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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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muß davon abraten. Ich ruhe mich jetzt eine Weile aus, dann bereite ich die Expedition vor. Wir rüsten uns mit Pferden, mindestens hundert Ochsen und mehreren Wagenladungen Lebensmitteln aus …« Seine Stimme verlor sich, als er sah, daß einige Männer schon davonrannten.
    Der Wettlauf um das Gold des Palmer hatte bereits begonnen. »Der Himmel stehe euch allen bei«, fügte er kopfschüttelnd hinzu.
    Eddie trat näher heran, als Mulligan mit dem Bürovorsteher sprach. »Der Palmer ist voller Gold, ich habe so etwas noch nie gesehen. Aber nur die Tapferen, die Verzweifelten und die Ahnungslosen werden es schaffen, und das ist eine gefährliche Mischung.«
    Doch sogar der Büroleiter war von der allgemeinen Begeisterung angesteckt. »Ist da wirklich soviel zu holen?«
    Mulligan seufzte. »Ich habe versucht, das Ganze vor den Leuten ein bißchen herunterzuspielen, zu ihrem eigenen Wohl. Ich wollte, daß sie warten, bis eine ordentlich ausgerüstete Expedition loszieht. Aber es stimmt, der Palmer ist mehr als nur ein Goldfeld. Wenn sich herumgesprochen hat, wie es dort wirklich aussieht, dann ist in diesem Land der Teufel los. Ich sage Ihnen, im Palmer liegt das Gold nur so herum. Wir haben soviel mitgenommen, wie wir tragen konnten. Der Fluß ist voll von glitzerndem Gold, man muß es nur aufheben.«
    Keine Stunde später saß Eddie auf seinem Pferd und ritt mit seiner aufsehenerregenden Neuigkeit ins dreihundert Kilometer südlich gelegene Charters Towers.
    Nur mit Mühe war es ihm gelungen, die wenigen Vorräte, die er brauchte, zu bekommen. Die Läden im Ort hatten ihre gesamte Ware im Nu an die Männer verkauft, die unverzüglich zum Palmer aufbrechen wollten. Zelte wurden abgebaut und Packpferde beladen, und so mancher Reiter galoppierte eilig aus der Stadt hinaus. Eddie war der einzige, der nach Süden ritt. Er gab dem Pferd die Sporen und sann über die gute Nachricht nach. Zwar hatte er versprochen, den Mund zu halten, aber Billy konnte er es doch sagen. Das war endlich der große Fischzug, auf den er und Billy so lange gewartet hatten. Aber würde Billy auf Mulligans Warnungen hören? Das war ziemlich unwahrscheinlich. Der Ladenbesitzer hatte ihm gesagt, Mulligan würde mehrere Monate brauchen, bis er in einem abgelegenen Nest wie Georgetown die nötige Ausrüstung und das Vieh beisammen hatte. Sogar Eddie mußte zugeben, daß eine derartige Verzögerung verhängnisvoll wäre; bis die Expedition den Palmer erreichte, hatten andere ihnen das Gold womöglich schon weggeschnappt. Da fielen ihm Mulligans Worte ein: die Tapferen, die Verzweifelten und die Ahnungslosen.
    Nun, tapfer war er nicht, und von der richtigen Wildnis hatte er auch keine Ahnung. Und verzweifelt? Offen gestanden war er nicht so verzweifelt hinter Gold her, daß er sich auf Kämpfe mit wilden Schwarzen einlassen oder sich der Gefahr des Hungertods aussetzen wollte, wenn er Hunderte von Kilometern vom nächsten Laden entfernt und durch reißende Flüsse von der Zivilisation abgeschnitten war. Vielleicht würde er Billy doch nichts erzählen. Ja, am besten behielt er das Ganze für sich. Doch der Chinese ließ sich auf kein Wagnis ein. Er dankte Eddie für den ordentlich ausgeführten Auftrag, zahlte ihm ein kleines Vermögen von fünfzig Pfund, und dann sperrte er ihn in einem vergitterten Kellerraum ein.
    »Keine Angst, es wird Ihnen nichts geschehen«, versicherte ihm Mr. Chin. »Sie werden hier gut versorgt. Aber für mein weiteres Vorgehen ist es von größter Wichtigkeit, daß Sie für eine Weile keine Verbindung zur Außenwelt haben, bis die Nachricht vom Palmer-Gold diese Stadt erreicht hat. Ich brauche die Zeit, verstehen Sie?«
    Nein, er verstand das überhaupt nicht, und das sagte er dem Chinesen auch, der sich als so mißtrauisch erwies. Hatte er sich etwa nicht an die Abmachung gehalten? Ihm sogar auf einer Karte ganz genau gezeigt, wo sich der Palmer befand? Er, Eddie Gaunt, war schließlich ein gebildeter Mensch, er konnte Karten ziemlich gut lesen, das hatte Käpt’n Beckmann ihm selbst beigebracht.
    Doch Mr. Chin ging nicht auf seine Beschwerden ein, und so blieb Eddie eingesperrt, ein Gefangener in einem Bordell! Als sei er nicht schon genug gedemütigt worden, bedrohte ihn auch noch einer von den Yuang-Brüdern, Chins finsteren Handlangern, mit einem Dolch und warnte ihn, daß er ihm beim geringsten Laut die Kehle durchschneiden werde. Himmel! Der Kerl schien es tatsächlich ernst zu meinen.
    Eine Aborigine-Frau

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