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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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zerronnen. Aber die Hoffnung, einmal doch auf Goldklumpen oder eine neue Ader zu stoßen, hielt sie aufrecht.
    Doch statt dessen entdeckten sie eines Tages Charters Towers, wo es den beiden auf Anhieb gefiel. Gar kein Vergleich zu dem stinkenden kleine Gympie oder den Drecksnestern, durch die sie auf ihrem Weg nach Norden gekommen waren. In Charters war immer etwas los, hier aber tobte das Leben. Und wie schnell der Ort wuchs! Jedesmal, wenn sie wieder in die Stadt kamen, trauten sie kaum ihren Augen: noch mehr Schenken, Bordelle, Läden und Erzmühlen, in denen das goldhaltige Gestein verarbeitet wurde. Inzwischen gab es Konzertsäle, Banken, Speiselokale und Spielkasinos wie Sand am Meer, und auf den Pferdemärkten wurden die besten Tiere angeboten, die Eddie und Billy je gesehen hatten.
    Dank der zahlreichen neu entdeckten Goldfelder in der Umgebung schien Charters zu explodieren wie eine Ladung Dynamit. Aus dem gottverlassenen Nest war über Nacht eine reiche Stadt geworden. Und für die Leute hier war Charters der Nabel der Welt. Ein herrlicher Ort, aber auch ein gefährliches und ein teures Pflaster; Billy und Eddie kehrten immer erst dann zu den Goldfeldern zurück, wenn sie keinen einzigen Penny mehr in der Tasche hatten.
    Eddie seufzte. Es hatte keinen Sinn zu klagen. Schließlich hatten sie ihren Spaß und lebten in den Tag hinein – bis er dann das Fieber bekommen hatte und sich sterbenselend fühlte.
    Billy traute den Quacksalbern nicht, die sich an den Goldfeldern niederließen und Unsummen für ihre Dienste verlangten. Statt dessen hatte er Eddie auf einen Ochsenwagen gesetzt und ihn zu einem richtigen Arzt nach Charters gebracht. Und hier mußte Eddie monatelang bleiben, denn er war zu krank zum Arbeiten, während Billy die Rechnungen bezahlte. Aber es war nicht nur das Fieber, der Arzt hatte auch Schwindsucht festgestellt.
    Was für ein Pech! Billy auf der Tasche zu liegen und den lieben langen Tag in der Sonne zu sitzen und sich in der Stadt herumzutreiben, war ihm eigentlich zuwider. Aber er war noch nicht imstande, zu den Goldfeldern zurückzukehren.
    Und so suchte er sich leichte Gelegenheitsarbeiten, putzte mal in einer Schenke oder machte sich in einem Stall nützlich.
    Wenn ein paar Schillinge dabei heraussprangen, war er sich für keine Arbeit zu schade. Eines Tages sprach er im Bordell des Chinesen vor und wurde sogar vom Besitzer persönlich empfangen. Er hieß Mr. Chin.
    »Ich habe Arbeit für Sie«, hatte der Chinese gesagt, »und ich bezahle Sie gut, aber Sie müssen den Mund halten.«
    »Ich bin verschwiegen wie ein Grab, Sir«, hatte Eddie geantwortet. »Sie können auf mich zählen.«
    Und jetzt saß er hier in Georgetown und hatte die leichteste Arbeit, die man sich vorstellen konnte. Er brauchte nichts zu tun außer sich ein wenig umzuhören, und dafür erhielt er fünf Schilling pro Tag sowie eine zusätzliche Prämie nach seiner Rückkehr. Der Chinese hatte ihm sogar ein gutes Pferd und Verpflegung für die Reise nach Georgetown gegeben, einem kleinen Kaff, das draußen im Westen auf der Strecke zu den Goldfeldern am Gilbert River lag.
    Die Sache hatte natürlich einen Haken. Mr. Chin hatte ihm seine beiden Diener vorgestellt, die widerlichsten Schlitzaugen, die Eddie je gesehen hatte, richtiges Mördergesindel. »Falls Sie sich nicht an unsere Abmachungen halten«, hatte Chin ihm gedroht, »werden meine Diener Sie suchen, und sie werden Sie finden.«
    »Sie können sich ganz auf mich verlassen«, hatte Eddie ihm versichert. »Ich bin ein Ehrenmann.« Und das stimmte. Er hatte nicht einmal Billy gesagt, wohin er ging, nur eine Nachricht hinterlassen, daß er in Kürze zurück sein würde.
    In Kürze? Seit fast zwei Monaten lungerte er nun in Georgetown herum. Einer der chinesischen Diener war einmal vorbeigekommen, um zu sehen, ob Eddie auch auf seinem Posten war, und um ihm noch etwas Geld zu geben. Doch ansonsten ließ man ihn in Ruhe. Seine Aufgabe bestand darin, in Georgetown auf die Rückkehr einer Gruppe zu warten, die von einem gewissen Mr. Mulligan angeführt wurde. Dann sollte er herausfinden, ob und wo Mulligan neue Goldfelder entdeckt hatte, und Mr. Chin umgehend davon in Kenntnis setzen.
    Hier in Georgetown schien jeder diesen Mulligan zu kennen, also brauchte er nur abzuwarten. Was, fragte sich Eddie, wenn Mulligan nun überhaupt nicht zurückkam? Aber das konnte ihm gleichgültig sein, es war Sache des Chinesen. Solange der ihn bezahlte, blieb er hier. Die

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