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Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Titel: Sonnenfeuer - Der Frieden war nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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Sektkorken zu beeinflussen glaubte. Das war doch völliger Blödsinn. Entweder log Paul, was er mit jedem zweiten Wort tat, oder zwischen Simin und Paul gab es noch mehr. Nur was? Eine Beziehung? Die beiden hätten sich kaum unbemerkt treffen können. Eine Affäre? Simin stand seit langem unter Dauerbewachung.
    Auf einem Display in Leas Nähe berichtete CNN über die jüngsten Ereignisse am Persischen Golf und aus Hamburg, der Stadt, in der sich an diesem Abend die größte Demonstration der jüngeren Zeitgeschichte abspielte. Inzwischen schätzte man, dass über einer Millionen Demonstranten auf den Straßen waren. Und die Bilder von beiden Ereignissen unterschieden sich kaum. Das war Dramatik pur. Die Ankunft der USS Theodore Roosevelt im Persischen Golf moderierte CNN wie die Befreiung Jerusalems von den Sarazenen. Vor dreißig Minuten hatte eine iranische Fregatte erneut versucht, ein amerikanisches Containerschiff aufzubringen, welches die Straße von Hormus durchqueren wollte. Flankiert von vier Sea Hawk Helikoptern eskortierte die US Navy das Schiff, das die iranische Fregatte offensichtlich nicht ausreichend eingeschüchtert hatte. Die Bilder eines brennenden Helikopters auf Deck des Containerschiffes gingen um die halbe Welt. Sieben amerikanische Marinesoldaten starben dabei. Den brennenden Ölfleck, an der Stelle, wo zuvor das Kriegsschiff den Hubschrauber beschossen hatte, vermittelten die Berichterstatter als nationale Genugtuung. Dabei hatten über 200 iranische Marinesoldaten ihr Leben verloren. Lea schluckte. Das war jetzt kein Säbelgerassel mehr. Sie zappte weiter und sah sich auf Al Jazeera das Komplementärprogramm an. Weinende Mütter in schwarzen Kleidern und ein iranischer Marineoffizier, der den Zionisten blutige Vergeltung und einen langen Krieg versprach. Das war die andere Sicht der Dinge. In Teheran, Islamabad, Kuala Lumpur, Riad und Kairo gingen ebenfalls Millionen Menschen auf die Straßen, um gegen die amerikanische Kanonenbootpolitik im Persischen Golf zu demonstrieren. Und Lea wollte ihnen das Recht dazu nicht absprechen.
    „Lea. Ist alles in Ordnung?” Simin setzte sich zu ihr. Einige ihrer Mitarbeiter ließ sie gerade warten.
    „Wir sind im Krieg.” Lea sah Simin in die Augen. Bei den Ereignissen in der Ferne fühlte sich sie sich immer kleiner.
    „Vermutlich erlebst du so etwas nicht zum ersten Mal. Und bestimmt hat dir dann schon oft jemand gesagt, dass du ein Soldat bist. Und das so etwas dazu gehört. Und dass bevor es besser wird, es erst immer schlimmer werden muss.” Simin nahm ihre Hand. „Lea. Du bist kein Soldat. Und du warst auch nie einer. Du bist Lea Alexander. Verscheuche die Geister in dir. Ich brauche dich jetzt bei mir!”
    Lea, sei kein Soldat, das hatte wirklich noch niemand zu ihr gesagt. Ein völlig neuer Gedanke. Ein eigener Gedanke. Frei und unabhängig. Gefährlich und verantwortlich, das wollte sie in sich wirken lassen.
    „Ich bin da. Zu 100 Prozent!” Simin hatte aber recht, zumindest für die nächsten Stunden wollte Lea die Störenfriede in ihrem Kopf vertreiben. Sie steckte das Smartphone in die Tasche und hörte damit auf, jeden Mitarbeiter aus Simins Team wie einen potenziellen Attentäter zu mustern.
    „In fünfzehn Minuten sind alle Zertifikate im System. Dann können wir eine Pause machen.” Simin beugte sich zu ihr und küsste Lea zärtlich auf den Mund. „Wir müssen uns beide nicht mehr verstecken.”
    Was machte diese Frau nur mit ihr? Aber klagte sich Lea nun auch schon dafür an, sie zu mögen? Lea war nie ein Soldat gewesen, vielleicht war sie auch vieles andere nicht, was andere ihr einreden wollten. Sie war auch niemals eine Tänzerin, auch wenn ihre Mutter es geliebt hätte, sie auf einer Bühne zu sehen. Sie war eine Personenschützerin, mit der Waffe in der Hand fühlte sie sich gut, das wollte sie ab jetzt akzeptieren. Und sie stand auch auf Frauen, auch dafür wollte sie sich nicht mehr schämen.
     
    „Lea. Wir haben es bald geschafft.” Simin war mit ihr in ihr Büro gegangen, hier konnten sie einen Moment allein sein.
    „Du hast ja keine Ahnung!” Lea drückte Simin an die Wand und küsste sie erneut. Intensiv. Sie ließ vieles aus sich heraus. All die Bürden, die sie über Jahre angesammelt hatte, all die Lasten, die andere auf ihr abgeladen hatten. Und die sie niemals ertragen wollte. Warm und süß. Simins Lippen fühlten sich unendlich gut an. „Das ist jetzt kein Spiel mehr!”
    Auch Simin atmete heftig und

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