Sonnenfeuer
her.«
»Da haben Sie recht. Was halten Sie davon, wenn wir uns neue Claims abstecken, die näher bei Charters Towers liegen?«
Bourke kaute nachdenklich an seinem Daumennagel. »Es wäre gescheiter, sich an Lew zu halten. Neue Goldfelder! Und mit dem Schiff hinzufahren ist wirklich eine prächtige Idee. Meinen Sie, er würde uns mitnehmen?«
»Uns? Ich gehe auf keinen Fall. Auf mich brauchen Sie nicht zu zählen.«
»Dann eben die Bourkes. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Lew uns diese Bitte abschlägt. Gleich morgen früh packen wir und machen uns auf den Weg nach Townsville.«
»Das ist doch verrückt, Jim. Wir können ebensogut hier bleiben und neue Schürfstellen pachten. Hier wissen wir wenigstens, was wir haben.«
»Ja, schäbige Reste. Wenn Lew und der Chinese ihre Leute abgezogen haben, dann haben sie was Großes vor, und wir wären dumm, hier weiter zu buddeln. Wir fahren nach Townsville, mein Freund, und der Himmel stehe uns bei, daß es nicht schon zu spät ist. Sie hätten mir früher Bescheid sagen sollen. Wir haben wertvolle Tage vergeudet.«
»Ich hätte es Ihnen eigentlich gar nicht sagen dürfen.« Warum zum Teufel hatte er nur alles ausgeplaudert? Das kam von dem verfluchten Whisky.
Sie waren nach Townsville geritten, wo sie Lew und seine Chinesen trafen, die damit beschäftigt waren, ihren gemieteten Schoner zu beladen. Erst wollte Lew nicht verraten, wohin die Reise ging, doch dann verbreitete sich die Nachricht über das Gold des Palmer wie ein Lauffeuer in der Stadt.
Lew war damit einverstanden, Jim Bourke, aber nicht die Frauen mitzunehmen. Schließlich gelang es Marie jedoch, ihn zu überreden. »Lew, denken Sie etwa, wir wissen nicht, wie es auf den Goldfeldern zugeht? Mutter und ich waren ein Jahr lang am Cape.«
»Wo mein Mann hingeht, da gehe ich auch hin«, fügte Marjorie entschlossen hinzu.
Jim Bourke ließ ebenfalls nicht locker. »Wenn Sie uns nicht mitnehmen, Lew, werden wir eben ein anderes Schiff finden, aber wir würden lieber mit Ihren Leuten fahren.«
»Kommen Sie jetzt mit oder nicht?« hatte Lew Herbert gefragt, der etwas unschlüssig wurde, als er sah, daß alle wegfuhren und er allein zurückblieb. Nur auf sich selbst gestellt wollte er jedenfalls nicht zum Cape zurückkehren.
»Nein«, erwiderte er trotzig. »Das ist doch ein aberwitziges Unternehmen. Mich können Sie nicht überreden.«
»Wer sagt denn, daß ich Sie überreden will? Machen Sie doch, was Sie wollen.«
»Das werde ich auch. Ich habe beschlossen, nach Bowen zurückzufahren.« Diesen Entschluß hatte er aus einer Laune des Augenblicks heraus gefaßt, aber er wußte, daß er Lew damit ärgern konnte. Diamonds Anwesenheit an Bord, über die niemand ein Wort verlor, hatte Herberts Neugierde geweckt.
Doch inzwischen hatte er erfahren, daß Perfy ihre Verlobung aufgelöst hatte und wieder in Bowen weilte. Er konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen. »Ich werde Perfy von Ihnen grüßen«, hatte er Lew zum Abschied gesagt.
In der Bar berichteten ihm O’Keefe und der ortsansässige Polizist in allen Einzelheiten über den schrecklichen Tod von Jack Middleton; Diamond hatte lediglich erzählt, daß ein Krokodil ihn getötet hatte.
»Sie redet nicht gern darüber«, hatte Lew ihm erklärt. »Offenbar hat sie es mit eigenen Augen mit angesehen. Aber ich habe Mrs. Middleton und Perfy gleich einen Beileidsbrief geschickt. Es ist wirklich furchtbar. Schade um ihn, er war ein feiner Kerl.«
Förmlich gekleidet mit einem neuen Tropenanzug aus hellem Leinen und einem gestärkten Hemd begab sich Herbert zum Haus der Middletons und versuchte, eine dem traurigen Ereignis entsprechende Betroffenheit an den Tag zu legen. Wie er feststellte, hatten sich die Frauen inzwischen mit dem Verlust abgefunden, wenngleich Herberts unerwartetes Erscheinen und seine Beileidsbezeugungen einige Tränen auslösten. Alice schien aus ihrem Witwenstand das Beste machen zu wollen. »Er fehlt uns sehr«, sagte sie. »Aber der Herr hat ihn zu sich gerufen, und es hat keinen Sinn, sich selbst zu bemitleiden. Ich habe eine Arbeit angenommen, natürlich aus freien Stücken. Ich arbeite jetzt als Pflegerin im Krankenhaus. Der arme Arzt ist völlig überlastet. Wir haben vor allem mit Fieberkranken und Unfallopfern zu tun. Perfy hilft manchmal auch mit.«
Herbert glaubte, einen versteckten Tadel in Alices Betonung des Wortes »manchmal« gehört zu haben. Offenbar war sie der Meinung, Perfy solle öfters kommen. »Lew hat uns
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