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Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Titel: Sonnenfeuer - Der Frieden war nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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Worte von Simin, deren Tiefe Lea nicht durchdringen konnte. Was verband die beiden?
    „Ich habe für Lea gebürgt. Das könnt ihr doch jetzt nicht tun... ” Paul flatterte.
    „Sie passt auf mich auf. Besser als jeder andere. Und du wirst dich schon behaupten können. Wie immer. Morgen früh werden wir darüber lachen.” Die Stimme von Simin klang mehr als seltsam: mütterlich, besorgt und entschlossen.
    Die Aufzugtür öffnete sich erneut, sechs Wachsoldaten der Bundeswehr empfingen sie mit G3 Sturmgewehren im Anschlag in der Tiefgarage. Lea konnte die Anspannung in den Augen der jungen Männer sehen. Die hatten noch niemals jemand erschossen.
    Paul beruhigte die Meute. „Ganz langsam, keiner schießt, wir wollen niemand gefährden. Legt die Waffen auf den Boden. Wir werden sie gehen lassen!”
    Die Soldaten hörten auf ihn und ließen das Trio passieren. Vermutlich waren sie in diesem Moment selbst erleichtert, nachgeben zu dürfen.
    Lea suchte sich einen gepanzerten Geländewagen aus, packte noch zwei Winterjacken auf die Rückbank und stieg mit Simin ein. Der Schlüssel steckte, der Tank war voll, der Wagen war der richtige.
    „Lea. Du machst einen Fehler.” Paul versuchte, sie ein letztes Mal umzustimmen. Lea schaute auf dem Beifahrersitz zu Simin, die ihr zunickte.
    „Nein.” Simin wandte sich von ihm ab. „Und wenn, ich möchte jetzt mit Lea fahren.”
    Lea schloss die Tür und fuhr los. Sie ließ gerade weitaus mehr als Paul und sechs Bundeswehr-Soldaten zurück.
     
    ***

Schattenprotokoll
    Simin und Lea verließen die Tiefgarage der Hamburger Rekonfigurationsanlage. Keine weiteren Sicherheitskräfte stellten sich ihnen in den Weg. Es waren noch zwei Stunden bis Mitternacht, aber bereits die Geräuschkulisse, die durch die Tore zu ihnen brauste, war beängstigend. Trotz der Fahrzeugpanzerung und der zweifingerdicken Verglasung hörten sich die Massen an wie ein Wasserfall, der unnachgiebig auf sie herniederging. Lea konnte jeden verstehen, der sich an diesem Abend gegen die Staatsgewalt erhob. Wenn die Menschen nur Simin gekannt hätten, so wie sie, sie wären alle friedlich nach Hause gegangen.
    Die Polizisten, die das Tor sicherten und ihnen die Zufahrtsstraße freisperrten, taten Lea leid. Die Beamten hatten in dieser Nacht einen Höllenjob zu leisten. Das Fahrzeug verließ das Gelände der Rekonfigurationsanlage ohne weitere Zwischenfälle. Steine, Flaschen und Farbbeutel zählte sie nicht mehr. Simin saß stumm neben ihr und starrte regungslos durch das verdunkelte Seitenfenster. Zum Glück konnte man von außen nicht durch die Scheiben sehen. Sie wären sonst nicht weit gekommen.
    Mit der Zeit wurden die Lichter kleiner und die Geräusche verstummten. Mit beiden Armen hielt Simin ihr iPad fest, beinahe als ob sie Leonie, ihre Tochter in den Armen hielt. Hoffentlich ging es der Kleinen gut. Dass Simin nun ihre Tochter als mögliches Faustpfand zurückgelassen hatte, schoss Lea gerade durch den Kopf. Verdammt, das hatte sie nicht bedacht.
    „Lea?”, fragte Simin.
    „Ja.”
    „Gib mir kurz dein Telefon.” Simin linkte das Gerät mit ihrem Tablet-System, veränderte etwas und gab es ihr zurück. „Jetzt können sie uns nicht mehr orten. Wir müssen auch das Auto zurücklassen, jedes dieser Fahrzeuge hat Peilsender, die sich nicht ohne Ausrüstung deaktivieren lassen.” Etwas bewegte Simin, diese Nacht forderte viel von ihr.
    „Du klingst traurig. Wenn du magst, ich höre dir zu.”
    „Danke. Ist schon gut. Später.” Sie lächelte. „Wo fahren wir hin?”
    Eine gute Frage, das bunt-gesteinigte Auto war zu auffällig, die Stadt zu verlassen wäre also keine gute Idee gewesen. Lea dachte an das Meer von Menschen, die alle vor der Hamburger Rekonfigurationsanlage demonstrierten. Das wäre die beste Tarnung, sie brauchte also Menschen, viele Menschen. Deshalb fuhr sie in Richtung Innenstadt, dort würde es genug davon geben. In diesem Chaos wären zwei Frauen kaum zu verfolgen.
    „Silvester am Jungfernstieg soll wunderschön sein.”
    Simin nickte und blickte konzentriert auf ihren Computer. Mit dem Finger wischte sie über den Screen. „Magst du mir kurz helfen?”
    „Klar.”
    „Bitte reich mir deine Hand. Ich möchte diesen Moment mit dir teilen.”
    Ohne zu zögern ließ Lea sich geleiten. Die Augen waren weiterhin auf die Straße gerichtet. Gemeinsam berührten sie den Touchscreen. Das Gerät bestätigte die Eingabe mit einem leisen Ton.
    „Was haben wir gerade gemacht?”, fragte

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