Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Brust. Der
Auftragskiller brüllte und torkelte ein paar Schritte zurück, aber der Schlag
hatte ihn keinesfalls außer Gefecht gesetzt. Im Gegenteil. Die Entschlossenheit
in seinen Augen hatte noch zugenommen. Er berappelte sich und trat wieder einen
Schritt nach vorn, dann in einem Schwung riss er die Hand aus der Tasche. Zwei
Schüsse fielen. Hassan ließ die Waffe fallen, sein linkes Bein gab nach und er
fiel ungebremst zu Boden. Kees Bloemberg hatte ihm gezielt in den Arm und dann
ins Bein geschossen.
„Ihr werdet nicht davonkommen! Ihr dreckigen…“
Bert machte einen Schritt auf ihn zu, trat ihm
hart gegen das Gesicht und der Auftragskiller verstummte. Auch ihn hatte Bert
in die Bewusstlosigkeit geschickt. Der dicke Hafenmeister drehte sich zu Linda,
Ronald und Kees um. Sein Blick war ernst.
„Ihr macht euch jetz vom Acker! Hier is der
Schlüssel für dein Boot, Kees; falls du immer noch mit der bescheuertn Idee
spiels bei dem Wetter raus zu fahrn. Dein Boot liegt im Hafen von Coljinsplaat.
Und jetz verschwindet!“
„ Was ist mit den Arschlöchern? Sollen wir
nicht lieber…“
„Ihr verschwindet jetz‘! Keiner weiß, ob das
die Einzigen warn‘. Lungert wohlmöglich noch wer hier rum“, zischte Bert
unruhig.
„Aber, was ist mit dir? Vielleicht solltest du
besser mitkommen?“, mutmaßte Kees, aber der Hafenmeister schüttelte den Kopf.
„Wieso sollt ich das wohl tun? Nein, Kees, ich
bleib hier. Hat sowieso keinen Zweck für mich wegzulaufn.“
Der Inspektor sah seinen alten Freund fragend
an. Wieso lohnte es sich nicht zu verschwinden?
„Pass auf, Kees, es is ganz einfach. Vorm
Monat ham se bei mir Metastasen entdeckt, inner Lunge. Krebs im fortgeschrittenen
Stadium, nix zu machen.“ Bert unterbrach sich selbst, als er Kees‘ ungläubigen
Blick aufschnappte und machte dann selbst kurz einen mitleidigen Eindruck. Aber
es war einfach nicht seine Art, Missmut und Pessimismus zu verbreiten.
„Is schon gut, Kees. Ich komm klar. `S hat für
mich nur keinen Sinn mehr zu verschwindn. Ob so oder anders, das spielt doch
keine Rolle.“
„Aber…“, protestierte Bloemberg hilflos. Bert
schüttelte nur wieder den Kopf.
„Kein Aber, Kees“, entschied Bert.
„Verschwindet jetz! Irgendwann kommen die Bewusstlosen immer ins Leben zurück
und dann solltet ihr schon ein gutes Stück weit weg sein. Ich kümmre mich so
gut‘s geht um alles.“
Die drei sahen betreten zu Boden, ehe sich
Kees ein Herz fasste und auf Bert zuging.
„Es tut mir leid, dass ich dich mit
reingezogen hab. Danke für alles!“
Noch einmal umarmte er den Hafenmeister, der
abwehrend die Hände hob.
„So wie‘s aussieht, isses das letzte Mal, dass
ich dir ausser Scheiße helfe, ‘s hat mich aber gefreut, nochmal helfen zu
können. Von jetz an musst du aber selbst auf dich aufpassn. Halt die Ohren
steif, Junge und grüß Nicolas von mir…“
Kees Bloemberg versprach es, auch wenn er
spürte, dass es das letzte Mal sein würde, dass er Bert Van Heelig lebend zu
Gesicht bekam. Ein letztes Mal drückte er den alten Junggesellen, dann
verschwanden die drei in Rudjards Kleinwagen und machten sich davon. Dieses
eine Mal waren sie noch mit zwei blauen Augen davongekommen, in Zukunft mussten
sie noch vorsichtiger sein.
***
Bert Van Heelig humpelte durch den Regen
zurück in sein Containerhaus. Langsam schleppte er sich zum Kühlschrank und
holte ein Bier heraus, dann ließ er sich müde auf einen der Campingstühle
nieder. Schwer atmend saß er dort und ließ den Blick nachdenklich durch den
Raum schweifen. So viel Aufregung an einem ungemütlichen Wintertag war einfach
zu viel für einen Mann der keine 20 mehr war.
„Mann, Mann, Mann, was für ein Tag…“, sagte er
zu sich selbst und griff sich an die noch immer blutende Stirn. Besonders der
heftige Schlag, den er dorthin abbekommen hatte, während der junge Surveillant
mit ihm zusammen im Schuppen nach dem Bootsschlüssel gesucht hatte, war schlimm
gewesen. Der miese Kerl war einfach aus dem Nichts aufgetaucht und hatte ihn
k.o. geschlagen. Sein Kopf schmerzte schon wieder, als er nur daran dachte.
Schnell konzentrierte er sich auf etwas anderes.
Wäre wohl am besten, die
Polizei zu informieren , dachte er noch, aber dann fiel sein Blick auf die schwarze
Notebooktasche, die herrenlos neben dem Küchentisch stand. Zerstreut kratze er
sich am Kopf. Mit Absicht hatten sie die bestimmt nicht hier stehen lassen.
Hoffentlich befanden sich keine wichtigen Dinge darin und
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