Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
Vom Netzwerk:
Strecke, für die selbst die Schiffe mit dem Schnellfusionsantrieb siebenundzwanzig Wochen brauchen würden. Die Reise der nicht umgerüsteten Shuttles hingegen würde noch viel länger dauern, mehr als zwei Jahre.
    Die kleine Flotte flog stetig weiter und warf leere Treibstofftanks ab, während sie die Schwerkraftsenke des Uranus
verließ. Schließlich wurde der Antrieb abgeschaltet, und sie befanden sich im freien Fall – winzige Staubkörnchen, die durch den gewaltigen Ozean der Nacht trieben.
    Die meisten Leute an Bord schliefen viel. Die Außenweltler besaßen die Fähigkeit, sich in einen tiefen Schlaf zu versetzen, der dem Winterschlaf ähnelte. Sie verlangsamten ihren Herzschlag, die Atmung und den Stoffwechsel. Ein Funke Bewusstsein blieb jedoch erhalten, so dass sie innerhalb weniger Minuten aufwachen konnten. Macy war zwar mit Retroviren behandelt worden, damit sie sich besser an die Belastungen der Mikroschwerkraft anpassen konnte. Die Fähigkeit, Winterschlaf zu halten, war im Vergleich dazu jedoch eine weitaus radikalere Veränderung. Deshalb schlief sie in einem Kältesarg wie dem, in dem sie die Reise von der Erde zum Jupiter verbracht hatte. Ihr Körper wurde auf – 4°C heruntergekühlt und befand sich an der Grenze zwischen Leben und Tod.
    Das Aufwachen war langsam und schmerzhaft. Sie bekam noch mit, wie sie rosafarbene Fluorsilikone hochwürgte, die sich in ihrer Lunge angesammelt hatten, dann verlor sie das Bewusstsein. Als sie wieder erwachte, war sie blind und vom schlimmsten Kater im ganzen Universum gelähmt. Langsam wurde ihr bewusst, dass sie in einer Ecke des Wohnraumes der Elefant in einem Kokon hing. Jemand schwamm auf sie zu – es war Newt, der etwas sagte, das sie nicht begriff. Die Worte rauschten an ihr vorbei, kaum zu hören über den dröhnenden Kopfschmerzen. Sie schlief ein und wachte erneut auf. Ihr ganzer Körper war von Schmerzen erfüllt, ihr leerer Magen krampfte sich zusammen, und ihre Gedärme fühlten sich an, als seien sie um fünfzig Kilo Beton gewickelt.
    Sie befand sich immer noch in dem Kokon. Über einen Schlauch wurde eine klare Nährflüssigkeit in eine Ader in
ihrem linken Handgelenk eingeleitet. Der Wohnraum war leer und von trübem rotem Licht erfüllt. Der Antrieb der Elefant erzeugte ein beruhigendes Brummen und zog sie mit etwa 0,1 Ge in Richtung achtern. Nachdem sich Macy den Schlauch aus dem Handgelenk gezogen und den Reißverschluss des Kokons geöffnet hatte, stürzte sie auf den abgepolsterten Boden. Es kostete sie ihre ganze Kraft, ihren schmerzenden Körper die Sprossen zu der Steuerblase hinaufzuziehen, wo Newt, Ziff Larzer und Herschel Wu nebeneinander auf Beschleunigungsliegen lagen, die einen Großteil des kleinen Raums einnahmen.
    Newt richtete sich auf, und Macy stolperte vorwärts, fiel auf die Knie und umarmte ihn, spürte seine Wärme und sog seinen vertrauten Geruch ein.
    »Hallo«, sagte er. »Wie geht es dir?«
    »Ich glaube, ich bin am Leben. Jedenfalls mehr oder weniger. «
    »Du solltest noch nicht aufstehen.«
    »Was soll ich machen? Wieder einschlafen? Ich habe schon viel zu lange geschlafen.« Macy schlug ihre Faust gegen die von Ziff Larzer und Herschel Wu und sagte dann: »Wir sind alle noch da, also nehme ich mal an, die DMB hat nicht versucht, uns abzufangen?«
    Die drei Männer tauschten Blicke.
    Ein kalter Schauer lief Macy über den Rücken. »Etwas ist passiert«, sagte sie.
    Ziff Larzer sagte: »Wir haben gute und schlechte Neuigkeiten, und welche, bei denen wir uns noch nicht ganz sicher sind.«
    Herschel Wu wackelte mit den Fingern in der Luft. Die Memofläche vor den Liegen öffnete sich und zeigte eine Flugbahn, die die Umlaufbahn mehrerer Monde kreuzte, die einen dicken Planeten umkreisten, und mit Wegmarkierungen
versehen war. Etwa auf der Hälfte war eine blinkende Kette zu sehen. Er sagte: »Wir sind etwa hunderttausend Kilometer vom Neptun entfernt und nähern uns dem Ende einer Brennphase, die uns in einen Orbit bringen wird.«
    »Um Triton oder Neptun? Ich dachte, wir würden direkt auf Triton zufliegen«, sagte Macy.
    Eine Teleskopaufnahme der Hemisphäre des Neptuns hing in einer Ecke der Memofläche, von dunklerem Blau als der Uranus und von einzelnen Bändern durchzogen. Lange, blasse Wolken. Über dem Äquator, an der unscharfen Linie, die die Tag-Nacht-Grenze markierte, befand sich ein kleiner schwarzer Fleck, über dem winzige weiße Wolken schwebten. Der Eisriese war von den hellen Kreisen seiner

Weitere Kostenlose Bücher