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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Bourke ihn zu trösten. Sie hatte Lew schon immer weitaus anziehender und reizvoller gefunden als Herbert.
    »Es ist dumm und gefährlich«, fuhr er sie an. »Womöglich kommt sie da draußen ums Leben!«
    Gerade in diesem Augenblick erkannte Marie Bourke, daß sie nun einen ihrer größten Fehler begangen hatte. Sie hätte sich an Herbert halten sollen, der ein Auge auf sie geworfen hatte. Aber sie hatte sich ja unbedingt Lew Cavour in den Kopf gesetzt. Ihre Mutter hatte recht gehabt. »Wenn überhaupt, dann bekommt den nur eine ganz besondere Frau unter die Haube. Du solltest dich mit Herbert zufriedengeben. Er ist ein Gentleman und nicht so schwierig wie Lew.«
    Sie fragte sich, wo Herbert nun wohl sein mochte.

2
    E in einsamer Falke schwebte am blassen Morgenhimmel. Auf seinen Schwingen ließ er sich von der warmen Luft emportragen und spähte auf sein Revier hinab. Den scharfen Augen eines Falken entgeht nichts, dachte Diamond. Mit vorsichtigen Schritten bewegte sie sich durch die hohen Farne und das moosbewachsene Unterholz und kletterte durch den Regenwald hinauf zu den Wasserfällen. Sie fragte sich, wie lange es dauern würde, bis die wachsamen Männer ihres Stammes die unverhoffte Besucherin bemerken würden.
    Als sie sich im Mondlicht mühsam einen Weg durch das Gestrüpp des Tieflands gebahnt hatte, war sie noch ängstlich gewesen und bei jedem Geräusch zusammengezuckt. Doch als das erste Licht der Morgendämmerung durch die Bäume fiel und sie mit dem Aufstieg begann, überkam sie Heiterkeit. Sie, Kagari, erkannte nun die vertrauten Gerüche wieder, den süßen Duft, der in der Luft lag. Mit geübter Leichtigkeit wich sie den heimtückischen Gruben und Wasserläufen aus, die oft von Farn überwuchert waren. Schon manches Kind, erinnerte sie sich, war schreiend in eine dieser Fallen gestürzt; es mußte rasch wieder herausgeholt werden, da dort unten oft Schlangen lauerten. Bedrückt dachte sie daran, daß diese Löcher auch unschuldigen Pferden, die man darüber hinweg trieb, zum Verhängnis werden konnten.
    Kookaburras schrien einander zu, und Kagari erwiderte ihre Jubelrufe. Endlich kam sie nach Hause! Es hatte so lange gedauert, aber bald würde sie ihre Familie und ihre Stammesgenossen wiedersehen. Welch eine Freude würde herrschen! Sie malte sich aus, wie sie mit offenen Armen und Freudentränen empfangen wurde, wie sich alle aufgeregt und erstaunt um sie drängten. An vereinzelten Felsblöcken vorbei, die aus der lang vergangenen Traumzeit stammten, erreichte sie die Weggabelung; hier wußte jedes Kind, daß der eine Pfad zu den Ungeheuern des Flusses führte, und der andere, den sie gekommen war, zum Meer.
    Die riesigen grauen Granitfelsen wirkten furchteinflößend, und es kostete Kagari erstaunlich viel Mühe, zwischen ihnen hindurch zu klettern. Als sie keuchend weiterstolperte, wich ihre Zuversicht einer bangen Unruhe. Wenn sie nun an Fremde geriet? Könnte sie sich überhaupt verständlich machen? Und würde man ihr zuhören? In diesen Kleidern konnte man sie leicht für eine Weiße halten. Was wußte ihr Volk von Hautfarben? Sie wunderte sich, daß sie daran nicht schon früher gedacht hatte. Rasch zog sie ihr Kleid und ihre Bluse sowie Schuhe und Strümpfe aus und verbarg sie zwischen den Wurzeln eines alten Feigenbaums, dessen Stamm sie mit ihrem Messer kennzeichnete. Sie riß den breiten Spitzensaum von ihrem Unterrock und blickte sich verschämt um. Ihn, das ärmellose Baumwollunterhemd und den Schlüpfer wollte sie wenigstens an behalten, da sie nicht den Mut aufbrachte, sich noch weiter auszuziehen. Da erinnerte sie sich, wie sie ihre Kleider in Fetzen gerissen hatte, damit Ben bei seinem verzweifelten Versuch, Mr. Middleton zu retten, Verbandsstoff hatte. Als sie daran dachte, wie sie ihre Brüste entblößt hatte, errötete sie. Aber das war schließlich ein Notfall gewesen.
    Ben. Noch immer dachte sie voller Wehmut an ihn zurück. Bei den Männern in Mr. Chins Haus hatte sie immer nach einer ähnlichen Leidenschaft gesucht, doch niemals gefunden. Und so war es für sie bald zu einer bedeutungslosen Angelegenheit geworden, mit diesen Männern zu schlafen, die nur möglichst rasch ihr Verlangen befriedigt haben wollten. Seltsamerweise fanden sie es aufregender, ihr beim Ausziehen zuzusehen, als ihren nackten Körper zu betrachten. Keiner von ihnen konnte sich mit Ben vergleichen. Nur er hatte sie mit wahrer Leidenschaft geliebt. Womöglich hatte sie ihm doch etwas bedeutet,

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