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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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»Gehen wir das Ganze noch einmal durch.«
     
    Am nächsten Tag wurde Cash nicht abgeholt. Die Tür des Hotelzimmers war von außen abgeschlossen. Eine Wache brachte die Mahlzeiten. Die Hälfte der Funktionen der Memofläche war gesperrt, aber er konnte wenigstens fernsehen. Der Regierungskanal (alle Kanäle waren Regierungskanäle; dies war der offizielle Regierungskanal) berichtete kurz über General Arvam Peixotos Rückkehr zur Erde. Der große Mann war zwei Sekunden lang in einem Rollstuhl zu sehen, das Gesicht nach oben gewandt, weil er gerade einem Offizier die Hand schüttelte. Cash schaute sich die Aufnahme wieder und wieder an, und ihm wurde ein wenig übel. Es war offensichtlich, dass man ihn dazu benutzen wollte, den General kaltzustellen. Arvam Peixoto hatte aus ihm einen Helden gemacht, ein Aushängeschild des stillen Kriegs. Doch laut dem Oberst war Cash nicht draußen bei Phoebe getötet worden; er hatte überlebt und war abtrünnig geworden, indem er direkte Befehle missachtet hatte …

    Auch am nächsten Tag wurde er nicht abgeholt. Am folgenden Tag saß er gerade beim Frühstück, als die Tür aufging und ein großväterlicher Offizier in der Uniform der Luft – und Raumwaffe hereinkam und sich als Oberstleutnant Marx Vermelho, Cashs Berater, vorstellte.
    »Ich wusste nicht, dass ich einen Anwalt brauche. Wurde ich verhaftet?«
    Cash bewahrte noch immer die Ruhe. Er hatte keine Kontrolle über das, was geschah, und bisher hatte ihm niemand erklärt, weshalb er hier war, also schwamm er mit dem Strom.
    »Ich bin nicht Ihr Anwalt, mein Sohn«, sagte der Oberstleutnant. Er war ein attraktiver alter Haudegen, braungebrannt und mit kurzem weißem Haar, das wie ein Kranz seinen kahlen Schädel umgab. »Ich bin Ihr Berater. Ich soll Sie auf Ihren Auftritt vor dem Senatsunterkomitee für außerirdische Angelegenheiten vorbereiten. Wie ist der Kaffee? Nein, bleiben Sie sitzen. Ich schenke mir selbst ein, und dann können wir einen Blick auf Ihre Aussage werfen.«
    Es war eine knappe Zusammenfassung der Geschichte, die der Oberst des BSD Cash im Befragungsraum erzählt hatte. Darin wurden die Kampfhandlungen auf Phoebe beschrieben und festgehalten, dass Cashs Einmannjäger beschädigt worden sei, als er von umherfliegenden Teilen einer feindlichen Drohne getroffen wurde. Allerdings hieß es, der Jäger habe sich selbst reparieren können und Cash habe einen Kurs ins Innere des Saturnsystems berechnet und ein Ziel ausgewählt. Er hatte direkte Befehle, sich zurückzuziehen, missachtet, und sein Einmannjäger war ausgeschaltet worden. Er war durch die Ringebene gepflügt, und dabei war er zum zweiten Mal getroffen worden. Ein Stück Basalt war in seinen Bug eingeschlagen und in Dutzende weißglühende Teile zersprungen. Die meisten waren
in der Dämpfschaumisolierung stecken geblieben, welche die Hohlräume im Innern des Einmannjägers füllte, doch eins hatte Cashs VR-Visor getroffen und sich in sein Gehirn gebohrt.
    Cash sagte, dass er nie in der Nähe der Ringe gewesen sei. Er war von dem Bruchstück einer Drohne getroffen worden. Es hatte sein Schiff außer Gefecht gesetzt und ihn ebenfalls. Oberstleutnant Vermelho schüttelte den Kopf und blätterte auf seiner Lesetafel weiter zu einem Foto von etwas, das wie ein Miniaturmond aussah, dunkel und knubblig und von Kratern überzogen.
    »Das ist es, was den Schaden angerichtet hat«, sagte der Oberstleutnant. »Ein Team von Kriminaltechnikern hat es aus der Innenschale Ihres Einmannjägers geborgen. Es ist Basalt, mein Sohn. Pyroxen, gemischt mit Eisen und Nickel. Die Saturnringe bestehen hauptsächlich aus Eis, doch es gibt überall Gesteinsbrocken darin, und das ist ein winziges Stück von einem.«
    Cash wurde kalt, und er spürte, wie sich seine Haut am ganzen Körper zusammenzog. Alles im Hotelzimmer erschien ihm hell und leblos. Der blaue Himmel draußen vor den hohen Fenstern war weit weg.
    Oberstleutnant Vermelho betrachtete Cash mit freundlichem Blick und sagte: »Ich weiß, wie Sie sich fühlen. Wirklich. Doch Sie müssen akzeptieren, dass das, was Sie für die Wahrheit halten, nur ein Teil davon ist.«
    »Hier geht es doch um General Peixoto. Sie wollen ihn absägen, und Sie benutzen mich dazu.«
    »Ich will, dass Sie die Wahrheit sagen.«
    »Sie wollen, dass ich mich an Dinge erinnere, an die ich mich nicht erinnern kann.«
    »Nein, mein Sohn. So läuft das nicht. Ich will nicht, dass Sie lügen. Ich will, dass Sie die Wahrheit sagen. Doch

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