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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Auskunft. So viel zum Datenschutz. Anscheinend hatte Rappolder alle Tests während der Rekrutenschule bestanden und war auch für die Unteroffiziersschule ausgewählt worden, dann aber plötzlich von einem Tag auf den anderen nach Hause geschickt worden.
    «Wissen S ie noch, wieso?», fragte ich den alten Haudegen.
    «Na klar, daran erinnere ich mich genau. Ich habe die Sache ein wenig verfolgt, weil ich mit dafür verantwortlich war, dass er überhaupt für die UOS genommen wurde. Also, das war so, er hat dauernd auf einem anderen der Jungs rumgehackt, einem Schwarzen aus Genf. Eines schönen Tages hat der sich gewehrt und – das ist jetzt Hörensagen – ein paar unschöne Dinge über Rappolders Schwester gesagt. Da ist dieser völlig ausgerastet und hat den Jungen kranken haus reif geschlagen. Auch der Feldweibel , der eingreifen wollte, hat was abgekriegt. Danach hat man ihn rausgeschmissen. Er sollte eigentlich zur Infanterie versetzt werden, aber man hat ihn dann etwas genauer unter die Lupe genommen und ist dabei auf seine restlichen Aktivitäten gestossen . Als er schliesslich wegen einer anderen Sache wegen Körperverletzung verurteilt wurde, hat man ihn gleich ganz aus der Armee ausgeschlossen. Für das Nazig esindel hat’s keinen Platz.»
    Ungefähr so etwas hatte ich erwartet.
    Ich bedankte mich und legte auf.
     
    Kurz vor halb fünf Uhr nachmittags betrat ich Mareille Brons Praxis in einem unauffälligen Mehrfamilienhaus am Rande von Urdorf. Die etwa fünfzig Jahre alte Rezeptionistin sah so aus, wie sie am Telefon geklungen hatte: b lass, blasiert und verklemmt. Sie erinnerte mich an die Haushälterin in den Narnia-Büchern. Ihre grauen Haare hatte sie zu einem strengen Knoten zurückgebunden, und sie trug eine grosse eckige Brille. Ihre Figur konnte ich nicht sehen, da sie hinter dem Empfangspult verborgen war, aber es war unwahrscheinlich, dass diese noch etwas am Gesamteindruck geändert hätte. I ch fragte mich, zu was für einer Quacksalberin Mujo hier wohl gegangen war.
    Ich erklärte der Dame , wer ich war. Gelangweilt verlangte sie Barzahlung im Voraus, wie abgesprochen. Zum Glück hatte ich ein grosszügiges Spesenkonto. Ich legte das Geld auf den Tisch und machte eine mentale Notiz, den Betrag unbedingt abzurechnen. Ich war da leider manchmal etwas schlampig.
    Erstaunlicherweise musste ich nicht im Wartezimmer Platz nehmen, sondern wurde direkt in ein Behandlungszimmer geführt.
    « S etzen sie sich», befahl der Empfangsdrachen und zeigte auf eine gemütliche, edel wirkende schwarze Ledercouch, «Doktor Bron wird gleich bei ihnen sein.» Dann verliess sie das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Ich setzte mich.
    Knapp fünf Minuten später öffnete sich die Tür wieder und eine sympathisch e , attraktive Frau in den frühen Vierzigern stöckelte herein. Sie trug einen blauen Hosenanzug, der ihre sportliche Figur betonte. Ihre hochhackigen schwarzen Schuhe verunmöglichten ihr einen normalen Gang, aber es sah gut aus. Ihre langen braunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ihr Make-up war dezent . Sie war nicht im konventionellen Sinn hübsch, aber sie strahlte Selbstsicherheit und Anteilnahme aus. Kurz gesagt, sie flösste einem sofort Vertrauen ein . Sicher kein Nachteil in ihrem Beruf. P rüfend schaute s ie mich an, dann lächelte sie routiniert und fragte ziemlich überflüssig: «Herr van Gogh?»
    «Genau», erwiderte ich und stand auf, um sie zu begrüssen.
    «Mareille Bron. Freut mich.» Sie stöckelte zu mir herüber und schüttelte mir zur Begrüssung die Hand. Es war ein männlich anmu ten der, angenehm fester Händedruck . «Nehmen Sie bitte Platz.»
    Ich setzte mich auf die Couch und sie liess sich elegant in einen schwar zen Ledersessel daneben sinken und schlug die Beine übereinan der.
    Ich musste unwillkürlich schmunzeln.
    Sie bemerkte es und fragte: «Was amüsiert S ie, Herr van Gogh?»
    «Die Couch ! Ist das nicht ein wenig klischeehaft?»
    Sie lachte fröhlich und antwortete: «Mir gefällt sie. Und das wird halt von uns Psycho logen einfach erwartet. Zwang des Fernsehens.» Dann konsultierte sie die Akte in ihren Händen und fuhr fort: «Ich sehe hier, dass S ie wegen eines Alkoholproblems zu mir kommen. Sollen wir darüber reden?»
    «Ich habe kein Problem mit Alkohol», antwortete ich, «nur ohne.»
    Sie zog überrascht die Augenbrauen hoch und warf mir einen zögerli chen Blick zu, entschied sich dann aber offensichtlich, dass das ein

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