Sonnenfeuer
machen.«
Zunächst hatte Ben mit seinen Freunden im Hinterzimmer von Carmodys Hotel Karten gespielt, doch als der Abend fortschritt und die Whiskyflaschen die Runde machten, beschäftigten sich die jungen Männer mit Bens Plan: dem Streich, den sie dem Bräutigam auf seinem Junggesellenabschied spielen wollten. Eine tolle Sache!
Nur David Crane hatte noch Bedenken. »Willst du es dir nicht nochmal überlegen?«
»So einen guten Streich hat die Welt noch nie gesehen.«
»Meinst du nicht, das geht ein bißchen zu weit?«
»Du hast gut reden«, wandte Clive Jenkins ein. »Wer hat denn Craig Bottomly am Abend vor seiner Hochzeit einen Eimer Kalkfarbe über den Kopf geschüttet?«
»Ich war betrunken. Wenn wir Darcy entführen, zerreißt er uns in der Luft. Da lasse ich lieber die Finger davon.« David nahm seinen Mantel und schlurfte unschlüssig zur Tür. »Ohne mich.«
»Dann halte wenigstens den Mund«, rief Clive ihm nach. »Und erzähle Ginger Butterfield nichts davon, denn mit dem ist im Augenblick nicht gut Kirschen essen.«
»Bei meiner Ehre«, versicherte David. »Ich werde schweigen wie ein Grab.«
Clive rülpste vernehmlich. »Bitte um Entschuldigung, meine Herren. Ich möchte noch mal dran erinnern, daß es Ginger und seine Freunde waren, die Fiona Kendalls Bräutigam – wie heißt er doch gleich? – splitterfasernackt an einen Baum im Busch gebunden haben. Wenn nicht zufällig ein paar Schwarze vorbeigekommen wären, würde er dort immer noch stehen.«
Neville Roberts lachte. »Ja, Ginger war sauer. Er hatte sich selbst Hoffnungen auf Fiona gemacht.« Er griff nach einer neuen Flasche. »Sie hätte wirklich Clive nehmen sollen. Die Kendalls haben sich noch immer nicht damit abgefunden, daß der Verwalter jetzt ihr Schwiegersohn ist.«
»Was meint ihr, was meine Mutter sagt, wenn Darcy dieses Hausmädchen anschleppt«, meinte Ben, »und ihr dann noch eröffnet, daß ihre Eltern ehemalige Strafgefangene sind! Er muß den Verstand verloren haben.«
Der fünfte Mann in der Runde war Les Stohr von der Tambaroona Station in der Gegend von Rockhampton. Er amüsierte sich in Brisbane so gut wie nie zuvor in seinem Leben, besonders seit er auf Ben Buchanan gestoßen war. Ben hatte ihn allen wichtigen Leuten vorgestellt, zu Festen bei den Russells mitgenommen und sogar im Haus des Gouverneurs eingeführt. Für ihn stand außer Frage, daß es ohne den Freund, der anscheinend Gott und die Welt kannte, in Brisbane nicht so lustig geworden wäre. Les schüttelte den Kopf. »Ich verstehe Darcy nicht. Wie ich gehört habe, hat Kitty Kendall ein Auge auf ihn geworfen.«
Clive pfiff anerkennend durch die Zähne. »Soso, Kitty Kendall. Ja, mit Kitty hätte er einen guten Fang gemacht.«
»Erinnere mich nicht daran«, stöhnte Ben. »Aber was macht Darcy? Schon beim ersten Rendezvous verspricht er diesem Flittchen die Ehe. Da hat er sich was Schönes eingebrockt.« Neville zwinkerte, weil er plötzlich alles doppelt sah. »Beim ersten Rendezvous?«
»Genau«, bestätigte Ben. »Und jetzt weiß er nicht mehr, wie er sich herauswinden soll. Die Hochzeit wird ein Alptraum. Er hat dieses Hausmädchen am Hals, und die Brautjungfer ist die Tochter von Stibbs – ja, die vom Pferdeschmied. Weiß der Teufel, welche komischen Gestalten sonst noch eingeladen sind. Ich bin nur froh, daß Mutter nicht in der Stadt ist.«
»Meinst du nicht, das wäre besser gewesen?« wandte Les ein. »Sie hätte ihn sicher sofort zur Vernunft gebracht.«
»Vielleicht hast du recht«, gab Ben zu. »Ein Grund mehr, daß wir was unternehmen! Mit unserem Streich geben wir ihm die Möglichkeit, sich noch mal davonzuschleichen.«
Neville hatte Schwierigkeiten, die Zusammenhänge zu begreifen. »Warum erklärt er nicht einfach, daß die Pferde mit ihm durchgegangen sind, und löst die Verlobung? Er kann ihr ja was zahlen. Ich meine, er hat ihr doch noch nichts angehängt, oder?«
»Nein, darum geht es nicht«, erklärte Ben. »Er hat sich einfach verrannt und will sich jetzt wie ein Ehrenmann benehmen.«
Ben strich sich über die schweißnasse Stirn. »Mein Gott, ist es heiß hier drinnen!«
»Trink zur Abwechslung mal Wein«, schlug Neville vor. »Von dem Whisky kriegt man nur Kopfschmerzen. Also, Ben, wie sieht der Plan aus? Erklär das Ganze noch mal!«
»Ganz einfach, wenn Darcy einen sitzen hat, wird er gefesselt. Dann bringen wir ihn auf die
Louisa
, einen Küstendampfer, der im Hafen liegt und am frühen Sonntagmorgen
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