Sonnenfeuer
Sorgen. Das Gespräch war beendet.
6
L ew hatte Perfy bestimmt schon ein dutzendmal seine Liebe erklärt und zugleich seine Hoffnung ausgedrückt, daß sie seine Gefühle eines Tages erwidern würde, wenn es ihr erst einmal gelungen war, Darcy Buchanan zu vergessen. Mit einem Toten, der in Perfys Augen zu einem Heiligen geworden war, konnte er sich nicht messen. Und er hatte auch nicht die Absicht, in Darcys Fußstapfen zu treten, ganz im Gegensatz zu Perfy, die nach wie vor den verrückten Plan hatte, die Farm zu übernehmen.
»Ich habe an Mrs. Buchanan geschrieben«, erzählte Perfy Lew, »um ihr der Höflichkeit halber mitzuteilen, daß wir zu Besuch nach Caravale kommen.«
»Warum hast du nicht an deinen Teilhaber Ben Buchanan geschrieben?«
»Daddy meint, es sei besser, sich an die Dame des Hauses zu wenden.«
»Und hast du der Dame des Hauses auch gesagt, daß du bei ihr einziehen willst?« fragte Lew gereizt.
»Lew, begreif doch endlich! Sie wissen ganz genau, daß ich einen Anspruch auf die Farm habe, deshalb brauche ich ihnen das nicht groß zu erklären.«
»Das ist doch verrückt! Was würdest du dazu sagen, wenn irgendwelche wildfremden Leute in euer Haus einziehen? Auch wenn ihnen die Hälfte davon gehört.«
Sie lächelte ihn an. »Bei einer so riesigen Farm ist das etwas anderes. Wir haben uns überlegt, daß es eine Lösung wäre, die Farm aufzuteilen und ein zweites Wohnhaus zu bauen. Dann hätten wir unsere eigene Farm. Wir wollen all das mit den Buchanans besprechen.«
Er machte einen erneuten Versuch. »Mit dir kann man über nichts mehr reden, Perfy. Du hast nur noch diese Farm im Kopf.«
»Nein«, fuhr sie ihn an. »Du nimmst überhaupt keinen Anteil an dem, was mich beschäftigt. Verstehst du denn nicht, was für ein wunderbares Geschenk Darcy mir da gemacht hat? Für mich ist es nicht irgendeine Farm, es ist ein neues Leben. Darcy hat gesagt, es sei herrlich gewesen, auf einer Farm aufzuwachsen. Sie hatten einen Riesenspaß mit ihren Pferden, Hunden und all den anderen Haustieren, und gleichzeitig haben sie gelernt, das Familienunternehmen zu leiten.«
»Klingt wie beim König von England. Seine Jugend war so ähnlich.«
»Spar dir deine spöttischen Bemerkungen! Ich habe langsam das Gefühl, du bist eifersüchtig.«
»Um Himmels willen, ich bin nicht eifersüchtig. Begreifst du denn nicht, welche Schwierigkeiten auf dich zukommen? Du hast doch nicht die leiseste Ahnung, wie man eine Farm leitet.«
»Das muß ich auch nicht. Viele Farmen werden von Verwaltern und Vorarbeitern geleitet. Das könntest du dir ruhig auch mal überlegen. In diesem Staat kannst du immer noch einen ganzen Landstrich für ein Butterbrot bekommen. Wenn du wirklich ehrgeizig wärst, würdest du auch in die Viehzucht einsteigen. Manche verdienen dabei ein Vermögen.«
»Du machst wohl Witze!« fuhr Lew sie wütend an.
»Keineswegs. Du solltest mal darüber nachdenken.«
»Ich habe nicht die geringste Lust dazu. Ich bin Seemann und kein Farmer.« Er wußte, daß er im Begriff war, sie zu verlieren, doch er konnte dem Streit nicht aus dem Weg gehen, auch wenn er sie mit seinen Einwänden nur verärgerte. »Hat dein lieber Darcy dir auch erzählt, wie gefährlich das wunderbare Leben im Hinterland sein kann?«
»Nein, hat er nicht«, fauchte sie, »ebensowenig wie du von den Gefahren auf See erzählt hast, die wahrscheinlich noch zehnmal größer sind.« Mit einer brüsken Bewegung wandte sie sich ab und eilte ins Haus.
Einzig Alice Middleton schien Lews Meinung zu teilen, aber sie wollte ihrem Mann nicht widersprechen, der darauf beharrte, Perfy solle ihren Besitz bewirtschaften.
»Was ist an dieser Farm denn so besonders?« fragte Lew Perfy. »Warum wollt ihr unbedingt Farmbesitzer sein? Wollt ihr zu den feineren Herrschaften gehören? Steckt das dahinter?«
»Natürlich nicht. Ich bin nur zufälligerweise der Ansicht, daß eine Farm eine angenehme und gesunde Umgebung ist, um Kinder großzuziehen. Und stell dir mal vor, was sie eines Tages erben würden.«
Lew trat enttäuscht einen Schritt zurück. »Das glaube ich dir nicht. Wenn du Darcy geheiratet hättest und zu ihm gezogen wärst, dann könnte ich es ja verstehen. Aber er ist tot. Du kannst nicht alleine das Leben führen, das ihr euch gemeinsam ausgemalt habt. Das ist schlichtweg unmöglich.«
»Laß mich doch!«
»Aber es geht nicht! Ich glaube, du willst nur deshalb Farmbesitzerin werden, um zu vertuschen, daß deine Eltern Sträflinge
Weitere Kostenlose Bücher