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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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zufrieden. Herbert reizte das maßlos. Auch er wußte, wer er war, nämlich ein englischer Gentleman, dem das Schicksal übel mitgespielt hatte, aber leider kümmerte sich hier niemand darum. Bei Leuten, mit denen er in England niemals verkehren würde, galt er als Glorys Freund, und das nagte an ihm. Wie gerne wäre er ein angesehener Bürger gewesen; er wollte den Platz in der Gesellschaft einnehmen, der ihm eigentlich zustand, so wie er es von seiner Heimat her kannte. Aber dazu brauchte man Geld. Und das Schlimme war, daß Glory ihn verstand und bemitleidete; ein weiterer Grund, warum sie ihn in dieses zwielichtige Maklergeschäft gedrängt hatte. So konnten sie beide mehr Geld verdienen. Er wünschte sich nur, sie würde nicht dauernd ihre Unwissenheit unter Beweis stellen, indem sie überall herumerzählte, er sei »Geschäftsmann«.
    Übermannt von Selbstmitleid zog Herbert ein Kartenspiel heraus, mischte fachmännisch und legte die Karten vor sich auf den Tisch. Dabei fragte er sich, wo er so etwas wie Anschlagtafeln herbekommen sollte.

2
    C ornelia Buchanan lief die Veranda entlang und schwang ihren Spazierstock. »Die Pferde sind im Obstgarten«, rief sie. »Schafft sie raus, ihr Faulpelze!« Sie sah den beiden schwarzen Gärtnern Jumbo und Lazarus zu, wie sie über den Zaun sprangen und den Pferden hinterherjagten.
    »Wer hat denn wieder das Tor offengelassen?« schimpfte sie. »Ich werde euch das Fell über die Ohren ziehen!« Die drei Pferde witterten den Tumult. Wohl wissend, daß sie im Obstgarten nichts zu suchen hatten, liefen sie in verschiedene Richtungen davon. Sie verschwanden zwischen den Bäumen, schnappten nach Zweigen und zertrampelten die jungen Pflanzen.
    »Macht sie nicht nervös!« rief Cornelia von der Veranda aus, von der sie die Reihen der Obstbäume überblicken konnte. »Habt ihr denn überhaupt keinen Verstand? Geh ruhig weiter, Jumbo, und treib sie in die Enge, bevor sie mir alles ruinieren.« Angewidert drehte sie sich zu Mae, der Haushälterin, um. »Diese Schwarzen werden sich auch in einer Million Jahren nicht ändern. Ich habe ihnen ausdrücklich gesagt, daß sie niemals das Tor offenlassen dürfen.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Buchanan« erwiderte Mae. »Sie holen die Pferde schon raus.«
    »Aber wie lange sie wohl schon da drin sind? Darcys Pferd Clipper ist auch dabei. Es bekommt Koliken, wenn es zuviel Äpfel frißt.«
    »Clipper ist ein ganz durchtriebener Gauner.« Mae lachte. »Er kann die Pforte selbst öffnen.«
    »Das ist keine Entschuldigung, die Schwarzen sollten schon lange eine Kette anbringen. Sag Jumbo, wenn die Pferde noch einmal im Obstgarten sind, wird er bestraft. Streng bestraft.«
    »Schon gut«, sagte Mae und schürzte die Lippen in einer Weise, die Cornelia verärgerte. Mae war zu nachsichtig mit den Schwarzen. Gut, sie war erst seit einigen Jahren auf Caravale, sie wußte nicht, wie es früher gewesen war, als sie versucht hatten, der Wildnis dieses Stück Erde abzutrotzen. Damals waren die Schwarzen noch gefährlich gewesen. So manche Nacht hatte sie mit dem Gewehr Wache gehalten, während Teddy draußen bei den Rindern geblieben war. Sie hatte sowohl die Schwarzen verflucht, die ums Haus herumlungerten, als auch Teddy, der sie an diesen gottverlassenen Ort gebracht hatte. Doch Teddy hatte Recht behalten. Die Farm warf nach kurzer Zeit Gewinne ab, und nun besaß sie ein prächtiges Haus. Niemals jedoch würde sie jene ersten Jahre vergessen, als sie in einer Hütte wohnten, draußen auf dem offenen Feuer kochten und monatelang nur von schwarzen Gesichtern umgeben waren.
    Vorsichtig ließ sie sich in einen bequemen Sessel gleiten. Ihr Rücken machte ihr wieder zu schaffen, eine böse Erinnerung an einen Sturz vom Pferd. »Sie haben einen Hexenschuß«, hatte ihr der Doktor erklärt. »Wenn Sie älter werden, wird es ein bißchen zwicken.« Was wußte der schon! In letzter Zeit trieben sie die Schmerzen zur Verzweiflung. In der Ferne erblickte sie Tom Mansfield, der die Auffahrt heraufritt.
    Anders als viele Frauen, die ihre Rückenschmerzen als Zeichen für den herannahenden Regen nahmen, war Cornelia überzeugt, daß ihre Schmerzen sie vor drohendem Unheil warnten. Was wollte Mansfield? Er war für die Außenposten verantwortlich, die überall auf dem mehrere Tagesritte großen Gelände der Farm verteilt waren. Doch während Bens und Darcys Abwesenheit hatte er die Verwaltung von ganz Caravale übernommen. Im Augenblick gab es für ihn

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