Sonnenfeuer
unzivilisiert. Da ihm lange Abschiede verhaßt waren, nahm er sich vor, Perfy und ihrer Mutter von unterwegs zu schreiben und ihnen alles Gute zu wünschen.
Gleich nachdem er mit Tolley zum erstenmal über den Verkauf der Farm gesprochen hatte, hatte Herbert sich nach den Abfahrtszeiten der Schiffe, die im Hafen lagen, erkundigt. Wie er erfahren hatte, sollte das Handelsschiff
Goodwill
, das über Batavia nach Kalkutta fuhr, in wenigen Tagen ablegen. Also bliebe ihm noch genügend Zeit, um sein letztes Geschäft in Australien abzuschließen.
Als die
Goodwill
den Hafen verließ und in Richtung Norden auf die Whitsundays zusteuerte, bat Herbert den ersten Offizier, er möge ihn darauf aufmerksam machen, wenn der Endeavour River und das neugegründete Dorf Cooktown in Sicht kamen.
»Wir werden dort aber nicht vor Anker gehen, Sir«, gab der Offizier zu bedenken. »Unter gar keinen Umständen. Durch diesen neuen Hafen wird das ganze Palmer-Gold hinausgeschleust. Angeblich gibt es in diesem Fluß Gold in rauhen Mengen. Wenn wir dort anlegen, verschwindet die halbe Mannschaft auf Nimmerwiedersehen.«
»Ich hatte eigentlich nicht vor, an Land zu gehen«, erwiderte Herbert. »Wollte nur zum Abschied hinüberwinken. Als Geste sozusagen. Ich habe Freunde dort.« Er lächelte milde. »Ich hoffe, Sie haben einen größeren Vorrat an guten Weinen. Ich bin nämlich sehr wählerisch.«
»Sie werden bestimmt zufrieden sein, Sir. Unser Käpt’n ist Holländer und legt Wert darauf, daß es an nichts fehlt.«
»Ein Holländer, sehr aufschlußreich. Ich freue mich schon, ihn kennenzulernen. Amsterdam soll heutzutage ja einiges an Vergnügungen zu bieten haben.«
»Ja, Sir, wenn man Geld hat.«
Herbert nickte wehmütig. »Tja, daran scheitert es meistens.« Es war besser, wenn die Mannschaft nichts von dem Gold erfuhr, das er hinter einem Verschlag in seiner abgesperrten Kabine versteckt hatte.
Während der Offizier sich wieder an seine Arbeit machte, lehnte sich Herbert an die Reling und betrachtete lächelnd den grünen Streifen Land, dem er so viel verdankte. Zu gern hätte er Tolleys Gesicht gesehen, wenn dieser herausfand, daß sein »Strohmann« die Besitzurkunden für Caravale abgeholt und Perfys ehemaligen Anteil noch am selben Tag weiterverkauft hatte. Fung Wu, der alte Chinese, der ihm und Lew einmal Geld geliehen hatte, zögerte nicht lange, wenn er ein gutes Geschäft witterte. Trotzdem hatten sie noch tagelang über den Preis gefeilscht. Und als Herbert dem Chinesen die Besitzurkunden vorlegte, beharrte dieser darauf, erst deren Rechtmäßigkeit überprüfen zu lassen.
»Das ist Ihr gutes Recht«, hatte Herbert in freundlichem Ton erwidert, als sich Fung Wu für diese Unhöflichkeit entschuldigte. »Ich nehme es Ihnen nicht übel, aber beeilen Sie sich bitte.« Die
Goodwill
sollte nämlich noch am selben Tag auslaufen.
Schließlich hatten sie sich auf einen Preis von zwanzigtausend Pfund geeinigt, der in Gold ausgezahlt werden sollte, weil der Chinese den Banken nicht traute.
Herbert hatte seine Aufregung kaum noch verbergen können, als die chinesischen Diener das Gold mit kleinen Messingwaagen abwogen und seltsame Eintragungen in ihre Schriftrollen pinselten. Um Herbert eine Gefälligkeit zu erweisen, verstauten sie die Nuggets sorgfältig in einer kleinen Ledertasche. Dann unterzeichneten beide Seiten den Vertrag, wobei Fung Wu seinen Namen sogar auf Englisch schrieb. Zuvor hatte er zwei Passanten hereingebeten, um die Unterschriften zu bezeugen. Herbert zeigte sich beeindruckt von Fung Wus Vorsicht. Die beiden fühlten sich geschmeichelt, als Zeugen unterschreiben zu dürfen; und vollends zufrieden waren sie, als Fung Wu jedem ein Schälchen vorzüglichen Schnapses anbot, um auf den Vertragsabschluß anzustoßen.
Als die beiden gegangen waren, verbeugte sich Fung Wu vor Herbert. »Ich möchte Sie nicht länger aufhalten. Wenn Sie Ihr Schiff verpassen, könnten Sie in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, und dies gilt es zu vermeiden.«
»Was für ein Schiff?« fragte Herbert unschuldig.
»Mr. Watlington«, erwiderte Fung Wu geduldig, »Ihre Angelegenheiten sind auch die meinen. Aber das sollte Sie nicht weiter beunruhigen. Zwei meiner Männer werden Sie zum Hafen begleiten, damit Sie mit dem Gold unbehelligt das Schiff erreichen. Und ich habe mit dem Kapitän vereinbart, daß er unverzüglich nach Ihrer Ankunft ablegt.«
Er geleitete Herbert an die Tür seines Hauses, das er in der Nähe des Mondtors
Weitere Kostenlose Bücher