiner Situation wohl sein konnte. Bevor er seine Suite,
in der ihm vor nicht einmal einer Stunde alle wichtigen Daten geklaut worden
waren, verließ, rief er im Zentralkrankenhaus an und ließ sich dort über den
Verbleib und den Gesundheitszustand seines verletzten Sekretärs informieren.
Die Informationen, die man ihm gab, waren weniger als unzureichend. Von einem
Dennis Abnegator hatte die Dame mit der Raucherstimme am Telefon keine
Kenntnis. Sie verwies aber darauf, dass es durchaus sein konnte, dass der
Rettungswagen noch nicht zurück war. Bei der derzeitigen Situation in Rotterdam
konnte man das nicht genau sagen. Greenly bedankte sich dennoch und versprach,
später noch einmal anzurufen. Der Frau am anderen Ende der Leitung war das
egal. Sie legte nach einem nüchternen „Auf Wiederhören!“, den Hörer weg.
Michael Greenly steckte sein Smartphone weg
und machte sich mit der leeren Tasche seines Sekretärs auf den Weg zum
Kongressgebäude De Doelen. Zumindest den Schein gut vorbereitet und mit
Dokumenten versorgt zu sein, wollte er so lange wie möglich wahren. In ihm
brodelte - nach allem, was in den letzten Stunden passiert war - eine ungeahnte
Entschlossenheit. Er würde es schon über die Bühne bringen.
***
17:40 Polizeistation Rotterdam-Noord
Nicolas Van Houden hatte gerade erst wieder
Platz in seinem Büro genommen, da klingelte auch schon das Telefon. Vollends
genervt nahm der Hauptkommissar den Hörer ab und bemühte sich nicht eine
Sekunde lang um ein wenig Freundlichkeit.
„Ja, wer stört?“, fragte er.
„Ben Beelham, Commissaris der Polizei Provinz
Zeeland Oosterschelde am Apparat. Entschuldigen Sie Hoofdcommissaris Van
Houden, haben Sie einen Augenblick Zeit?“, antwortete eine recht junge
Männerstimme vom anderen Ende der Leitung.
„Eigentlich nicht, aber was gibt’s denn aus
dem Süden? Schießen Sie los“, erwiderte Van Houden.
„Es hat vermutlich einen Mord gegeben, zwei um
genau zu sein mit anschließender Brandstiftung.“
„Und was habe ich damit zu tun? Rotterdam ist
ein paar Kilometer zu weit weg. Das fällt nicht in unseren
Zuständigkeitsbereich. Schon gar nicht in diesen Tagen.“
„Ist mir bekannt. Allerdings fühlte ich mich
verpflichtet, Sie zu informieren. Das Gebäude, welches in Brand gesetzt wurde,
ist eine Containeransammlung. Sie steht auf dem Areal eines kleinen
Winterhafens in der Ortschaft Veere. Der Besitzer ist ein Bert Van Heelig oder
vermutlich war er es. Der Brand war relativ schnell unter Kontrolle, so dass
wir sofort mit den Ermittlungen beginnen konnten. Es wurden zwei Leichen
gefunden. Wir vermuten, dass zumindest eine der beiden Van Heelig sein könnte.“
Der Mann am anderen Ende der Leitung hielt
inne, um die vielen Informationen, mit denen er Van Houden gerade überrannt
hatte, wirken zu lassen. Der Hauptkommissar saß in seinem Bürostuhl und war
unfähig, etwas zu sagen. Bert Van Heelig tot? Aber wie?
„Entschuldigung, Hoofdcommissaris, sind Sie
noch dran?“, erkundigte sich der junge Kommissar.
„Äh… ja… ja natürlich… Entschuldigung.“
„Ich habe mich zu entschuldigen. Ich weiß, wie
viel Sie zu tun haben oben in Rotterdam. Eigentlich wollte ich Sie auch gar
nicht belästigen, aber meine Sekretärin drängte mich dazu. Sie meinte Bert Van
Heelig und Sie… tja also… Sie würden sich seit einer ganzen Weile kennen und
würden sicher sofort wissen wollen, wenn etwas passiert wäre. Ich hab zuerst
nicht eingewilligt, weil wir nicht sicher sind, ob es sich tatsächlich bei
einer der Leichen um Van Heelig handelt. Die Körper waren eine ganze Zeit lang
den Flammen ausgesetzt und konnten nicht ohne weiteres identifiziert werden.
Eine Genanalyse wird wohl
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