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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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hingeworfen hatten, sogar Segeltuch und andere Ausrüstungsgegenstände, Laternen und Beutel mit kostbarem Salz und Mehl. Sie kamen an mehreren Gräbern vorbei, was die Kulis noch mehr in Angst versetzte. Nach dem Zwischenfall mit den Schlangen mußten die Brüder Yuan die Kulis mit der Peitsche zur Vernunft bringen, und Lew befürchtete, daß eine Meuterei kurz bevorstand. Zwei Männer begegneten ihnen, die einen Verwundeten auf einer Trage mit sich führten.
    »Kehren Sie um, Kamerad«, rieten sie Lew. »Das ist ein Marsch in den Tod. Es lohnt sich nicht. Sie müssen die Bergkette überqueren, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wir sind dort oben von Hunderten von Schwarzen angegriffen worden. Ein richtiger Großangriff. Und uns hat man gesagt, hier würde niemand leben. Von wegen! In dieser Gegend gibt es Tausende von Schwarzen.«
    Lew fragte sie nach den Gegenständen, die er am Wegrand gefunden hatte.
    »Das stammt von Nachzüglern. Sie mußten die Sachen wegwerfen, weil sie nicht Schritt halten konnten und es lebensgefährlich ist zurückzubleiben. Und dann hat sich unsere Gruppe auch noch getrennt«, erwiderte einer der Männer verbittert. »Viele von den Reitern sind abgehauen, sie wollten nicht auf uns warten, diese Dreckskerle. Haben Sie schon Männer verloren?«
    Lew nickte.
    Auch Chin Ying hatte die eindringliche Warnung der Fremden gehört, nahm sie jedoch gelassen hin. »Diese Männer hatten keine andere Wahl als umzukehren«, sagte er zu Lew. »Ihr Freund hat sich das Bein gebrochen. Sie übertreiben die Gefahren, weil sie sich nicht eingestehen wollen, daß sie versagt haben.«
    »Da bin ich nicht so sicher«, entgegnete Lew. »Es gibt genügend Beweise dafür, daß sie recht haben. Man muß schon sehr verzweifelt sein, wenn man seinen Proviant wegwirft, nur um schneller rennen zu können.«
    »Und ziemlich dumm. Es wäre doch folgerichtiger, nach Cooktown zurückzukehren, da es vor uns keine Versorgungsmöglichkeiten mehr gibt. Nein, ich meine, sie waren zu faul und zu schwach, ihr Gepäck zu tragen. Dieses Problem haben wir nicht.«
    »Das kann ich nicht beurteilen. Ich fühle mich für die Leute verantwortlich und will sie nicht in Gefahr bringen.«
    »Du bist nicht für sie verantwortlich. Die Goldsucher, die sich uns angeschlossen haben, gehen dich gar nichts an, und die Kulis gehören mir. Nur um deine eigene Haut solltest du dir Gedanken machen.«
    So zogen sie weiter. Bald kamen sie an einer großen Lagune vorbei, wo sie sich an Fisch und Wildenten gütlich taten. Dann drangen sie wieder tief in den dichten Regenwald ein, den letzten, wie Lew hoffte; jenseits der Berge würden sie durch offenes Grasland reisen.
    Sie führten nur drei Pferde mit sich, je eines für Ying und ihn selbst sowie ein Packpferd. Während die Brüder Yuang bei der Hauptgruppe blieben, ritten Lew und Ying voraus, um nach den markierten Bäumen Ausschau zu halten. Als Lew von einem Erkundungsritt zurückkam, war die Kolonne zum Stillstand gekommen. Die Goldsucher murrten und wollten weiterziehen, doch Ying hatte diese Pause angeordnet, um nach dem Verbleib zweier Kulis zu forschen, die die Nachhut gebildet hatten.
    Lew bemerkte, daß einigen der Kulis nun die schweren Lasten und die drückende Hitze zu schaffen machten; ihre Knöchel waren geschwollen. Sobald sie die Bergkette überwunden hatten, würde er darauf bestehen, daß ein paar Tage Rast eingelegt wurden.
    Er saß ab und ging mit Yuang Fu ein Stück des Pfades zurück. Doch obwohl sie mehr als zwei Kilometer zurücklegten, fanden sie nirgends eine Spur von den zwei verschwundenen Kulis. »Vielleicht haben sie sich einfach zur Küste abgesetzt«, meinte Lew, Yuang Fu schüttelte jedoch den Kopf.
    »Dann hätten sie ihre Körbe nicht mitgenommen.« Argwöhnisch blickte er sich um. »Es ist sehr schwer, einen Feind zu bekämpfen, den man nicht sehen kann.«
    »Allerdings«, stimmte Lew zu. Kein Wunder, daß sich der arme Kerl in großer Verwirrung befand. Er war ein Meister in allen asiatischen Kampfsportarten, aber diese Fähigkeiten nützten ihm im Augenblick wenig. Noch nie hatten sie einem Eingeborenen von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden; sie hatten bestenfalls schattenhafte Gestalten oder eine Bewegung im Gebüsch wahrgenommen. Schließlich gaben sie ihre Suche auf und kehrten zum Lager zurück.
    »Wir müssen sie finden«, verkündete Ying. »Diese erbärmlichen Schufte haben sich vielleicht bloß im Gebüsch versteckt und warten, bis wir

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