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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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dass Sie sich mit Worten aus dieser Situation herauswinden können?«
    »Ich sage Ihnen lediglich, was Sie tun könnten, wenn Sie es wollten. Ich habe lange unter gewöhnlichen Menschen gelebt. Vielleicht kenne ich sie nicht so gut, wie ich sie kennen
sollte, aber ich weiß, dass sie ziemliche Angst vor uns haben. Nicht weil wir anders wären. Sondern weil wir einen Teil von ihnen darstellen, den sie gern verdrängen würden. Wir sind ihre dunkle Seite. Ich habe nur so lange überlebt, weil ich mir große Mühe gegeben habe, zu verstecken, was ich wirklich bin. Ich kann Ihnen beibringen, dasselbe zu tun, wenn Sie wollen.«
    »Das klingt aber nicht besonders verlockend«, sagte die Wärterin. »Außerdem habe ich einen Auftrag zu erledigen. Was mich wieder zum Thema bringt.«
    Sie machte einen langen Schritt auf ihr Dreirad zu, nahm etwas von der Größe eines Basketballs aus dem Fach hinter dem Sitz und rollte es zu dem Spion hinüber.
    Es hüpfte langsam über den staubigen Boden, und als er es erkannte, sprang er auf die Füße, kämpfte gegen das Netz an, mit dem seine Arme gebunden waren, und stieß einen entsetzten und verzweifelten Schrei aus. Es war der abgetrennte Kopf von Amy Ma Coulibaly.
    »Ihre Leiche habe ich in der Klinik gelassen«, sagte die Wärterin. »Und eine hübsche kleine Botschaft mit ihrem Blut an die Wand geschrieben.«
    »Sie hätten sie nicht umbringen müssen. Ich weiß bereits, wozu Sie fähig sind.«
    »Nein. Nein, das wissen Sie nicht. Und Sie werden auch nicht lange genug leben, um es herauszufinden.«
    Felice fiel es schwer, klar zu denken. Starke Gefühle brandeten in Wellen über ihn hinweg. Hass und Trauer, Bedauern und Wut. Er starrte die Wärterin an und vergaß dabei, so zu tun, als sei er von ihr eingeschüchtert. Mit aller Macht kämpfte er gegen den Drang an, sich auf sie zu stürzen und so die ganze Sache zu beenden. Doch zugleich betrachtete ein Teil seines Ichs, das von Gefühlsregungen stets unberührt blieb, den Boden und die Wände des Einschnitts
zu beiden Seiten und nahm eine wichtige Berechnung vor.
    So ruhig wie möglich sagte er: »Ihre Mission ist gescheitert. «
    Die Wärterin schüttelte den Kopf: »Das sehe ich anders.«
    »Sie ist gescheitert, als Sie meine Freundin getötet haben. Sie haben sie nicht deshalb umgebracht, weil es für den Erfolg Ihrer Mission notwendig gewesen wäre. Sondern weil Sie mir beweisen wollten, dass Sie besser sind als ich, dass ich sie nicht vor Ihnen beschützen kann.«
    »Na, das ist Ihnen ja auch nicht gelungen«, sagte die Wärterin.
    Heiße Wut durchströmte Felice in diesem Moment, stärker als alles, was er jemals zuvor empfunden hatte. Er hatte das Gefühl, neu geboren zu sein. Sein Herzschlag dröhnte wie eine Trommel in seinem Schädel. Er zitterte und kämpfte um seine Beherrschung.
    »Sie hätten Amy nicht töten müssen und auch Goether Lyle und Jael Li Lee nicht. Goether Lyle wusste nicht, wer Sie sind, und Jael Li Lee ebenso wenig. Und selbst wenn sie Ihre Identität aufgedeckt hätten, hätten sie der Gefängnisverwaltung nichts davon erzählen können. Sie haben einen Fehler begangen, als Sie Goether ermordet haben, und der Mord an Jael hat alles nur noch schlimmer gemacht. Er hat mich direkt zu Ihnen geführt und die Gefangenen davon überzeugt, dass es an der Zeit ist, sich zu befreien. «
    »Unsinn!«
    »Sie wissen natürlich, dass mein Implantat nicht eingeschaltet ist. Sie werden versucht haben, es gegen mich einzusetzen. Und wenn Sie nachschauen, werden Sie sehen, dass die Implantate der anderen Gefangenen ebenfalls ausgeschaltet sind.«

    Die Wärterin antwortete nicht, aber Felice sah, dass sich ihre Kopfhaltung ein wenig änderte, und wusste, dass sie auf das Überwachungssystem zugriff. Sie war schnell und klug. Es würde nur wenige Sekunden dauern, aber das reichte ihm schon.
    Er sprang zur Seite und entlud die supraleitende Schlaufe, die er aus der Batterie eines der Schockstäbe ausgebaut und auf die Handfläche eines Handschuhs geklebt hatte. Er hatte sie eigentlich gegen die Wärterin einsetzen wollen, stattdessen schloss er nun damit die Fasern des myoelektrischen Kunststoffs kurz, mit dem seine Arme gefesselt waren. Sie lösten sich mit einem schmerzhaften Schnappen, das seine Haut betäubte. Er schüttelte das Netz ab, während er auf dem Boden aufkam, und machte sofort einen weiteren Satz, einen Grashüpfersprung, der ihn die Wand des Einschnitts hinauftrug. Oben angekommen lief er einen Abhang

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