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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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half ihr nicht weiter.
    Und dann war da noch Lew Cavour. Auch gegen ihn hegte sie nun einen Groll. Nicht einen Schritt war er ihr entgegengekommen. Außerdem begab er sich nicht gern in Gesellschaft, besaß nur ein einziges ordentliches Hemd und konnte nicht einmal tanzen. In seiner Starrköpfigkeit hatte er sich sogar geweigert, ihre Vorschläge und Überlegungen zu Caravale mit ihr zu besprechen. Ben war zumindest unterhaltsamer, das würde sie Lew sagen. Vielleicht auch lieber nicht, besann sie sich. Der flüchtige Gedanke an Ben und Diamond trieb ihr die Schamröte ins Gesicht. Mutter hatte von Lew nichts mehr gehört, seit er Bowen verlassen hatte, vielleicht wußte er also gar nichts von ihrer Verlobung. Er brauchte es auch nie zu erfahren. Mein Gott, wie sehr sie Ben Buchanan haßte! Sie würde ihm nie verzeihen, und es sollte ihm noch leid tun, daß er sie so gedemütigt hatte. Wie wohltuend es doch sein konnte, Rachepläne zu schmieden!
    Sie stand auf, kämmte sich und band das Haar im Nacken zusammen. »Sie wollen mich wohl für dumm verkaufen«, sagte sie, als sie in den Spiegel blickte.
    Mae klopfte an die Tür. »Der Tee ist fertig. Wollen Sie Mrs. Buchanan Gesellschaft leisten?«
    »Ja, Mae«, erwiderte sie. »Ich komme gleich.« Es hatte keinen Sinn, sich im Zimmer zu verkriechen. Und ob es Cornelia nun gefiel oder nicht, sie würde sich damit abfinden müssen, daß die Verlobung aufgelöst war.
     
    Jannali kam atemlos zu Diamond gerannt. »Schnell, du kommen mit. Du müssen verstecken.«
    »Warum?«
    »Weiße Männer dich suchen.«
    Sie schlichen durch den Obstgarten, und Diamond sah, daß neben der Molkerei zwei Pferde angebunden waren. »Ich verstehe das nicht.«
    »Zwei Männer drin sitzen. Wollen dich fangen. Missus zu ihnen sagen, sie dich bringen fort, du machen Ärger.«
    Diamond starrte sie an. »Sie sind da drinnen? In meinem Zimmer? Was tun sie da?«
    »Haben Stricke, warten auf dich.«
    »Das ist doch Unsinn«, meinte Diamond. »Selbst wenn sie mich fangen, was können sie schon tun? Mich zur Grenzstraße bringen? Ich würde einfach zurücklaufen, und dann würden sie Schwierigkeiten bekommen.«
    Jannali riß die Augen auf. »Nein! Männer dich bringen in Busch, halten dich fest, bestimmt schlagen dich. Du wehren, sie dich verprügeln.«
    »Das würden sie niemals wagen!«
    Jannali zuckte nur mit den Achseln. »Missus sich nicht kümmern. Sie sagen, Männer loswerden nichtsnutzige Neger. Jumbo hören Männer lachen.«
    »Aber Mr. Ben«, beharrte Diamond, »er wäre außer sich, wenn sie mir etwas antun würden.«
    Doch als sie sah, wie Jannali den Kopf schüttelte, wußte sie, daß die Frau recht hatte. Wie Ben sich nach seiner Rückkehr verhalten würde, war nicht von Bedeutung; jetzt war sie in Gefahr. »Ich gehe ins Haus«, beschloß sie, »zu Miss Perfy.«
    »Du besser verstecken«, riet Jannali. »Missus sagen, du lügen, dann Männer dich fangen.«
    »Aber ich kann mich doch nicht ewig verstecken.«
    »Du warten, bis Sonne gehen auf. Pitaja, Bruder von mir, dich bringen weit weg in Sicherheit.«
    Diamond war verwirrt. Sie hatte Pitaja kennengelernt, er war ein großer, griesgrämiger Stammesmann, der die Weißen verachtete und keine Arbeit auf der Farm annehmen wollte. Er hatte zwei Frauen und mehrere Kinder und lebte ärmlich und zurückgezogen im Camp. Mae hatte einmal gesagt, sie sei etwas mißtrauisch, keiner wisse so recht, was von ihm zu halten sei. Obwohl Diamond es nicht zuzugeben wagte, hatte sie ein wenig Angst vor ihm. Er schien in ihr so etwas wie eine Verräterin zu sehen. »Pitaja gute Kerl«, sagte Jannali. »Er sagen, er mögen dich, du nicht wie Weiße. Er dich bringen in große Stadt von Weiße.«
    »Wohin? Nach Charters Towers?«
    »Ja. Pitaja beste Führer«, erklärte sie stolz.
    Im Augenblick wollte Diamond auf diesen Vorschlag nicht näher eingehen. »Kann ich mich nicht in eurem Lager verstecken?« fragte sie, doch Jannali verneinte.
    »Missus grausam bestrafen Ilba-Leute. Weiße erst suchen dich hier, bringen Waffen, machen Leute Angst. Du gehen mit mir.« Die Dämmerung brach bereits herein, und ein blauvioletter Dunst legte sich über das Land, als die beiden Frauen den Hügel hinauf zum Friedhof eilten. Diamond erinnerte sich, daß eine der Buchen vom Blitz getroffen worden war. Eigentlich hatte sie sich den Baum einmal ansehen wollen, aber dann nicht mehr daran gedacht. Wie sie jetzt feststellte, bot der riesige Stamm mit seinen abgebrochenen Ästen ein

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