Sonnenfeuer
ablegt. Mit dem Kapitän ist alles abgesprochen. Der setzt ihn in Rockhampton wieder an Land …«
»Moment mal«, unterbrach ihn Neville. »Darcy läßt sich nicht so ohne weiteres überwältigen.«
»Meine Güte, Neville, ihr seid drei, und Les ist stark wie ein Bulle.«
Les grinste. »Ja, das ist kein Problem. Aber wo bist du, Ben?«
»Ich erwarte euch auf dem Schiff. Wir werfen Darcy einfach in die Kabine, die ich für ihn gebucht habe.«
»Und wenn die Hochzeitsglocken läuten, ist er auf hoher See.« Neville lachte amüsiert.
»Genau, darum geht es ja gerade«, bestätigte Ben. »Nur ein kleiner Scherz. Wenn er wirklich so scharf auf dieses Mädchen ist, kann er ja immer noch zurückkommen und sie heiraten. Wir haben dann unser Möglichstes getan. So hat er noch einmal die Gelegenheit, über alles nachzudenken, ohne daß sie ihn unter Druck setzt. Wenn er dann immer noch meint, er könne ohne sie nicht leben, bitte, dann soll er sie haben.«
»Also ich finde die Idee großartig«, erklärte Clive. »Eigentlich tun wir ihm doch einen Gefallen.«
Je länger sie über den Plan sprachen, umso besser gefiel er ihnen.
4
D er Junggesellenabend in Carmodys Hotel stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Dabei hatte sich Tom Carmody alle Mühe gegeben, es den dreißig jungen Männern, die sich in seinem Herrenzimmer versammelt hatten, recht zu machen. Er hatte ein üppiges Buffet angerichtet, die besten Whiskys und Brandys bereitgestellt und mehrere Fässer Bier herangeschafft. Außerdem hatte er aber auch dafür gesorgt, daß er sein Geld bekam, indem er sich von Ben Buchanan im voraus bezahlen ließ. Carmody hatte nämlich schon genügend dieser Feste ausgerichtet, um zu wissen, daß er seinem Geld hinterherlaufen mußte, wenn die jungen Männer erst einmal betrunken waren.
Kaum hatte Ben den Raum betreten, wurde er von Darcy zur Rede gestellt: »Wo hast du dich bloß versteckt gehalten?«
»Ich habe mich nicht versteckt, ich hatte zu tun. Während du vor dich hinträumst, habe ich mich mit wichtigen Leuten getroffen. Von dir konnte ich ja offensichtlich keine Hilfe erwarten.«
»Red dich nicht raus. Du hast Perfy vor den Kopf gestoßen. Ich sollte dich übers Knie legen, du Rotzbengel.«
Ginger versuchte zu vermitteln. »Miss Middleton ist eine reizende junge Dame. Sie würde Ihnen auch gefallen, Ben. Es ist wirklich schade, daß Sie sich nicht die Zeit nehmen konnten, sie kennenzulernen.«
»Ich kenne sie bereits«, entgegnete Ben. »Sie hat im Haus des Gouverneurs unsere Betten gemacht. Haben Sie das vergessen?«
»Meine Güte, kannst du eklig sein!« schimpfte Darcy.
»Was erwartest du eigentlich? Soll ich so tun, als hätte ich sie dort nie gesehen? Sei nicht so empfindlich, Darcy. Du bist selbst schuld an dem ganzen Streit. Erst stellst du uns mit deinen Heiratsplänen vor vollendete Tatsachen und dann verlangst du auch noch, daß wir alles stehen- und liegenlassen und uns nur noch um dein junges Glück kümmern. Und jetzt bringt dich jede Kleinigkeit auf die Palme. Ich bin lediglich bei meiner Ansicht geblieben, daß du mit der Hochzeit noch warten solltest. Wenn du das eklig findest, nun gut, dann kann ich dir auch nicht helfen.«
Doch in diesem Augenblick kamen andere Gäste, die Darcy die Hand schüttelten und ihm ihre Glückwünsche aussprachen. Darcy beschäftigte sich allerdings noch immer mit der Frage, ob er tatsächlich zu empfindlich war. Möglicherweise hatte Ben in diesem Punkt recht, aber den Rest seiner kleinen Ansprache hätte er sich sparen können. Er liebte Perfy, und daran würde auch die Zeit nichts ändern. Selbst in dieser Minute tat es ihm leid, daß er nicht mit ihr zusammensein konnte. Nun, er würde den Abend schon überstehen. Immerhin hatte Ben einen Schritt auf ihn zugetan und für all ihre Freunde dieses Fest veranstaltet. Er seufzte. »Wer möchte Champagner?« rief er laut in den Raum.
Nach dem Essen stimmte ein Klavierspieler fröhliche Lieder an, und etwas später erschienen drei Tänzerinnen vom Theâtre Royale in arabischen Kostümen und unterhielten die Gäste mit einem Bauchtanz. Das Fest wurde immer lärmender und ausgelassener, und auch Darcy fand allmählich Spaß daran. Er bekam langsam einen Schwips, aber das kümmerte ihn nicht.
Während der endlosen Trinksprüche bemerkte er an den Rippenstößen und dem albernen Kichern, daß seine Gäste irgend etwas im Schilde führen mußten. Was mochten sie wohl ausgeheckt haben? Der Bräutigam
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