Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
öffnete nach dem Kuss langsam die Augen. Die Hand hatte sie in Leas Po vergraben. „Das ist auch neu für mich. Lass mir etwas Zeit.”
„Haben wir die?”, fragte Lea mit einem gewissen Galgenhumor.
„Wir werden sie uns nehmen. Und nein, ich spiele nicht mit dir.” Mit dem Finger fuhr Simin zärtlich Leas Lippen nach. „Ich dachte ich würde dich nicht mehr wiedersehen. Als die amerikanischen Soldaten die Villa am Jungfernstieg räumten, glaubte ich schon dich verloren zu haben.”
„Paul”, sagte Lea nur und ließ den Namen wirken.
„Er ist ein Dieb!”, sagte Simin. Darin waren sich beide einig. „Ich habe Angst vor ihm. Der könnte uns an jeden verkaufen, ich kann nicht verstehen, wie er an diese Position gekommen ist.”
„Kannst du nicht gegen ihn vorgehen?” Schließlich hatte sich Simin auch bei Lea und Hagen gegen den Willen des BND durchgesetzt.
„Womit? Er hat in Kuala Lumpur die Verträge gerettet und sich dabei selbst in Lebensgefahr begeben. Mehr noch, er hat die Sonnenfeuer-Allianz in der Stunde höchster Not zusammengehalten. Niemand ist nach dem Tod des amerikanischen Präsidenten aus dem Projekt ausgestiegen.”
„Aber wir kennen ihn doch besser, oder nicht?”
„Kennen wir ihn wirklich?”, fragte Simin nachdenklich.
„Bitte?”
„Er hat sich gegen das Votum der alliierten Auftraggeber dafür eingesetzt, dass du meine Personenschützerin bleiben darfst. Die wollten einen Schuldigen, Amerika, China, Russland, England, Frankreich und Deutschland, alle waren sich heute Morgen einig, dich über die Klinge springen zu lassen. Der Shutdown in der Villa galt dir.”
„Bitte, was hat Paul gemacht?” Das konnte Lea jetzt kaum glauben. Das machte doch keinen Sinn. Wenn der Shutdown ihr galt, warum hat man dann sie mit den zu schützenden Personen dort bis zuletzt übrig gelassen?
„Paul ist der strahlende Held und er hat sich vor dich gestellt. Wenn du gehen müsstest, würde auch er gehen. Und nur deswegen bist du wieder hier. Paul haftet jetzt mit seiner schwarzen Seele für deine Taten. Er hat die deutsche Generalität gezwungen, dich in seine Befehlsgewalt zu übergeben.”
Lea wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Und auch Noam und Kim wurden aus den Botschaften in den Urlaub entlassen. Hast du etwas damit zu tun? Ich habe immer gespürt, dass du beide mochtest.”
„Ja, aber ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass... ” Lea rang nach Luft.
„Paul ist der Satan. Er hat das alles nur gemacht, um meine Seele zu kriegen. Er umgarnt uns, wiegt uns in Sicherheit und schleicht sich in unsere Köpfe.” Simin zauderte. „Ich rede Unsinn. Aber auch wenn wir ihm nicht trauen. Wir können nichts gegen ihn tun. Wir können nur wachsam bleiben.”
„Welche Ziele könnte er verfolgen?” Lea dachte nach.
„Lea, es wäre leichter, in einem Wasserglas den Untergang der Dinosaurier nachzuweisen, als in seinem Verhalten ein Motiv zu erkennen.” Und das sagte Simin Navid, die klügste Frau, die Lea kannte. „Nur, ich bin sicher, dass es nichts Gutes ist.”
War Paul böse? Er war arrogant, überheblich, verlogen, intrigant und narzisstisch, aber war er böse? Er sah gut aus, war weltmännisch und jeder diplomatischen Situation gewachsen. Nur welchem Herrn folgte er? Der CIA oder den nationalen Interessen der Amerikaner? Nein. Bestimmt nicht, da wäre es wahrscheinlicher gewesen, dass er an Dagobert Duck berichtete.
„Wir müssen also mit ihm leben.” Das war für Lea der Konsens.
„Bitte bleib wachsam. Beim Sonnenfeuer-Projekt kommen so viele Interessen zusammen und es ist so unglaublich viel Geld im Spiel. Da wäre alles möglich.”
Wachsam sollte Lea bleiben, da hatte Simin völlig recht, nur, sie sollte flexibler denken. Es kam auf die richtigen Fragen an. „Wodurch siehst du die Anlage gefährdet, was könnte passieren?”
„Du meinst einen Terroranschlag?”
„Terroranschlag, Panne, Paul, Unfall oder ein verstopftes Klo. Ich habe keine Ahnung. Was könnte gefährlich werden?”
„Die Anlage ist sicher. Das technische Personal ist handverlesen. Nur die Securities kenne ich nicht alle.”
„In diesem Steuerungsbereich bin ich die einzige.”
„Weswegen ich dich auch haben wollte. Ich habe alle anderen mit Waffen aus diesem Bereich verdammt. Aber im zweiten Sicherungsring sind über fünfzig Sicherheitskräfte. Und im oberen Teil der Anlage und den Außenanlagen laufen heute tausende Polizisten und Soldaten umher.”
„Könnten die Sicherheitskräfte in
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