Sonnenfeuer
starken Drink. Der Geist von Clem Bunn war wieder hinter ihr her, sie spürte seine teuflische Gegenwart überall. Jetzt wußte sie, daß Clem Bunn, der Geist von Clem Bunn, ihr Haus niedergebrannt hatte. Aber sie würde nicht klein beigeben. Wenn sie wieder nach Caravale zurückgekehrt war, würde sie sein Grab zerstören lassen. Mit zitternden Händen schenkte sie sich noch einmal ein.
»Wer in aller Welt war denn das?« fragte Herbert. »Die ist ja weggerannt, als wäre der Teufel hinter ihr her.«
»Der war auch hinter ihr her«, erwiderte Alice lachend. »Das war Cornelia Buchanan.«
»Aha. Ich nehme an, daß die Damen noch nicht handelseinig geworden sind.«
»So ist es«, bestätigte Perfy, die immer noch damit beschäftigt war, das eben Gehörte zu verdauen.
»Nein, Perfy«, verkündete ihre Mutter. »Ich habe genug von all dem. Ich bin froh, daß Sie gekommen sind, Herbert. Perfy ist jetzt bereit, den Vertrag zu unterschreiben.«
»Nein, ich werde nicht unterschreiben«, beharrte Perfy.
»Doch, das wirst du«, erwiderte Alice. »Cornelia hat nun ihre wohlverdiente Strafe bekommen, und das reicht. Herbert ist immer nett zu uns gewesen, und du solltest dich wenigstens dadurch erkenntlich zeigen, daß du an ihn verkaufst. So kann er immerhin einen kleinen Gewinn machen.« Trotz Perfys ungerührter Miene fuhr Alice fort: »Du hast mir nie erzählt, wie es zum Bruch zwischen dir und Ben gekommen ist, aber langsam komme ich dahinter. Also, entweder verkaufst du die Farm oder du ziehst hin und lebst dort. Ich möchte mein eigenes Leben führen. Wenn wir kein Geld haben, dann suche ich mir eben eine Arbeit, aber ich habe keine Lust, noch mal von vorne anzufangen.«
Perfy ließ sich schließlich erweichen. »Entschuldige, Mutter, es tut mir leid. Ich habe nicht gewußt, daß dir das so nahe geht.«
»Wir haben für dein Erbe teuer bezahlt, Perfy. Diese Farm hat uns nichts als Unglück gebracht, und jetzt muß Schluß sein. Sieh zu, daß du sie loswirst.«
In Herberts Anwesenheit unterschrieb Perfy den Vertrag. »Mutter hat recht. Ich bin froh, daß dann alles vorüber ist. Haben Sie den Scheck dabei, Herbert?«
»Natürlich«, sagte Herbert und zog seine Brieftasche heraus. »An Ihrer Stelle würde ich ihn sofort bei der Bank einlösen, ehe Mrs. Buchanan es sich noch anders überlegt.« Er überreichte Perfy einen Scheck über zwölftausend Pfund. »Ein gutes Gefühl, nicht wahr?«
»Wunderbar«, seufzte Alice. »Gott, wie bin ich erleichtert!«
Samuel Tolley war entzückt. Er ging sofort zu Cornelia, um ihr die gute Nachricht zu überbringen, daß ihr Plan geklappt hatte. Doch Cornelia war unpäßlich, und so schlenderte er ins Palace Hotel, wo Herbert die Gäste im Salon mit seinem Klavierspiel unterhielt. »O’Keefe zahlt Ihnen doch hoffentlich etwas für Ihre Darbietung?« erkundigte sich Tolley in ungewöhnlich liebenswürdigem Ton.
»Es würde mir nicht im Traum einfallen, etwas dafür zu verlangen«, meinte Herbert lächelnd. »Trinken Sie doch ein Gläschen Brandy mit mir. Er ist ganz ausgezeichnet.«
»Jetzt nicht, ich muß gleich wieder weg. Ich wollte Ihnen nur zu Ihrem Erfolg gratulieren. Ich habe von Anfang an gewußt, daß Sie es schaffen werden.«
»Es war nicht sonderlich schwierig, mein Lieber. Und wie geht es jetzt weiter?«
Tolley zog einen Stuhl heran und setzte sich neben Herbert. »Ich habe die Besitzurkunden als Sicherheit bei mir behalten. Die bekommt jetzt das Grundbuchamt, dort wird dann Ihr Name eingetragen. In den nächsten Tagen gehen Sie dann ins Amt – ich habe darauf gedrängt, daß die Papiere möglichst rasch fertiggestellt werden –, holen die Besitzurkunden ab und bringen sie zu mir, damit ich Ihren Verkauf an die Buchanans vorbereiten kann.«
»Und mir dreihundert Pfund zahlen«, erinnerte Herbert ihn.
»Selbstverständlich. Die bekommen Sie dann sofort.« Tolley erhob sich. In seiner Hochstimmung überlegte er sich, ob er nicht doch noch einen Schluck mit Herbert trinken sollte, doch es war Zeit, die Bank zu schließen. Er klopfte Herbert auf die Schulter. »Ein hübsches Stück spielen Sie da. Was ist das?« Herbert fuhr mit dem Chopin-Walzer fort. »Ach, das habe ich mal geschrieben. Freut mich, wenn es Ihnen gefällt, Samuel.«
Es war an der Zeit, in die Heimat zurückzukehren. Er vermißte London und auch die anderen europäischen Großstädte, die ihn immer schon in ihren Bann gezogen hatten. Dieses Land war für seinen Geschmack zu rauh, zu
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