Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Schreie, grausame Minuten
waren vergangen. Jetzt war plötzlich alles still, beunruhigend still.
Die Tür zum rückwärtigen Teil öffnete sich
lautlos einen Spalt breit. Die zwei Gefangenen starrten hinüber. Erleichterung
machte sich breit, als Bert durch den Spalt spähte. Nachdem er sicher war, dass
die Luft rein war, schob er seinen Körper hinkenderweise ganz in den Raum und
hinter ihm folgte eine komplett verheulte, aber scheinbar unverletzte Linda
Farber.
„Bert, du lebst! Linda, alles in Ordnung?
Aber… aber was ist mit den drei Kerlen?“, platzte es aus Bloemberg heraus. Der
Hafenmeister ignorierte den Ausruf, kam stattdessen schnurstracks auf ihn zu
und durchschnitt mit dem Messer, mit dem er auch schon Linda befreit hatte, die
Fesseln des Inspektors und des Surveillants. Kees Bloemberg kroch hinüber zum
Regal, unter dem noch immer seine Dienstwaffe lag und nahm sie an sich, dann
rappelte er sich mühsam auf. Schmerzen zogen sich durch seinen ganzen Körper,
Andenken an die schlimmste Tracht Prügel, die er je bezogen hatte. Seine Hände
brannten höllisch, jetzt da das Blut wieder bis in die Fingerspitzen
zirkulieren konnte. Zitternd erhob er sich und fürchtete kurz, er müsse auf der
Stelle wieder umfallen, aber er hielt sich tapfer in der Vertikalen. Alles um
ihn herum drehte sich und sein Blick verschwamm für ein paar Sekunden. Für eine
erleichterte Umarmung Lindas, Ronalds und seines alten Freundes Bert reichte es
trotz alledem noch.
„Danke“, flüsterte er und die Erleichterung
war ihm deutlich anzumerken.
„Wir ham nich viel Zeit“, brummte Bert, dessen
Wunde am Kopf von der Anstrengung der letzten Minuten wieder heftig zu bluten
begonnen hatte.
„Ihr müsst hier weg, sofort!“
***
Hassan saß noch immer mit finsterer Miene auf
dem Fahrersitz des Autos. Voller Abscheu dachte er daran, was Fonso mit der
Frau anstellen würde und schüttelte immer wieder angewidert den Kopf.
Er spielte gerade an diversen Knöpfen des
Radios herum, in der Hoffnung trotz des sich zusammenbrauenden Sturmes einen
Sender hereinzubekommen, da klopfte jemand ans Fahrerfenster. Verwundert drehte
er den Kopf. Eine Eisenstange sauste mit voller Wucht gegen das Fenster, Glas
splitterte. Hassan hob schützend die Hände vors Gesicht. Die Autotür wurde
aufgerissen.
„Aussteigen! Die Hände über den Kopf!“, rief
eine Männerstimme. Hassan war zu irritiert, um sich Gedanken über andere
mögliche Reaktionen zu machen. So leistete er dem Befehl, nachdem er sich vom
ersten Schock erholt hatte, eher unbewusst Folge. Da stand er nun im dichten
Dauerregen und er erkannte zu seinem eigenen Schrecken vier Menschen, die ihm
eigentlich dort nicht gegenüberstehen durften. Der Dicke mit der Platzwunde und
der junge Kerl schon gar nicht, um die hatte er sich persönlich gekümmert und
war davon ausgegangen, dass sie nicht so schnell ins Leben zurückkehren würden.
Aber auch die Anwesenheit der Frau, die Fonso sich zur Brust genommen hatte und
des Inspektors, den sie vertrimmt hatten, war alles andere als planmäßig.
Waren sie wieder
überrumpelt worden? Wo waren Joe und Fonso? Eine ungeahnte Wut stieg in dem kräftigen
Auftragskiller auf.
„Kauad nemesch! Wild el Kelb!“, brüllte er
durch den dichten Regen und kam einen Schritt auf die vier zu, aber da hatte
der Inspektor schon seine Waffe gezogen und zielte auf ihn. Hassan ignorierte
die Bedrohung.
Gewinnen oder verlieren,
leben oder sterben! schoss es Hassan durch den Kopf. Er würde sich nicht ergeben,
niemals! Entschlossen nahm er die Hände herunter und kam noch einen Schritt
näher.
„Stehen bleiben! Ich schieße!“, warnte der
Inspektor eindringlich. Hassan ließ sich nicht einschüchtern. Er kam noch einen
Schritt näher und seine rechte Hand wanderte langsam in die linke Innentasche
seiner schwarzen Jacke.
„Has du nich gehört, was er gesacht hat! Stehn
bleibn!“, knurrte der dicke Mann, der eine große Eisenstange in der Hand hielt.
Hassan sah ihn eindringlich an.
„Wild el Kelb! Ich hätte dir eben den Gar aus
machen sollen!“
Er kam noch einen Schritt näher. Kees Bloemberg
entsicherte seine Dienstwaffe. Hassan kam noch einen Schritt näher, seine
Finger griffen nach der Pistole, die in der Innentasche versteckt war.
Nur noch ein paar
Sekunden!
Bert Van Heelig tat ihm den Gefallen nicht.
„Du solls stehn bleibn! Hörs du nich!“
Die Eisenstange surrte durch die Regen
geschwängerte Luft und traf Hassan mit voller Wucht an der
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