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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Frauen unter keinen Umständen noch weiter mitnehmen würde, und damit meinte er auch Diamond. Die Gefahren, erklärte er, seien weitaus größer, als er angenommen hatte.
    »Die Frauen können doch nicht alleine zurückbleiben«, wandte Bourke ein.
    »Dann bleiben Sie mit ihnen hier, Jim. Das ist Ihre Sache, nicht meine.«
    Der Regierungsbeauftragte MacMillan, der eine Vorhut anführen und den Weg von Cooktown zum Palmer markieren sollte, weigerte sich ebenfalls, Marjorie und Marie Bourke mitzunehmen. Und so saß die Familie Bourke in Cooktown vorübergehend fest.
    Zufrieden beobachtete Lew, wie die erste Expedition loszog; für ihn und Ying würde es bequemer sein, wenn sie nach dem Ausladen der Vorräte und der Ausrüstung nur der Fährte dieser Männer folgen mußten. MacMillan ritt mit ein paar Männern voran, und die größere Anzahl der Goldsucher folgte ihnen zu Fuß. Alle waren sie mit Snider-Gewehren und Colts bewaffnet und trugen ihre schweren Reisebündel und Werkzeuge auf dem Rücken. Wagen wurden nicht mitgenommen, denn sie würden die Gruppe nur behindern. Besorgt dachte Lew daran, daß Ying nicht genügend Feuerwaffen für die Kulis mitgenommen hatte.
    Ying blieb jedoch ungerührt. »Die Kulis werden von uns beschützt, und meine Diener werden sie alle mit Messern ausrüsten. Was mir mehr Kopfzerbrechen bereitet, sind die Vorräte. Ich frage mich, ob sie ausreichen.«
    »Es sind nur zweihundertfünfzig Kilometer«, meinte Lew. »Das müßte in einer Woche zu schaffen sein. Wenn ein Goldrausch ausbricht, werden schon bald darauf Läden und Gasthäuser eröffnet. Wir können dann zurückkommen und uns mit neuen Vorräten eindecken. Heute sind bereits weitere Schiffe angekommen, in der Flußmündung herrscht schon fast soviel Betrieb wie in einer Hafenstadt.«
    Später, als sie sich auf dem anstrengenden Marsch zum Palmer durch den Busch kämpften, mußte Lew an seine zuversichtlichen Worte zurückdenken.
    »Und was ist mit Diamond?« fragte Ying. »Ich bin froh, daß die anderen Frauen hierbleiben. Diamond müssen wir aber mitnehmen, weil sie uns von Nutzen sein kann.«
    »Kommt gar nicht in Frage. Sie bleibt hier.«
    »Ich komme auf jeden Fall mit«, beharrte Diamond. »Sie können mich nicht aufhalten, Lew.«
    »Rede keinen Unsinn, Diamond. Weißt du denn, wo du hier bist? Du kannst nicht einfach so durch den Busch laufen und die Gegend erkunden, wenn dich keiner beschützt. Und wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    »Wenn ich vielleicht doch jemanden von meinem Volk finde …«
    »Um Himmels willen, sieh dich mal um, Diamond. Wir sind nicht in Townsville oder Charters Towers. Hier ist kein einziger Aborigine, und wenn wir auf einen stoßen, wird er seinen Speer für sich sprechen lassen. Es ist zu spät, Diamond, sogar wenn das dein Volk sein sollte. Am besten winkst du ihnen zum Abschied aus der Ferne zu und bereitest dich auf deine Heimreise vor.«
    In jener Nacht saß Diamond allein vor dem Lagerfeuer. Sie hatte furchtbare Angst, nicht nur um sich selbst, sondern um all die Menschen, die in den Bergen lebten. Sie hatte das Gerede dieser grausamen Männer gehört, als sie ihre Gewehre poliert und geladen hatten; alle prahlten sie damit, wie viele Aborigines sie bei den bevorstehenden Gemetzeln abschlachten würden. »Von den schwarzen Bastarden soll mir bloß keiner in die Quere kommen! Die würden sich wundern, wie wenig sie mit ihren Speeren gegen Gewehre ausrichten können!«
    Diamond haßte sie alle, auch Lew Cavour. Nur Mr. Chin war klüger, er wollte mit Diamonds Hilfe eine Verbindung zu diesem Volk aufnehmen, mit ihnen sprechen und eine Vereinbarung treffen, wonach seine Leute das Stammesgebiet ungehindert durchqueren durften. Daß dies durchaus möglich wäre, stand für Diamond außer Frage. Doch Lew hatte kein Vertrauen zu ihr. Als sie sich darüber bei Mr. Chin beschwerte, wollte dieser keine Beschwerde über Lew hören.
    »Er ist nur um deine Sicherheit besorgt. Ich war einfach zu blauäugig. Ich habe gedacht, wir würden hier wie in den Städten auf Schwarze stoßen, die uns Auskunft über dein Volk geben könnten. Aber wie du siehst, haben wir keine Möglichkeit, mit den hiesigen Stämmen eine Verbindung aufzunehmen. Es ist traurig, aber ich glaube, Lew hat recht. Bleib lieber bei den Bourkes, bis wir mehr darüber wissen, wem dieses Land gehört.«
    Diamond lächelte. »Wem dieses Land gehört«, hatte er gesagt, und dafür war sie ihm dankbar. Es war das erste Mal, daß jemand,

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