Sonnenfeuer
mittlerweile und tragen zu diesem Zweck diese praktischen Hosenröcke. Damit ist das Problem gelöst. Man kann sie in Harveys Geschäft kaufen. Wollen wir mal sehen, was er anzubieten hat?«
»Darcy, das kann ich mir nicht leisten.«
»Das können wir uns leisten, mein Liebling! Im Norden gibt es diese Röcke nicht zu kaufen, und deshalb müssen wir das hier erledigen. Einverstanden?«
Sie war noch unsicher, doch Darcy ließ sich von seinem Vorhaben nicht abbringen. Er ging mit ihr zu Harveys Laden, und als sie dann unter seiner Anleitung ihre »Landkluft« auswählte, machte es ihr doch Spaß. Anstatt zu zahlen, unterzeichnete Darcy einfach eine Rechnung, und sie trugen ihre Einkäufe nicht selbst nach Hause, sondern ließen die Sachen durch einen Boten liefern.
Ihr nächster Besuch galt der Kanzlei eines Rechtsanwalts. In den kühlen Räumen der Herren Jauncy und Bascombe wurde Perfy mit Henry Jauncy bekanntgemacht, einem würdigen Herrn mit dichtem, schneeweißen Schnauzbart. Lächelnd nahm er Perfys Hand. »Ich bin sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Miss Middleton. Herzlichen Glückwunsch, Darcy. Zu einer so hübschen Frau kann man Ihnen nur gratulieren.«
Darcys Strahlen machte jede Antwort überflüssig. An Perfy gewandt meinte er: »Könntest du bitte einen Moment warten? Ich muß nur ein paar Papiere unterzeichnen, das dauert nicht lange.« Sie nahm auf einer glattpolierten Holzbank Platz, die sie an Kirchengestühl erinnerte. Während sie den Büroangestellten zusah, die unter der großen Standuhr emsig ihrer Arbeit nachgingen, fragte sie sich, was es um alles in der Welt so viel zu schreiben gab. Schrieben sie einen Bericht über irgendwelche Verbrecher oder Buschräuber? Oder plagten sie sich lediglich mit den Prozeduren der Landvergabe herum, von denen Darcy ihr erzählt hatte?
Wie versprochen, kehrte Darcy nach kurzer Zeit zurück, und Mr. Jauncy geleitete sie zur Tür. »Ich freue mich schon auf die Hochzeit«, sagte er, »und meine Frau erst recht, denn Hochzeitsfeste sind für sie das Höchste.«
»Und nun, meine Liebe«, meinte Darcy, »wo wir das Amtliche erledigt haben, können wir essen gehen. Ich habe Ben und Ginger Butterfield eingeladen, damit du sie kennenlernst. Ginger wird unser Brautführer. Es wird Zeit, daß ihr einander richtig vorgestellt werdet.«
Im stillen fragte sich Perfy, warum Ben, Darcys Bruder, nicht der Brautführer war, doch dann beruhigte sie sich mit der Erklärung, daß Darcy es wohl so gewollt hatte. Als ihre Brautjungfer hatte sie eigentlich Amy Campbell ausgesucht, doch Amy hatte ihr kurz angebunden erklärt, sie sei an dem besagten Wochenende nicht zu Hause. Daraufhin hatte sie sich an Laura Stibbs, die jetzige Mrs. Gooding, gewandt, die begeistert zusagte.
Perfy war noch nie zuvor in einem dieser großen Hotels gewesen. Das Victoria kam ihr mit all den goldgesäumten roten Samtvorhängen und den breiten roten Läufern reichlich überladen vor. Als sie eine der Teppichspuren entlangschritt, war sie sehr nervös. So ungefähr mußte man sich fühlen, wenn man zum Empfang bei der Königin eingeladen worden war. Sie freute sich ganz und gar nicht auf das Treffen mit Ben und Ginger; plötzlich kam sie sich minderwertig vor, so als würde sie sich für ein Mädchen ihrer Herkunft zu viel herausnehmen.
In dem vollbesetzten Raum entdeckten sie Ginger an einem der hinteren Tische. Sogleich erhob er sich, um sie zu begrüßen. Trotz seiner vornehm näselnden Aussprache mochte Perfy ihn auf Anhieb leiden. Und bald verlor sie auch ihre Schüchternheit, denn er war charmant und ließ sich keine Gelegenheit zu einem Kompliment entgehen. Er hatte auch schon eine Flasche Champagner kaltstellen lassen, um auf das glückliche Paar anzustoßen.
»Ich habe noch nie Champagner getrunken«, gab Perfy zu.
»Um so besser«, meinte Ginger, »es freut mich, daß ich bei der Premiere dabei sein darf. Und, wie schmeckt er Ihnen?«
Sie nahm einen Schluck aus dem zierlichen Kristallkelch. »Oh, das schmeckt ja herrlich!«
»Prima!« jubelte Ginger. »Dann können wir ja loslegen, Darcy, alter Kumpel. Wär doch auch zu schade gewesen, wenn wir die Flasche hätten zurückgehen lassen müssen.«
Als der Champagner zur Neige ging, war Ben noch immer nicht aufgetaucht, und sie wollten mit dem Essen nicht länger warten.
»Daß Ben auch immer zu spät kommen muß«, beschwerte sich Darcy.
»So ist Ben nun mal«, beschwichtigte ihn Ginger. »Der hat nur noch seine Politik im Kopf.
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