Sonne, Wind und Mord (German Edition)
erst in einigen Tagen Aufschluss bringen, dann hätte
ich Sie mit Sicherheit informiert.“
„Ist schon in Ordnung, Commissaris Beelham. Es
war richtig, mich zu informieren. Bert und ich sind… waren alte Freunde. Wir
kommen aus demselben Dorf…“
Van Houden schluckte, ein schmerzlicher Schock
saß ihm in den Gliedmaßen, dennoch versuchte er, sich zu beherrschen. Es gelang
ihm nicht.
„Gibt es sonst noch etwas, Commissaris? Was
wisst ihr bislang?“, war alles, was der Hauptkommissar noch hervorbringen
konnte, der Schrecken saß einfach zu tief.
„Ja eines noch, ein Anwohner hat kurz bevor
das Feuer gemeldet wurde zwei Fahrzeuge gesehen, die sich vom Tatort entfernt
haben. Ein grüner Kleinwagen und eine schwarze Oberklasse-Limousine, da war
sich der Zeuge nicht ganz sicher.“
„Ein grüner Kleinwagen?“, fragte Van Houden
verwirrt. „Haben Sie das Kennzeichen?“
Der Kommissar am anderen Ende der Leitung
bejahte die Frage und gab ihm die Ziffernfolge durch, inklusive aller
Informationen, die eine erste Recherche zu Tage gefördert hatte, aber schon als
Van Houden die bloße Ziffernfolge aufgeschrieben hatte, war ihm klar, dass es
Ronalds Auto war. Kurz nach der Übermittlung der Informationen über den anderen
Kraftwagen verabschiedete sich Kommissar Beelham und ließ Van Houden
dankbarerweise allein mit sich und seinen Gedanken.
Bert tot. Das war ein Schlag. Sie
waren lange Jahre die besten Freunde gewesen. Gemeinsam hatten sie Kees Bloemberg
auf den richtigen Weg gebracht. Er war ihr gemeinsames Projekt gewesen, wie sie
es genannt hatten. Und jetzt war er tot. Das Auto seines Neffen Ronald war in
Veere gesehen worden, dem Wagen, mit dem der junge Surveillant und Inspektor
Bloemberg heute Morgen erst zu einem, noch immer ungelösten Fall im Hafen
aufgebrochen und danach in eine Verfolgungsjagd geraten waren, die bisher zwei
Hafenarbeitern das Leben gekostet hatte. Van Houden blickte durch diese Sache
nicht durch. Er erkannte einfach keinen Zusammenhang, die Tatsache jedoch, dass
der Wagen seines Neffen in Veere gewesen war, ließ darauf schließen, dass
sowohl er als auch Bloemberg und auch diese dritte Person, die der Inspektor in
ihrem kurzen Telefonat erwähnt hatte, noch am Leben waren. Das waren also
vermutlich gute Neuigkeiten, aber was hatten sie mit dem Feuer in Berts
Wohncontainer zu tun? Und was war mit dem schwarzen Wagen, den man außerdem
noch gesichtet hatte? Zwar hatte man auch hier das Kennzeichen sichergestellt,
eine Recherche war jedoch ergebnislos geblieben, das hatte zumindest Beelham
behauptet. Hauptkommissar Van Houden rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und
her. Er hatte genug in seinem Bezirk zu tun, vor nicht mal einer Stunde war im
Hilton Hotel der Sekretär eines amerikanischen Politikers zusammengeschlagen
worden und es waren zwei Laptops sowie eine gewisse Anzahl an wichtigen
Dokumenten entwendet worden. Bisher hatte auch hier eine kurzfristige Fahndung
keinen Erfolg gehabt, außerdem begann in weniger als einer halben Stunde die
Umweltkonferenz. Die Tumulte auf den Straßen würden möglicherweise noch
zunehmen. Wenn man so wollte, blieb Van Houden gar nichts anderes übrig, als
sich um die Aufgaben zu kümmern, für die er angestellt war und für die er - vor
allem am heutigen Tag - zu sorgen hatte. Dennoch, diese Sache ließ ihn nicht
los. Es ging hier um Bert, seinen alten Freund. Es ging auch um seinen
verzogenen nichtsnutzigen Neffen und um Kees Bloemberg, Rotterdams besten
Inspektor. Es ging um Mord an einem Freund, es ging um das Leben von Ronald und
Kees. Es ging um so vieles, das Van Houden im tiefsten Innern wichtig war. Zwar
hatte der mysteriöse Anrufer ihn erpresst und er war darauf eingegangen, jetzt
jedoch, wo es einen Freund erwischt hatte, spielte seine ganze Karriere, selbst
das eigene Leben nur noch eine nebensächliche Rolle. Andere Leben waren in
Gefahr. Mühsame Sekunden verstrichen. Der dicke Hauptkommissar saß auf dem
Bürostuhl, war kurz in sich vertieft und fuhr sich immer wieder nachdenklich
mit der Hand über das Gesicht. Als ihn das neuerlich klingelnde Telefon wieder
aus den Gedanken riss, hatte er eine wichtige Entscheidung getroffen.
18:00 - 24:00
18:30 Kongresszentrum De
Doelen
Michael Greenly trat ins Scheinwerferlicht und
ging auf das bereitstehende Rednerpult am Kopf des großen Saales zu. Der
Konferenzraum war zum Zerbersten gefüllt. Es bedurfte keiner speziellen
Ausbildung, um zu erkennen, dass die gewählten
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