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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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brachte ihm regelmäßig zu essen, und er bot ihr fünf Pfund an, wenn sie ihn herausließ. Doch sie schüttelte den Kopf. Anfangs verhielt sie sich abweisend und schenkte seinen flehenden Worten keine Beachtung, doch dann neigte sie den Kopf zur Seite wie ein Vogel und hörte ihm zu.
    »Du mußt mir helfen«, sagte er. »Hol mich hier raus. Was glotzt du denn so?«
    Sie saß im Halbdunkel auf den Treppenstufen und erwiderte: »Deine Stimme, ich habe sie schon einmal gehört. Woher kommst du?«
    Da er ohnehin nichts Besseres zu tun hatte, erzählte er ihr von seiner Seefahrerzeit, von dem Schiffbruch …
    »Die
White Rose
«, unterbrach sie ihn. »Kapitän Beckmann.«
    »Das stimmt. Woher weißt du das?«
    Plötzlich war sie so aufgeregt, daß sie ihn am Hemdkragen packte und schüttelte. »Warst du an Bord, als sie ein schwarzes Mädchen aus dem Wasser gefischt haben?«
    »Was für ein schwarzes Mädchen?« wimmerte er. »Laß mich in Ruhe.«
    »Ein schwarzes Mädchen«, wiederholte sie. »Mrs. Beckmann war auch auf dem Schiff.«
    »Ach ja, das ist Jahre her. Danach ist sie nie mehr mit uns gefahren. Meine Güte, der ist es vielleicht miserabel gegangen. Und mir auch, es war meine erste Fahrt. Aber ich hab’s überstanden. Ist mir auch nichts anderes übriggeblieben. Als Matrose …«
    »Erinnerst du dich nicht an ein Eingeborenenmädchen? Es war noch ziemlich jung. Ihr habt es irgendwo aus dem Meer gezogen.«
    Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Keine Ahnung. Manchmal haben die Kumpel heimlich schwarze Mädchen an Bord geholt. Wenn sie erwischt worden sind, war der Teufel los! Aber Augenblick mal, da war einmal ein Kind. Jetzt erinnere ich mich an sie … Ja, du hast recht, wir haben mal ein schwarzes Mädchen an Bord geholt. Genau, und jetzt fällt’s mir auch wieder ein. Ich habe sie im Wasser entdeckt.«
    »Wo?«
    »Na, im Wasser eben, halb ertrunken. Mitten auf dem Meer.«
    Die Frau glaubte ihm kein Wort. »Wie hätte sie denn dorthin kommen sollen? Sie wird ja wohl kaum bei einem anderen Schiff über Bord gefallen sein. Du lügst! Sie ist bestimmt aus irgendeinem Dorf entführt worden.«
    »Na, wen kümmert das schon?« Er trank den Tee, den sie ihm gebracht hatte. »Der Tee schmeckt ja nach gar nichts. Nächstes Mal mach ihn stärker.«
    »Mache ich«, erwiderte sie bissig. »Und du beantwortest meine Fragen, oder muß ich erst Yuang Pan holen?«
    »Mein Gott«, stöhnte er, »sind hier denn alle übergeschnappt? Ich habe dir schon gesagt, wir haben sie aus dem Meer gefischt. Es war wirklich so.«
    »Warum habt ihr sie dann nicht an die Küste zurückgebracht?«
    »Du machst wohl Witze! Da wollte keiner mehr hin, die verdammten Aborigines haben zwei von unseren Leuten mit Speeren durchbohrt.« Allmählich fügten sich die Bruchstücke seiner Erinnerung wieder zusammen. »Genau, das war zur selben Zeit. Zwei unserer Matrosen sind dort umgebracht worden, dabei wollten sie nur Wasser holen, die armen Kerle.«
    »Wo war das, Eddie?« Ihre Stimme klang jetzt verändert, sie sprach sanfter und höflicher. »Erinnerst du dich daran?«
    »Natürlich. Obwohl wir dort nie mehr vor Anker gegangen sind, das kannst du mir glauben.«
    »Wo, Eddie? Komm, sag schon.«
    »In der Whitsunday-Passage. Wir haben jedesmal eine Mordsangst gehabt, wenn wir vorübergesegelt sind.«
    »Diese Gegend, hat sie einen Namen?«
    »Klar, den kennt doch jeder. Endeavour River. Es war an der Mündung des Endeavour River.«
    »Der Endeavour River«, wiederholte sie. »Und das liegt im Norden?«
    »Ja.«
    »Ist das weit von Townsville?«
    Eddie hatte langsam genug. »Es ist nicht in der Nähe von Townsville. Was ist, läßt du mich jetzt hier raus? Ich gebe dir einen Zehner.«
    Die Schwarze stand auf. »Ich tue dasselbe, was du für mich getan hast. Ich bringe dir dein Essen.«
    Er starrte auf die verschlossene Tür. Was sollte das denn nun wieder bedeuten? Wahrscheinlich versuchte sie, den Preis in die Höhe zu treiben. Das nächste Mal mußte er mehr bieten. Wenn er nur Billy benachrichtigen könnte! Und er würde Billy haarklein erzählen, was es mit dem Palmer auf sich hatte. Das war die Rache dafür, daß der Chinese ihn aufs Kreuz gelegt hatte.
     
    Chin Ying hatte alle Hände voll zu tun. Er entsandte Yuang Pan, um Lew Cavour mitzuteilen, daß er unverzüglich nach Charters Towers kommen sollte, dann mußte er alle Kulis zusammentreiben. Es war keine Zeit zu verlieren, Yuang Pan sollte sich mit den Kulis sofort auf den Weg nach

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