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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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einen anderen Fluß, in dem viele dieser urzeitlichen Ungeheuer lebten. Zwar hatte sie diese schrecklichen Bestien beobachtet, wie sie langen Baumstämmen gleich mit grinsenden Mäulern am Ufer lagen, aber sie war ihnen nie so nahe gekommen wie heute. Sie erbebte, blieb aber weiterhin wachsam. Den Finger hielt sie am Abzug, bereit, beim Anblick der gelben Augen oder auch nur der kleinsten Bewegung am Ufer zu schießen. Sie wagte nicht, Perfys Fragen zu beantworten; zu schrecklich stand ihr das eben Geschehene noch vor Augen. Statt dessen wiederholte sie Bens Worte. »Halten Sie ihn warm, das ist das Beste. Ben holt Decken.«
    »Mir ist ein wenig kalt, Liebes«, sagte Jack plötzlich. Perfy stieß einen erleichterten Seufzer aus.
    »Ben braucht bestimmt nicht lange, Daddy. Können wir ein Feuer anzünden, Diamond?«
    »Ja«, log diese, »wir müssen nur warten, bis Mr. Buchanan zurück ist.«
    »Aber er fühlt sich so kalt an. Und er blutet immer noch hier an der Seite. Ist er gestürzt?« Zum Glück wartete sie die Antwort nicht ab. »Hast du große Schmerzen?« fragte sie ihren Vater. Er hob seinen gesunden Arm und strich ihr übers Gesicht.
    »Nein«, sagte er. »Die sind jetzt vorbei.« Er seufzte und schien überrascht, aber seine Stimme wurde klarer. »Kümmere dich um meine Tochter, Diamond.«
    Perfy traten Tränen in die Augen. »Um Gottes willen, Daddy, mir geht’s doch gut. Was kann ich für dich tun? Diamond, gib ihm etwas zu trinken!«
    »Ben bringt frisches Wasser«, erwiderte Diamond und hoffte, daß das der Wahrheit entsprach. Vorwurfsvoll starrte Perfy sie an, weil sie sich nicht von der Stelle rührte.
    »Alice …« murmelte Jack und versuchte zu sprechen, aber Perfy legte ihm sanft die Hand auf die Lippen.
    »Ruh dich aus, Daddy. Du brauchst jetzt einfach Ruhe.« Wieder schloß er die Augen, und Perfy strich ihm übers Gesicht. Endlich kam Ben zurück und brachte Decken, Wasser, Lampen, eine Axt und noch einige andere notwendige Dinge. Während sich die beiden Frauen um Jack kümmerten, begann er junge Bäume für den Bau einer Trage zu fällen. »Hier«, rief er Diamond zu und reichte ihr einige kräftige Aste. »Mach die Rinde ab.«
    Er hatte Seile und Segeltuch mitgebracht, und bald nahm der Rahmen einer Trage Form an. Doch als er Diamond das Segeltuch zuwarf, hörte sie mitten in ihrer Arbeit auf, streckte die Hand nach Ben aus und berührte ihn leicht. Verärgert, daß sie wertvolle Zeit verschwendete, blickte er auf.
    »Was ist los?« fragte er. »Mach das Segeltuch fest, schnell!«
    Sie schüttelte den Kopf. Schweigend stand er auf und ging zu Jack und Perfy hinüber.
    »Er ist eingeschlafen, Gott sei Dank«, sagte Perfy.
    Ben kniete sich neben sie. Er berührte Jacks Gesicht und seinen Hals, untersuchte ihn sorgfältig und lehnte sich dann mutlos zurück. Jack Middleton war tot.
     
    Völlig durchgefroren von den rauhen Westwinden, die nach Sonnenuntergang übers Land fegten, trafen sie mitten in der Nacht in Caravale ein. Hoch über ihnen rauschten die Blätter, doch es hörte sich eher an wie die Dünung des Meeres als trockenes Laub von Präriebäumen. Die Geisterbäume machten ihrem Namen alle Ehre und leuchteten unheimlich in der Dunkelheit, als die kleine Gruppe langsam vorbeizog.
    Beim Anblick des Farmhauses fühlte sich Diamond noch elender. Sie konnte nur einen düsteren Schatten an einem Berghang erkennen, mit gelborangen Lichtpunkten, die sie wie böse Augen lauernd anstarrten. Als sich irgendwo in den Hügeln das klagende Heulen der Dingos erhob, lief ihr ein Schauder über den Rücken.
    Perfy und Diamond reisten nun in einem Wagen, den ihnen die Besitzer der Merri-Creek-Farm zur Verfügung gestellt hatten. George, der Viehtreiber von Caravale, saß auf dem Kutschbock. Ein zweiter Wagen, der als Leichenwagen diente, folgte ihnen. Perfy kuschelte sich, in eine Dekke gewickelt, an Diamond und schwieg. Der Schock war so groß, daß sie ihre Umgebung kaum wahrnahm und die holprige Wagenfahrt wie betäubt über sich ergehen ließ. Sechs Reiter in dunklen Umhängen, die mit gesenktem Kopf gegen den Wind ankämpften, bildeten die Eskorte. Diamond war froh über die Begleitung. Fast die ganze Nacht hatte sie allein mit Perfy an diesem grauenvollen Lagerplatz Wache gehalten, während Ben zur Merri-Creek-Farm geritten war, um Hilfe zu holen.
    Bei der Aussicht, mit Perfy und dem Toten in der Dunkelheit allein bleiben zu müssen, hatte sie sich gefürchtet und Ben gebeten, den Ritt auf

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