Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
Sattel, drehte sich noch einmal um und blickte zurück aufs Meer, das sich wie ein blaues Band hinter Bowen ausbreitete. Anders als in Bowen spürte man hier oben die angenehme Kühle der Meeresbrise. Die Stadt sah aus der Entfernung viel hübscher aus. Bis jetzt hatte Perfy den Bäumen in Bowen nie besondere Aufmerksamkeit geschenkt; Palmen, dicht belaubte Eukalyptus- und Mangobäume und riesige Feigenbäume, die überall in der Stadt wuchsen. Nun aber erkannte sie, daß ihre grünen Wipfel das Bild der Bucht prägten. Daneben wirkten die weißen Häuser zwergenhaft, und die Herbert Street war nur noch ein kahler gelbgefleckter Streifen, bedeckt mit Sand und rotem Staub.
    »Komm weiter, Perfy«, rief ihr Vater.
    Sie gab ihrem Pferd die Sporen und warf einen letzten Blick aufs Meer, bevor sie der Wegbiegung folgte, die sie tiefer in das Hügelland hineinführte. Lew war in Bowen zurückgeblieben und bestimmt noch böse auf sie. Was für altmodische Ansichten er doch hatte! Perfy mußte lachen; dieses Abenteuer machte ihr Spaß, und nichts sollte ihr heute die Laune verderben. Schon oft war er über ihre Auffassung vom Leben entsetzt gewesen, aber wenn er in diesem Land bleiben wollte, mußte er einsehen, daß die Frauen hier ihre Entscheidungen selbst trafen. Wenigstens hatte er versprochen, sich um ihre Mutter zu kümmern. Auch Herbert wollte Alice oft besuchen, um ihr und ihren Freunden etwas auf dem Klavier vorzuspielen. Sie würde also bestimmt nicht einsam sein.
    Bisher war die Reise angenehm verlaufen, auch wenn die Männer sie wie eine Dreijährige behandelten. Sie schienen zu erwarten, daß Perfy auf den holprigen Wegen abgeworfen werden würde, und beharrten darauf, ihr Pferd durch die steinigen Bäche zu führen. Aber Herbert war ein guter Lehrmeister gewesen; Perfy und Diamond bewältigten die Reise ohne Schwierigkeiten. In letzter Minute hatte Herbert beschlossen, sie nicht zu begleiten. Perfy nahm es ihm jedoch nicht weiter übel, denn er war schließlich ein vielbeschäftigter Mann. Vor dem Aufbruch hatte Ben Buchanan darauf bestanden, ihre Pferde, die Ausrüstung und die Sättel zu überprüfen, ungeachtet Herberts Versicherung, alles sei in bester Ordnung. Als Ben ein zustimmendes Brummen vernehmen ließ, hatte Herbert gegrinst und Perfy zugeflüstert: »Wenn es um Pferde geht, glauben diese Buschleute immer, sie hätten die Weisheit gepachtet. Dabei könnte er von mir bestimmt noch einiges lernen.«
    Ben Buchanan. Perfy beobachtete ihn, wie er den anderen vorausritt. Ben war kräftig gebaut und kleiner als Darcy, aber seine Gesichtszüge ähnelten so sehr denen seines Bruders, daß Perfy bei ihrer ersten Begegnung einen schmerzhaften Stich verspürt hatte. Doch da hörten die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Während Darcy herzlich und gesprächig gewesen war, gab sich Ben launisch und einsilbig, und seinen Augen fehlte der wache Ausdruck, der Darcy von allen anderen unterschieden hatte. Mit wachem Blick hatte er seine Umgebung wahrgenommen, die Menschen und die Natur. Bei diesem Gedanken fiel ihr plötzlich auf, daß Lew ihm in dieser Hinsicht ähnlich war. Noch nie war sie einem Mann begegnet, der so viele Fragen stellte, denn alles in der Kolonie war neu für ihn. Mit seinem Interesse an allem und jedem war er fast wie ein Kind. Obwohl ihr Vater nichts gesagt hatte, wußte Perfy, daß er Ben Buchanan von Anfang an nicht hatte leiden können. In Perfys Augen war das ungerecht und lag nur daran, daß Ben seiner Meinung nach nicht an Darcy herankam. Die Middletons hatten Ben nicht in ihr Haus eingeladen, sondern ihre Gespräche hatten im Great Northern Hotel stattgefunden, wo er abgestiegen war.
    Die erste Begegnung war sehr steif und ungemütlich verlaufen. Perfy hatte die Unterhaltung fast alleine bestritten; ihre Eltern hatten schweigend dagesessen, als ob sie das alles nichts anginge. Aber Ben war sehr nett gewesen. Gleich zu Beginn war er auf Darcy zu sprechen gekommen. Sein Tod sei ein großer Verlust für Familie und Freunde gewesen, zu denen sich auch die Middletons zählen könnten. Ohne Groll hatte er Perfy als Miteigentümerin von Caravale anerkannt. »Ich bin sicher, daß Caravale Ihnen gefallen wird«, hatte er gesagt. »Im Moment ist es nur ein wenig trocken, und das Vieh findet wenig zu fressen.«
    »Und was tun die Rinder, wenn die Weiden vertrocknen?« fragte Perfy, die sich bemühte, Konversation zu machen.
    »Sie wandern herum. Oder sie fressen alles, was ihnen in die Quere kommt.

Weitere Kostenlose Bücher