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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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den nächsten Morgen zu verschieben.
    »Nein, ich muß mich sofort auf den Weg machen«, hatte dieser erwidert. »In ein paar Stunden bin ich zurück. Bleibt am besten am Feuer. Ihr Frauen könnt in dieser Gegend nachts nicht reiten, und schließlich können wir ihn schlecht hier begraben.« Er deutete auf Jacks Leiche, die er in ein festes Segeltuch gewickelt hatte. »Ich reite nach Merri Creek, das ist die nächste Farm, denn wir brauchen einen Wagen.«
    Diamond versuchte, Perfy zu trösten, obwohl auch sie an diesem einsamen Ort Angst hatte. Auf Perfys hartnäckige Fragen hatte sie schließlich zugegeben, daß Jack von einem Krokodil angegriffen worden war. Und nun mußte sie wie befürchtet eine völlig entsetzte Perfy beruhigen, deren Schreie durch die Stille der Nacht gellten. Perfy weigerte sich, den Tod ihres Vaters hinzunehmen, und gab Ben Buchanan die Schuld daran. Er habe sie mit Absicht hierher gebracht, wolle sie alle umbringen und würde niemals zurückkommen. Auch sie beide würden hier sterben. Er habe sie in der Wildnis zurückgelassen, sie hilflos den Krokodilen und anderen wilden Tieren ausgeliefert!
    Doch Diamond wußte, daß Ben sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um Jack zu retten, denn er hatte sich in einen Fluß gewagt, in dem es von Krokodilen wimmelte. Hätte sie gewußt, was dort lauerte, hätte sie sich nicht in das schlammige Wasser gestürzt. Wie leicht hätte das wütende Krokodil auch sie angreifen können, aber Ben hatte sie beiseitegestoßen.
    Es war eine grauenvolle Nacht. Diamond legte das Gewehr nicht aus der Hand und hielt das Feuer mit dem Holz, das Ben für sie geschnitten hatte, am Lodern. Verstohlen hatte sie immer wieder auf die etwas abseits liegende, eingewikkelte Gestalt geblickt. Ben hatte sie angewiesen, die Leiche gegen möglicherweise umherstreifende Dingos zu verteidigen. Diamond bat Perfy zu beten, da sie sich keine der Geschichten und Legenden ins Gedächtnis rufen konnte, die ihr in der Sicherheit des Middleton’schen Hauses in Brisbane noch so leicht über die Lippen gekommen waren. Auch Diamond betete. Sie betete darum, daß jemand vorbeikommen möge, Leute von ihrem Stamm, Goldsucher, Banditen, egal wer. Irgend jemand, der sie aus dieser gespenstischen Einsamkeit befreien und sie vor den bösen Geistern beschützen würde, die sicherlich im Busch lauerten.
    Als Diamond das Hufgetrappel galoppierender Pferde hörte, lange bevor sie in Sicht kamen, brach sie vor Erleichterung in Tränen aus. Nun stellte sie fest, daß auch sie in den endlosen Stunden des Wartens den Verdacht gehabt hatte, Ben würde nicht zurückkommen. Er wurde von drei Männern der Merri-Creek-Farm begleitet. Im Schein des Lagerfeuers sprachen sie Perfy ihr Beileid aus und hielten sich respektvoll abseits, während man auf die Morgendämmerung und die Ankunft des Wagens wartete.
    Die Reiter, die ihnen entgegenkamen, eilten nach kurzer Beratung mit Ben nach Caravale voraus. Und so standen dort schon Männer mit Laternen zu ihrem Empfang bereit, als sie um die Rückseite des Hauses bogen und an einigen Nebengebäuden vorbei in einen großen Hof fuhren. Es herrschte allgemeine Aufregung. Als jemand Befehle brüllte, bäumten sich die Pferde, erschreckt durch den Lärm, auf. Dann half man Perfy und Diamond aus dem Wagen.
    Bevor Diamond zum Haus geleitet wurde, sah sie eine Anzahl von Schwarzen, die ängstlich abseits standen und dieses seltsame Schauspiel beobachteten. Eine rothaarige Frau, in Schwarz gekleidet, stand im Schein der Lampen an der Treppe. Bei ihrem Anblick überkam Diamond ein Gefühl, als sei sie geradewegs gegen eine Mauer gerannt. Die Frau wirkte streng und herrschsüchtig, und obwohl sie steif zur Seite trat, um die Ankömmlinge vorbeizulassen, hatte Diamond den Eindruck, sie betrachte das Unglück als persönliche Beleidigung. Dies, so erfuhr Diamond, war Mrs. Buchanan.
     
    »Seit Darcys Tod haben wir nichts als Ärger«, tobte Cornelia Buchanan. »Warum hast du den Toten nicht einfach am Morgen begraben? Dann wärst du ihn ein für alle Mal losgewesen!«
    Ben überprüfte, ob die Wohnzimmertür auch wirklich geschlossen war. »Weil alles seine Ordnung haben muß. Der Doktor ist schon unterwegs; er kann dann den Totenschein ausstellen. Sobald das geschehen ist, schicke ich eine Mitteilung an die Polizei in Bowen, die dann ihrerseits Mrs. Middleton benachrichtigt. Es ist bestimmt ein furchtbarer Schock für sie.«
    »Wie leid sie mir tut! Gottes Wege sind unerforschlich. Er

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